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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Tod ein Gesicht besaß. Doch jetzt …
    Der Schatten war jetzt ganz nah. Er sah beinahe aus wie ein hoch gewachsener Mann in einem langen dunklen Mantel, dessen Gesicht von einem breitkrempigen Hut verdeckt wurde.
    Das Blut rauschte Maylea hämmernd in den Ohren, die Lider flatterten, und der Atem wich pfeifend aus ihren Lungen. Sie wollte etwas sagen und hob flehend die Hand. Doch schon der erste, mühsam hervorgepresste Ton ging in einem würgenden Husten unter, in dessen Folge neues Blut aus den rissigen Lippen quoll. Ein letztes Mal bot sie all ihre Kraft auf »Wasser!«, röchelte sie. Dann wurde es dunkel.

 
     
     
    Epilog
     
     
    Sanforan, 595 Winter n. A.
     
    Auf dem großen Festplatz innerhalb der Bastei drängten sich unzählige Menschen. Die schweren Regenwolken des Nachmittags hatten sich verzogen, und die sinkende Sonne glitzerte auf den nassen Dächern. Ein kühler Wind blies vom schwarzen Ozean herüber, trug den würzigen Duft des Meeres heran und ließ die Banner und Wimpel fröhlich flattern, die dem feierlichen Anlass gemäß rings um den Platz gehisst waren.
    Obwohl Hunderte dem Appell der Herolde gefolgt waren, die kurz zuvor durch die Straßen Sanforans geeilt waren, um die Bewohner zur Bastei zu rufen, war es auf dem Platz gespenstisch still.
    Nur die Geräusche das Windes, der Brandung und der weißen Seevögel, die auf den Dächern saßen und mit schrillen Stimmen stritten, durchbrachen die erwartungsvolle Stille, die sich über die dicht gedrängte Menge gebreitet hatte. Die erregten Gespräche der Nachzügler verstummten, kaum dass sie den Platz betraten. Schweigend mischten sie sich unter die Versammelten, die alle gespannt zur geschmückten Balustrade der Bastei aufblickten und darauf warteten, dass der Hohe Rat sich dem Volk zeigte.
    Kelda stand inmitten des Küchengesindes in einer der vordersten Reihen. Ihre graue Schürze wies unzählige rote Flecken auf, die noch von den Kilvarbeeren herrührten, die sie am Nachmittag verlesen hatte. Es hieß, der Hohe Rat habe Neuigkeiten über die Lage am Pass zu verkünden. Um nichts zu versäumen, hatte sie augenblicklich alles stehen und liegen gelassen und war mit den anderen auf den Festplatz geeilt. Der Herdmeisterin klopfte das Herz bis zum Hals. Ihre Wangen waren vor unterdrückter Anspannung gerötet. Immer wieder hatte sie in den vergangenen Tagen versucht, etwas über die Lage in der Festung zu erfahren, hatte Boten, Kundschaftern und verwundeten Kriegern regelrecht aufgelauert und sie nach einem jungen Wunand namens Abbas gefragt. Doch diese hatten nur bedauernd den Kopf geschüttelt. Niemand kannte ihn. Alles, was Kelda in Erfahrung gebracht hatte, war, dass man sich am Pass auf eine große, alles entscheidende Schlacht vorbereitete. Diese Nachrichten hatten sich in der vergangenen Nacht bestätigt, als ein Falke die Botschaft überbracht hatte, dass die Schlacht begonnen habe.
    Aber warum war der Platz dann so prächtig geschmückt? War die Schlacht etwa schon geschlagen? War es denn möglich, ein so gewaltiges Heer wie das der Uzoma so schnell zu besiegen? Fragen über Fragen, die nicht nur Kelda bewegten. In der kurzen Zeitspanne, die seit dem Aufruf der Herolde verstrichen war, hatten schon viele Gerüchte die Runde gemacht. Jeder glaubte etwas zu wissen oder gehört zu haben, doch jene, die es wissen mussten, hüllten sich in Schweigen.
    In diesem Augenblick schmetterten Fanfaren gellend über den Platz und kündeten von der Ankunft des Hohen Rates. Ein Raunen ging durch die Menge. Hälse reckten sich, es wurde gedrängelt und geschoben, als die Menschen versuchten, weiter nach vorn zu gelangen.
    Endlich traten die fünf Ratsmitglieder an die Brüstung. Die silbernen Stickereien auf den dunklen Roben funkelten im Licht der untergehenden Sonne, und ihr goldener Schein ließ die Gesichter der Ratsmitglieder erstrahlen. Für wenige Augenblicke standen sie schweigend beisammen und ließen den Blick über die versammelten Menschen schweifen, dann hob Gaynor, der den Vorsitz über den Rat innehatte, die Hand und bat um Ruhe.
    Augenblicklich war es wieder still.
    »Bürger von Sanforan«, sprach er mit lauter Stimme, und das Tosen der Brandung verlieh seinen Worten zusätzlich Gewicht. »Wir haben Euch hier zusammengerufen, um frohe Kunde zu bringen.« Er verstummte kurz, um die Worte wirken zu lassen. »Wie Ihr wisst, hatte die entscheidende Schlacht an der Festung am gestrigen Abend begonnen. Es wäre nicht recht, die bitteren

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