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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ein schrecklicher Frevel, würde ich Euch diese Ehrerbietung verweigern.«
    »Oh.« Abbas’ Worte machten Ajana erst deutlich, in welchen Gewissenskonflikt sie den Wunand mit ihrem Angebot gestürzt hatte. »Entschuldige, ich habe nicht gewusst, dass es sich so für dich verhält«, erklärte sie schnell. »Wenn du dich mit dem ihr wohler fühlst, ist es mir natürlich auch recht.«
    Sie bemerkte den Ausdruck von Erleichterung auf Abbas’ Gesicht und wechselte schnell das Thema, indem sie ihm einige Dinge aufzählte, die es zu besorgen galt. Dann nannte sie ihm einen Treffpunkt und machte sich auf den Weg, um nach einem Sattel für sich Ausschau zu halten.
     
    Abbas blickte ihr nach, bis sie zwischen den schmucklosen Felsbauten verschwunden war.
    Sie will in die Wüste, dachte er bei sich. Was hat sie nur vor?
    Er wünschte, Keelin wäre da. Oder Inahwen. Einer der beiden würde sicher etwas von Ajanas Plänen wissen – oder nicht? Wohlmöglich hatte Ajana auch ihnen nicht erzählt, was sie vorhatte und wohin sie reiten wollte. Vielleicht hatte sie ihnen gegenüber nur gesagt, sie wolle ausreiten, und nun machte man sich in Sanforan schon große Sorgen um sie.
    Abbas wendete das Pferd nach links und ließ es traben.
    Er hatte Ajana versprochen, niemandem etwas über ihre Pläne zu verraten, aber eine leise Stimme flüsterte ihm zu, dass er Inahwen unbedingt eine Botschaft zukommen lassen musste. Die Elbin hatte ein Recht zu erfahren, dass Ajana am Pass war und plante, in die Nunou zu reiten. Was sie vorhatte, lag noch im Dunkeln, doch so würde man in Sanforan zumindest wissen, wo Ajana sich aufhielt und dass es ihr gut ging.
    Eilig machte er sich auf den Weg zum Falkenhaus der Festung, um die Botschaft einem Falkner zu übergeben. Die Besorgungen konnte er auch später noch erledigen. Wenn er nur schnell genug war, würde Ajana die Verzögerung nicht einmal bemerken.
     
     

    ***
     
    Der Weg hinunter ins Tal war für Yenu und Miya fast ebenso beschwerlich wie der Aufstieg auf den Bergrücken. Der Hang fiel steil ab und machte es den beiden Frauen nahezu unmöglich, aufrecht zu gehen. Es war, als stiegen sie in eine Grube hinab. Nur wenige Pflanzen hatten auf dem abschüssigen Gelände Wurzeln geschlagen, und so rutschten und schlidderten sie zumeist auf losem Geröll und Felsgestein in die Tiefe.
    Bald schon taten Yenu die Füße weh. Sand und Steine fanden ungehindert den Weg in ihre Ledersandalen und stachen ihr bei jedem Schritt schmerzhaft in die Fußsohlen, während sie gleichzeitig verbissen darum kämpfte, das Gleichgewicht zu halten, um den Abhang nicht kopfüber hinunter zu stürzen.
    Miya erging es nicht viel besser. Immer wieder strauchelte sie und konnte einen Sturz oft erst im letzten Augenblick abfangen.
    Es war fast dunkel, als die beiden erschöpft, aber glücklich die Talsohle erreichten. Das letzte Stück war sehr viel flacher und leichter zu beschreiten gewesen, dennoch gönnten sie sich erst dann eine kurze Atempause, als das Dickicht ihnen genügend Sichtschutz bot.
    »Wir sollten die Nacht hier verbringen«, schlug Yenu vor. »Wir kennen uns hier nicht aus. Es ist zu gefährlich, im Dunkeln weiterzugehen.«
    Aber Miya schüttelte den Kopf. »Wir laufen noch ein paar hundert Schritte«, bestimmte sie. »Hier würden mögliche Verfolger sofort über uns stolpern, wenn sie den Hang herunterkommen. Die Spur, die wir hinterlassen haben, ist nicht zu übersehen.«
    »Einverstanden.« Yenu seufzte ergeben. »Aber nur noch die paar hundert Schritte. Meine Fußsohlen sind so wund, dass ich sie kaum mehr spüre.«
    »Keine Sorge.« Obwohl es schon sehr dämmrig war, bemerkte Yenu, dass ihre Freundin lächelte. »Mir geht es nicht viel besser. Trotzdem müssen wir noch ein kleines Stück weitergehen.« Sie erhob sich, schulterte das Gepäck und machte sich auf den Weg.
    Yenu wollte es ihr gleichtun und stand auf, da explodierte etwas in den Schatten zu ihrer Linken. Etwas Dunkles schoss daraus hervor und traf sie mit solcher Wucht, dass sie zu Boden geschleudert wurde. Ein beißender Schmerz schoss ihr durch den Arm, und sie fühlte Blut an ihrer Hand.
    »Miya!« Ihr Schrei zerriss die Stille und übertönte für einen Augenblick selbst das wütende Knurren neben ihrem Ohr.
    In wilder Panik schlug sie mit der freien Hand auf den Angreifer ein, doch dieser hielt sie erbarmungslos fest. Zähne und Klauen rissen an ihr, zerfetzten ihr Gewand und gruben sich tief in die ungeschützte Haut ihres Arms.

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