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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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seinen Lehrer auf der Stelle umarmt.
       „Sie waren unter ständiger Beobachtung von der Erde aus“, antwortete Saizew. „Als sich herausstellte, daß der ,Phaetone' tagelang weder Flugrichtung noch Geschwindigkeit änderte, forderte Kamow uns auf, einen letzten Versuch zu unterneh- men, uns ihm zu nähern. Diesmal gelang es. Aber warum haben Sie so oft den Kurs geändert?“
       „Ende gut, alles gut, heißt es im Volksmund. Hätte uns die ,KS 3' sogleich eingeholt, hätten wir das Raumschiff der Phae- tonen vielleicht wirklich seinem Schicksal überlassen, und das wäre ein großer Verlust für die Wissenschaft gewesen. Da wußten wir nämlich noch nicht, wie der ,Phaetone' gesteuert wird. Es hat alles sein Gutes.“
       Belopolski ließ den Kopf sinken. Er begriff, das sollte Mel- nikows Antwort auf seine Bitte um Verzeihung sein.
       „Jetzt sind wir auf Ihren Bericht gespannt“, sagte Saizew.
       Er schaltete den Bildschirm ein, damit Toporkow im Funk- raum ebenfalls zuhören konnte.
       „Schießen Sie losl“
       Unwillkürlich warfen die Besatzungsmitglieder der „SSSR- KS 3“ immer wieder Blicke auf den Bildschirm, als sei erst die Tatsache, daß das Raumschiff der Phaetonen unmittelbar neben ihnen lag, ein Beweis für die Realität dessen, was sie da hörten.
       Aber alles, was Melnikow erzählte, war reine Wahrheit, war ebensowenig zu bezweifeln wie seine Anwesenheit im Steuer- raum. Es war die Wahrheit über den Aufenthalt zweier Men- schen in einer Welt der fernen Zukunft, eine ganz unwahrschein- liche Wahrheit, die jeder vernünftige Mensch zunächst für ein reines Produkt der Phantasie hielt.
       Er erzählte von der Ernährung durch Luft, von der Steuerung mit Hilfe der Vorstellungskraft, von dem Metall, das sich in Nichts auflöste, von den unbekannten Apparaten, die „nach ihrem Willen“ Schlafen und Wachen des Menschen steuerten, vom selbständigen Manövrieren des Raumschiffes, von seiner Automatik, die es in den Weiten des Alls sorgsam schützte. Er erzählte von den Wänden, die auf Wunsch durchsichtig und wieder undurchsichtig wurden, von den „gläsernen“ Stegen, die ohne Stützen in der Luft schwebten, und von dem Steuerpult, in dessen verschiedenfarbigen Facetten rätselhafte Funken flim- merten, die erstarrten, sobald der Pilot im Sessel Platz nahm, als sähen sie ihn und gäben ihre Bereitschaft zu erkennen, sei- nem Willen zu gehorchen.
       Nachdem Melnikows gedämpfte Stimme verstummt war, herrschte lange Schweigen.
       Belopolski brach es.
       „Du hast recht“, sagte er. „Das Raumschiff der Phaetonen muß um jeden Preis gerettet werden.“
       „Befehlen Sie also, Konstantin Jewgenjewitsch!“
       Wie ein Schatten legte es sich über das Gesicht des Akademie- mitglieds. Melnikow hatte das Gefühl, Belopolski wolle etwas sagen, bringe es jedoch nicht über sich. Eine unbestimmte Ah- nung beschlich ihn. Saizew biß sich auf die Lippen und wandte sich ab. Auch er ahnte, was jetzt kam.
       Der Bildschirm erlosch. Wie wenn er das Weitere nicht hören wollte, hatte Toporkow ihn ausgeschaltet.
       „Befehlen?“ sagte Belopolski kaum vernehmlich. „Dazu habe ich kein Recht mehr.“
       Er gab sich innerlich einen Ruck. Nun sprach er laut und fest: „Ein neuer Kommandant ist an Bord gekommen. Einem Kom- mandanten aber befiehlt man nicht, von ihm nimmt man Be- fehle entgegen. Ich stehe zur Verfügung!“
       „Konstantin Jewgenjewitsch!“ sagte Melnikow beschwörend.
       „Wenn du willst, schick einen Funkspruch zur Erde. Kamow wird nur eine Antwort darauf haben.“ Er schwieg eine Weile. „Um eines bitte ich dich. Überlaß mir die Ehre, den ,Phaetonen' zur Erde zu steuern. Vertrau Wtorow, Korzewski und mir diese Aufgabe an. Nur so kann ich mich rehabilitieren, wennschon nicht in den Augen der Menschheit, so doch in meinen eigenen. Ich habe zu viele Fehler gemacht. Verbrecherische Fehler.“
       Melnikow begriff, daß es sinnlos war, ihn umstimmen zu wollen. Er sah den Gesichtern der Kameraden an, daß ihnen Belopolskis Entschluß nicht überraschend kam. Aber so ohne weiteres brachte er es nicht fertig, den Befehl über das Raum- schiff zu übernehmen.
       „Schön! Ich werde bei Kamow anfragen. Soll er entscheiden.“
       „Gehen Sie, bitte!“ sagte Belopolski.
       Alle verstanden, daß das nicht nur Melnikow galt. Belopolski wollte, daß man ihn allein ließe.
       „Ich mache mir große

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