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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Berges erreichten.
    Erschöpft, aber zuversichtlich hielten sie inne und gönnten sich einen Augenblick der Ruhe, um neuen Atem für den Abstieg zu schöpfen. Hoch über ihnen kreisten Vögel, und der Wind blies kräftig, während die tief stehende Sonne durch einen Spalt in den Wolken brach und den stumpfen Farben des Dschungels einen neuen Glanz verlieh.
    Die Schönheit des Anblicks konnte jedoch nicht verhindern, dass Yenu auch Enttäuschung verspürte, als sie einen ersten Blick auf das Land östlich des Bergrückens warf. Das Tal auf der anderen Seite unterschied sich kaum vom dem, das sie gerade hinter sich gelassen hatten. Auch dort erstreckte sich der nebelverhangene Dschungel wie ein grüner Teppich fast bis zum Horizont. Einzig der Hang bot an der Ostseite ein wenig Abwechslung. Er war wesentlich steiler und auch lange nicht so bewachsen wie die westliche Seite, die sie gerade erklommen hatten. Yenu war froh, ihn nicht hinaufsteigen zu müssen.
    »Sieh!« Miya deutete nach Osten, wo in der Ferne der Rauch von Lagerfeuern über dem Wald aufstieg. »Das müssen Kwannen sein!« Einer plötzlichen Eingebung folgend, schloss sie die Freundin überschwänglich in die Arme. »Freu dich doch!«, sagte sie, als spüre sie Yenus Enttäuschung. »Wir müssen nur noch hinunter, dann haben wir es geschafft.«
     
     

    ***
     
    Ich komme nach Hause.
    Der Gedanke durchfuhr Ajana ganz unvermittelt, als sie im Licht der untergehenden Sonne unter dem steinernen Torbogen der Festung hindurchritt. Die Gebäude aus Felsgestein, die trutzigen Mauern und gepflasterten Straßen, die von Kriegern der unterschiedlichen Stämme bevölkert wurden, die kühle Luft, die von den Bergen herabstrich und den Geruch von Schnee in sich trug – all das war ihr in der kurzen Zeit, die sie hier verbracht hatte, so vertraut geworden, dass sich das Gefühl der Heimkehr fast augenblicklich einstellte.
    Mit der Festung am Pandarasgebirge verband sie so viele Erinnerungen wie mit keinem anderen Ort in Nymath, schöne wie auch schmerzliche. Hier hatte man sie nach der Befreiung aus der Hand der Uzoma freundlich aufgenommen. Hier hatte sie sich zum ersten Mal wirklich sicher gefühlt, hatte das Geheimnis des Runenamuletts erfahren und Freunde gefunden. Freunde wie Inahwen und Abbas, die ihr auch jetzt noch lieb und teuer waren, und Freunde wie Bayard und Maylea, deren Tod sie noch längst nicht verwunden hatte.
    Ein Steinkauz rief in der Ferne. Der pfeifende Laut lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das, was vor ihr lag, und sie erkannte, dass sich doch etwas verändert hatte. Die vielen Uzoma, die sich wie selbstverständlich innerhalb der Festungsmauern bewegten, waren damals noch nicht hier gewesen. Vor acht Monaten hatte das Heer der Uzoma auf der anderen Seite der Festung Stellung bezogen und war wild entschlossen gewesen, die Mauern zu stürmen und jeden Angehörigen der Vereinigten Stämme zu töten.
    Der Anblick des friedlichen Miteinanders von Händlern und Handwerkern beider Volksgruppen erfüllte sie mit Stolz, und sie erkannte, dass hier viel mehr noch als in Sanforan der Frieden zwischen den einstigen Todfeinden bereits gelebt wurde.
    Dabei war der Beginn alles andere als einfach gewesen. Zu viel Hass auf beiden Seiten hatte Verhandlungen fast unmöglich gemacht. Erst unter der Führung der friedliebenden Vaughn hatten sich der Hohen Rat von Sanforan und einige einflussreiche Stammesfürsten der Uzoma darauf einigen können, in der Festung am Pass eine Handelsstation zu errichten, in der Uzoma und Menschen gleichermaßen Waren untereinander austauschen konnten.
    Eine Handvoll geschäftiger Händler aus Sanforan hatte rasch erkannt, dass bei den Uzoma ein ungeheurer Bedarf an Dingen des täglichen Gebrauchs bestand. Ungeachtet aller Gefahren hatten sie damit begonnen, ganze Wagenladungen aus Töpfen, Decken und Werkzeugen an den Pass zu schaffen. Im Gegenzug hatten sie von den Uzoma wertvolle Gewürze und Öle erhalten sowie süße und schmackhafte Früchte, die nur in den Oasen der Wüste gediehen. Die einträglichen Geschäfte der wenigen Mutigen, die sich als Erste an den Pass gewagt hatten, hatten schon bald weitere Händler angezogen, und obwohl der Winter diesmal besonders hart war, hatte sich die Festung am Pass binnen kürzester Zeit zu einem bei beiden Völkern gleichermaßen beliebten Handelsplatz entwickelt.
     
    »Ehrwürdige Nebelsängerin?«, fragte Abbas in ihre Gedanken hinein. »Was gedenkt Ihr jetzt zu tun?«
    »Ich

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