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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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selbständig?“
       „Nur wenn eine Begegnung mit einem großen Körper droht. Zum Beispiel mit Meteoriten.“
       „Eben das befürchte ich“, sagte Belopolski. „Konstantin Was- siljewitsch“, wandte er sich an Saizew, „setzen Sie sich mit dem Funkraum in “Verbindung. Wir müssen Knjasew einschärfen, daß er die Trosse nicht losläßt. Er soll sie kräftig festhalten. Eine plötzliche Wendung ist jederzeit möglich.“
       „Ist es nicht besser, Sascha zurückkommen zu lassen? Am ,Phaetonen' wird er nicht gebraucht“, sagte Melnikow.
       „Wirklich nicht? Du mußt es ja wissen. Dann soll er zurück- kommen.“
       Saizew schaltete den Innenbildschirm ein, auf dem sich sofort Toporkows Gesicht zeigte. Er begrüßte Melnikow mit einem Lächeln. Saizew übermittelte Belopolskis Anweisung.
       Romanow und Korzewski kamen in den Steuerraum.
       Mit banger Unruhe beobachteten die fünf Männer Knjasew, der sich nur im Schneckentempo zu nähern schien.
       Wenn nun gerade in diesem Augenblick ein großer Meteorit auf die beiden Raumschiffe zuraste und der „Phaetone“ ein Ausweichmanöver vollführte? Die „SSSR-KS 3“ –würde die Be- wegung mitmachen, aber ein einzelner, von den Raumschiffen losgelöst dahinfliegender Mensch müßte zurückbleiben. Genauer gesagt, er würde seinen Weg in der alten Richtung fortsetzen und im Nu in den Weiten des Alls verschwunden sein. Ihn wie- derzufinden wäre völlig hoffnungslos.
       Während sie den Kameraden beobachteten, dachte Melnikow daran, daß der „frühere“ Belopolski diese Möglichkeit von vorn- herein einkalkuliert hätte. Wie hatten Paitschadse, Andrejew, Romanow und Knjasew zum „Phaetonen“ hinüberfliegen kön- nen, ohne wenigstens durch eine Leine mit der „SSSR-KS 3“ ver- bunden zu bleiben? Gewiß, es war ihnen nicht bekannt gewesen, daß der „Phaetone“ selbständig manövrierte, aber trotzdem ...
       Plötzlich fiel Melnikow ein, daß er ja genauso gehandelt hatte. Dabei wußte er alles, wußte es aus eigener Erfahrung. Er wurde rot vor Scham. Anderen vorzuwerfen, was man selbst nicht bes- ser gemacht hatte! Wie gut, daß er stumm geblieben war.
       „Die beiden Raumschiffe fliegen mit einer Geschwindigkeit von zweiunddreißig Kilometern in der Sekunde. Genauer ge- sagt: zweiunddreißig Komma vier eins.“
       Das war der alte Belopolski! Knapp und präzise.
       Was mochte nur mit ihm sein?
       Und zum erstenmal kam Melnikow der Gedanke: Ob es un- seretwegen ist? Ob unser vermeintlicher Tod das alles bewirkte?
       „Bei Richtungsänderung wird ein frei schwebender Mensch mit großer Gewalt weggeschleudert. Mit einer einfachen Leine ist es da nicht getan. Leider kannten wir vorher nicht die Be- sonderheiten des ,Phaetonen'. Wir waren also sehr leichtsinnig.“
       „Das Radargerät zeigt voraus nichts Gefährliches“, sagte Saizew beruhigend.
       „Die Gefahr kann urplötzlich auftauchen. Wer weiß, auf welche Entfernung die Automaten des ,Phaetonen' reagieren.“
       Aber da war Knjasew auch schon vor der Luftschleuse. Einen Augenblick später zeigte ein grünes Lämpchen am Steuerpult an, daß sich die Außentür hinter ihm geschlossen hatte.
       „Jetzt erzähl, und zwar so ausführlich wie möglich“, sagte Belopolski mit seiner gewohnten Ruhe.
       „Warten wir noch auf Knjasew.“
       „Gut, dann erzählen wir als erste.“

       „Warum habt ihr euch denn nochmals zur Verfolgungsjagd auf uns entschlossen?“ fragte Melnikow, nachdem Saizew kurz, aber eingehend von allen Vorfällen seit dem plötzlichen Start auf der Venus berichtet hatte.
       Der Ingenieur hatte den Zustand Belopolskis mit keinem Wort erwähnt, aber Melnikow erriet vieles schon selber. Zu offensichtlich waren die Widersprüche in der Erzählung. Es kam so heraus, als ob die „SSSR-KS 3“, nachdem sie von der Erde alles über den „Phaetonen“ erfahren hatte, nicht sofort kehrt- gemacht habe, sondern erst nach zwei Tagen. Das konnte nicht sein. Es gab keine Gründe, die eine derartige Verzögerung unter solchen Umständen gerechtfertigt hätten.
       Die Absonderlichkeiten, die er an Belopolski bemerkt hatte, bestätigten nur Melnikows Vermutungen.
       Melnikow sah Belopolski an und begegnete einem ungewöhn- lich verlegenen, ja sogar zaghaften Blick. Da erfaßte ihn unend- liches Mitleid mit diesem Menschen, der seinetwegen soviel durchgemacht hatte. Am liebsten hätte er

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