Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
werde versuchen, Wasser, Proviant, Decken und eine Waffe für die Weiterreise zu bekommen«, gab Ajana unumwunden zur Antwort. Sie straffte sich und streckte dem Wunand-Krieger zum Abschied die Hand entgegen. »Ich danke dir, dass du mich so weit begleitet hast«, sagte sie aufrichtig. »Aber hier trennen sich unsere Wege. Leb wohl, Abbas. Ich wünsche dir alles Gute. Wenn du Keelin in Sanforan triffst, sag ihm, dass ich … dass … Ach, vergiss es!«
»Ihr wollt noch weiter reiten?« Abbas starrte Ajana fassungslos an. »In die Berge? Zu den Vaughn? Nach Udnobe? – Oder …« Er hielt kurz inne und fuhr dann fast ehrfürchtig fort: »Zu Eurer Ahnin Gaelithil in die Höhle der Seelensteine?«
»Nichts von alledem.« Ajana schüttelte den Kopf »Lass es gut sein, Abbas«, sagte sie versöhnlich. »Ich bin dir für deine Gesellschaft wirklich dankbar, aber von nun an werde ich allein weiterreiten.«
»Das kommt nicht in Frage«, Abbas lenkte sein Pferd noch dichter an Ajana heran. »Ihr wisst, dass ich Euch ohne zu zögern bis in die feurigen Fluten des Wehlfangs folgen würde, wenn es sein müsste.«
»Das weiß ich.« Ajana nickte ernst. »Aber das hier ist etwas anderes.« Sie wendete ihr Pferd und ließ es ein paar Schritte die Straße hinaufgehen. Abbas dachte indes gar nicht daran zurückzubleiben und folgte ihr.
»Ihr könnt mich nicht daran hindern, Euch zu folgen«, sagte er fast trotzig. »Ich weiß zwar nicht, was Ihr vorhabt, aber ich werde ganz gewiss nicht zulassen, dass Ihr allein reitet – wohin auch immer.«
»Abbas.« Ajana schüttelte den Kopf und seufzte. »Versteh doch: Ich möchte nicht, dass du dich noch einmal für mich in Gefahr bringst.«
»Ob und wann ich mich in Gefahr bringe, entscheide immer noch ich!« Abbas legte die Hand auf das Heft seiner Feuerpeitsche, um die Worte zu unterstreichen, und fügte hinzu: »Ich würde mein Leben mit Freuden geben, um das Eure zu beschützen.«
»Dann kann ich dich nicht überzeugen, nach Sanforan zurückzukehren?« Abbas’ ruhmvolles Gebaren rührte Ajana. Sie lächelte.
»Auf keinen Fall!«
»Auch nicht, wenn ich dir verrate, dass ich vorhabe, weit in die Wüste hineinzureiten?«, meinte Ajana und gab ein klein wenig ihres Vorhabens preis.
Ein leichtes Zucken um die Mundwinkel verriet ihr, wie sehr diese Neuigkeit Abbas überraschte. Seine Stimme klang jedoch gefasst, als er antwortete: »Dann noch viel weniger. Die Wüste birgt viele Gefahren. Ich habe von den Uzoma einiges über das Leben dort erfahren. Wenn Euer Ziel in der Nunou liegt, vermag dieses Wissen Euch gute Dienste zu leisten.«
»Das klingt einleuchtend.« Ajana nickte. Sie mochte Abbas. Wäre nicht die Sorge gewesen, dass ihm etwas zustoßen könnte, und die Gewissheit, dass er den Weg zurück allein bestreiten musste, hätte sie sein Angebot mit Freuden angenommen. So aber zögerte sie und wog die widerstreitenden Gefühle sorgfältig gegeneinander ab.
»Wunand können sehr dickköpfig sein«, hörte sie Abbas sagen. »Mit Verlaub. Ihr könnt mir wohl verbieten, Euch zu begleiten, aber nicht verhindern, dass ich Euch dennoch folge.«
»Abbas, du weißt nicht, worauf du dich einlässt«, entgegnete Ajana.
Doch er ließ sich nicht beirren. »Auch wenn die Zukunft im Dunkeln liegt, so ist es doch meine Pflicht, Euch auf dieser Reise zu begleiten«, erklärte er aus tiefster Überzeugung. »Ich wäre wahrlich ein erbärmlicher Krieger, würde ich dies missachten.«
»Ich gebe es auf« Ajana seufzte und rang in gespielter Verzweiflung die Hände. »Dann begleite mich eben noch ein Stück. Du darfst aber niemandem verraten, wohin ich reite – hast du verstanden?«
Abbas nickte ernst.
»Gut.« Ajana straffte sich. »Bevor wir weiterziehen, kannst du mir noch helfen, das eine oder andere zu beschaffen. Je schneller wir wieder aufbrechen, desto besser.«
»Das will ich gern für Euch tun.« Abbas nickte pflichteifrig. »Was soll ich …?«
»Ach, und noch etwas«, unterbrach Ajana ihn. »Dieses Euch und Ihr mutet etwas seltsam an. Mir wäre es sehr recht, wenn du einfach du zu mir sagen würdest.«
»Ich soll du zu Euch sagen?« Abbas schaute Ajana an, als hätte sie gerade etwas ganz und gar Unmögliches von ihm verlangt.
»Warum nicht?«, entgegnete Ajana verwundert. Sie hatte Abbas noch nie so aufgewühlt gesehen.
»Ihr seid die Nebelsängerin«, erklärte Abbas mit ernster Miene. »Ganz Nymath verehrt Euch. Ich danke Euch für das freundliche Angebot, aber es wäre
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