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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Land hinter den Bergen. Mein Stamm, der Stamm der Onur, wird die letzte Schlacht schlagen und euch den Weg bereiten. Die Onur sind willens für Andaurien zu sterben, denn ich, euer König, bin von den Göttern geschlagen. Ein König ist nichts ohne Land, und so sei mein Tod euer Leben.«
    So geschah es, dass der Stamm der Könige sich den blutrünstigen Massen in einer verheerenden Schlacht stellte. Keiner der getreuen Sanforans blieb am Leben. Doch ihr Tod war nicht vergebens, denn er verhalf den Raiden, Wunand und Katauren zur Flucht.
     
    Die Stämme flohen zum Rand der großen Wüste. Die Zahl der Flüchtigen wuchs auf dem langen Weg stetig an, und auch die verbliebenen Onur, welche die Kunde von dem furchtbaren Schicksal ihres Stammes ereilte, schlossen sich dem Zuge an.
    Aber die Horden des dunklen Gottes verfolgten sie ohne Gnade und drängten die Flüchtlinge tief in die Wüste hinein. Dort wären sie wohl jämmerlich umgekommen, hätte sie nicht der Stamm der Fath gefunden. Der Scheyk der Fath hatte nie zuvor von dem dunklen Gott gehört, doch er gewahrte die Furcht der Menschen und zeigte sich tief beeindruckt vom Heldenmut ihres Königs. So traf er die Entscheidung, die Flüchtlinge mit Hilfe seines Volkes durch die Wüste zu führen.
    Die fünf Stämme, die wir heute als die Vereinigten Stämme von Nymath kennen, brachen noch in derselben Nacht auf. Und sie taten gut daran, denn schon am folgenden Tag brachten die Diener des dunklen Gottes Verwüstung über all das, was die Fath zurückließen. Was blieb, war ein Himmel, schwarz von Rauch und Vernichtung.
    Nach einer langen und verlustreichen Wanderung hatten die fünf Stämme schließlich die Gefahren der Wüste bezwungen. In Nymath angekommen, schworen sie sich gegenseitig die Treue und fassten den Entschluss, dass es fortan keinen König mehr unter ihnen geben solle. An seiner Stelle würde ein Hoher Rat die Stämme regieren. Zu Ehren jenes Herrschers, der noch heute als der letzte König bekannt ist, benannten die Stämme ihre Hauptstadt nach ihm – Sanforan.

Prolog
     
     
    Sanforan, 590 Winter n. A.
     
    An einem sonnigen Morgen im späten Lenz herrschte Aufregung im Falkenhaus von Sanforan, jener eindrucksvollen Hafenstadt an der Küste Nymaths. Hinter den steinernen Mauern der Bastei, welche auch den Sitz der Regierung beherbergte, hatte eine gespannte Erwartung von den Menschen Besitz ergriffen, die hier lebten und ihrem Handwerk nachgingen. Ein jeder spürte, dass das seltene Ereignis unmittelbar bevorstand, und die meisten bedauerten, nicht selbst dessen Zeuge sein zu dürfen.
    Lange vor Sonnenaufgang hatte der oberste Falkner seine Rekruten in das Bruthaus der Falknerei befohlen. Die jungen Männer, die sich in der Ausbildung zum Kundschafter befanden, waren diszipliniert genug, um ihre freudige Erregung zu unterdrücken, doch die Röte in ihren Gesichtern spiegelte eine große Anspannung wider.
    Seit nunmehr dreiunddreißig Tagen saßen die fünf Falkenweibchen auf den Gelegen, und je näher der Tag rückte, an dem die Jungvögel schlüpfen sollten, desto größer wurde die Aufregung unter den Rekruten. Ihre militärische Ausbildung war so gut wie abgeschlossen. Jetzt fehlte ihnen nur noch eines, um in den erlesenen Kreis der Kundschafter aufsteigen zu können: der eigene Falke. Erst wenn ein Falkenjunges sie erwählte , konnten sie mit der Unterweisung fortfahren, deren Herzstück in der gedanklichen Verbindung mit dem Falken bestehen würde.
    So hatten sich an diesem besonderen Morgen mehr als zwei Dutzend junger Männer um den großen runden Tisch in der Mitte des Bruthauses versammelt und blickten mit gemischten Gefühlen auf die zwanzig unscheinbaren, braun gesprenkelten Eier in den fünf kreisförmig angeordneten Nestern. Die Menge der zu erwartenden Jungvögel entsprach längst nicht der Anzahl der Rekruten, und es war offensichtlich, dass einige von ihnen noch einen weiteren Winter auf die Fortsetzung ihrer Ausbildung würden warten müssen. Doch ein jeder hoffte im Stillen, zu den Auserwählten zu gehören, und so war die Stimmung im Bruthaus von Zuversicht geprägt.
    Kurz vor Sonnenaufgang hatten drei der fünf Falken das Nest verlassen und hockten nun gleichmütig auf den kurzen Querstangen der bereitgestellten Blöcke neben den Nestern. Die Unruhe, welche die Rekruten in das Bruthaus trugen, schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken. Sie blinzelten schläfrig, als ginge sie das Schlüpfen ihrer Jungen nichts an.
    »Da!«

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