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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Artis ein. »Einen Krieg kann nur führen, wer einig ist. Ein zerstrittenes Volk hat genug mit sich selbst zu tun.«
    »Aber wer sagt uns, dass es nicht nur ein vorübergehendes Zerwürfnis ist?«, fragte Inahwen.
    »Das kann niemand mit Bestimmtheit sagen«, erwiderte Gathorion mit ernster Miene. »Diese Schlacht hat für uns ein glückliches Ende gefunden. Zwar haben wir nicht gesiegt, sind aber auch nicht bezwungen worden. Es scheint sicher, dass die Lagaren den Uzoma nicht mehr gehorchen. In jedem Fall müssen wir die Zeit nutzen, um uns für das, was kommen mag, zu wappnen. Es gilt, die Verwundeten zu versorgen, die Toten zu bergen und zu bestatten. Die Schäden an der Festung sind zu groß, als dass wir sie binnen kurzer Zeit beheben könnten, doch sollte es uns zumindest gelingen, die Außenmauer so weit zu sichern, dass sie einem erneuten Ansturm standhält.«
    »Dann hältst du es für möglich, dass …« Inahwen wandte sich um, als ein Meldegänger die marode Treppe zur Brustwehr hinaufstieg. Der junge Mann trug das Wappen der Raiden auf der Schulter und nahm Haltung an, kaum dass er die Treppe erklommen hatte. »Ich bringe Nachricht aus dem Falkenhaus«, sagte er mit ernster Miene und reichte Gathorion ein zusammengerolltes Pergament.
    »Meinen Dank«, erwiderte Gathorion. Der Elbenprinz nahm das Pergament an sich, entrollte es vorsichtig und begann zu lesen. Nicht die kleinste Regung in seinem Gesicht gab Aufschluss über den Inhalt der Nachricht. Schließlich rollte er das Pergament zusammen. »Richte den Heermeistern aus, sie mögen sich sofort im Versammlungsraum einfinden«, trug er dem Meldegänger auf. »Es gibt eine gute Neuigkeit zu vermelden.«
     
     
     
    »Verdammt, Maylea, lauf!«
    Maylea hörte die Worte und wusste, dass sie ihr galten, doch etwas hielt sie davon ab zu tun, was Abbas von ihr verlangte.
    Das war falsch, doch ihr Bewusstsein schien in einen blutigen Nebel gehüllt zu sein, der es ihr unmöglich machte zu erkennen, weshalb. Sie spürte die Gefahr und wusste, dass Eile geboten war, und doch gehorchte sie nicht, sondern beobachtete wie ein Unbeteiligter, wie Abbas vor der Tür um sein Leben kämpfte. Die Uzoma bedrängten ihn hartnäckig, doch der junge Wunand führte die Peitsche so geschickt, dass es ihnen nicht gelang, aus dem engen Gang herauszukommen.
    Er ist ein Wunand! Es ist ein Mann, der mir das Leben rettet! Ein tiefes Schamgefühl überkam Maylea. Alles war falsch. Sie war es doch, die zu kämpfen hatte. Sie müsste Abbas beschützen, ihm zurufen, dass er laufen solle.
    Aber wie?
    Sie hatte keine Waffe. Ihr Arm war gebrochen, und sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Abbas war gekommen, um sie zu retten. Wenn auch sie sich den Uzoma zum Kampf stellte, würden sie beide sterben. Doch wenn sie tat, was er von ihr verlangte, wäre sein heldenhafter Einsatz nicht vergebens. Sie wusste, dass sie laufen musste, und dennoch zögerte sie.
    Es sind zu viele! Wie ein Blitz durchschnitt die Erkenntnis ihre Gedanken, und Maylea spürte, wie sich ihre Brust verkrampfte. Es waren zu viele Krieger mit zu vielen Waffen, als dass Abbas ihnen lange standhalten konnte.
    »Maylea, lauf!« Die Worte drangen wie aus weiter Ferne an ihre Ohren.
    Du kannst ihn nicht zurücklassen.
    »Lauf!« Verzweiflung lag in Abbas’ Worten. Sie spürte, wie er um sie bangte.
    Ein Uzoma ging zu Boden, doch dem jungen Wunand war keine Atempause vergönnt, denn die vier anderen bedrängten ihn nun umso härter.
    »Maylea!«
    Hilf ihm!
    Maylea sah Abbas taumeln. Der einstige Küchenjunge besaß nicht die Ausdauer, um einen solch zermürbenden Kampf lange durchzustehen. Obwohl er die Peitsche so geschickt wie eine Amazone führte, war er den vereinten Kräften der Krieger auf Dauer nicht gewachsen.
    »Lauf!«
    Er ist deines Blutes. Dein Freund!
    »Emos zornige Kinder. Jetzt lauf doch!«
    Emo! Etwas lag in dem Wort, das Mayleas Bewusstsein erreichte, das Scham und Schuldgefühle verdrängte und die Vernunft die Oberhand gewinnen ließ. Furcht und Todesangst, die sie schon während des Ritts gespürte hatte, schlugen mit ungeahnter Heftigkeit über ihr zusammen und erweckten den angeborenen Fluchttrieb in ihr zu neuem Leben.
    Du kannst ihn nicht zurücklassen. Tief in ihrem Innern hörte sie die Stimme wispern, aber sie war schwach und leise, und Maylea beachtete sie nicht länger. In ihrem Denken gab es keinen Raum mehr für Pflichtgefühl und Hilfsbereitschaft. Es gab nur noch das brennende Verlangen,

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