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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schreiend wand sie sich am Boden und versuchte sich von dem zu befreien, was immer sich an ihr festgebissen hatte, während sie die sinnlosen Schläge aufgab und mit der freien Hand nach dem Feuersteinmesser an ihrem Gürtel tastete.
    Aber Miya war schneller. Wie aus dem Nichts tauchte sie vor Yenu auf, das Gesicht von Ekel und Grauen verzerrt, das Buschmesser erhoben. Noch ehe Yenu einen klaren Gedanken fassen konnte, senkte sich das Messer herab. Warmes Blut spritzte ihr ins Gesicht, und das Geräusch berstender Knochen drang ihr an die Ohren.
    Dann war es still.
    Mein Arm!
    Mit hämmerndem Herzschlag unterzog Yenu ihren Körper einer kurzen Kontrolle und hielt erschüttert inne. Wo eben noch ihr linker Arm gewesen war, gab es jetzt nur noch Schmerzen.
    »Das sieht nicht gut aus!« Miyas besorgtes Gesicht tauchte hinter dem blutigen Nebel vor ihren Augen auf. »Gar nicht gut!«
    »Mein Arm!« Yenus Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Ihr war übel, und das Bild vor ihren Augen verschwamm immer wieder.
    »Dein Arm ist noch dran, keine Sorge.« Miya ließ das Buschmesser fallen und kniete sich neben sie, nachdem sie sich mit einem kurzen Seitenblick vergewissert hatte, dass der heimtückische Angreifer auch wirklich tot war. Dann löste sie die Tasche aus Baumrinde von ihrem Gürtel und zog ein paar Heilkräuter daraus hervor. »Es ist eine sehr große Wunde. Ich fürchte, das Wolfspfotenkraut wird nicht genügen, um die Blutung zu stillen.« Sie murmelte die Worte vor sich hin, als spreche sie zu sich selbst, während sie gleichzeitig einen breiten Streifen vom Saum ihrer Tunika riss und an Yenu gewandt fortfuhr: »Ich muss den Arm abbinden und dich so schnell wie möglich zu einer Heilerin bringen. Am besten zu den Kwannen.«
    »Du willst zu den Kwannen?« Der Gedanke machte Yenu Angst, aber sie war viel zu schwach, um mit Miya darüber zu streiten.
    »Wenn es sein muss, schleppe ich dich auch zum Tempel des dunklen Gottes.« Miya grinste, aber der Scherz misslang. »Keine Sorge«, fügte sie rasch hinzu. »Die Kwannen sind nicht mehr unsere Feinde. Ich bin sicher, sie werden uns helfen.«
    »Was … was war das?« Yenu richtete ihr Augenmerk wieder auf die Wunde. »Was hat mich angefallen?« Sie versuchte den Kopf zu heben, doch erst als Miya sie stützte, gelang es ihr, einen Blick auf die blutige formlose Hülle zu werfen, die zerschmettert neben ihr am Boden lag.
    »Ein Urwar.« Miya verzog angewidert das Gesicht und stieß den Kadaver des gefürchteten Aasfressers mit dem Fuß fort. »Wir haben großes Glück, dass er allein war. Vermutlich war es ein hungriges Jungtier.«
    Ein Urwar. Yenu erbleichte. Wunden, die von einem Urwar stammten – das lernten schon die Hederokinder –, entzündeten sich innerhalb kürzester Zeit, wenn der faulige Speichel des Aasfressers in die Wunde gelangte. Der Wundbrand griff rasch auf den ganzen Körper über und brachte ein langes, fiebriges Siechtum mit sich, an dessen Ende meist ein qualvoller Tod stand.
    »Hilf mir!« In Todesfurcht packte Yenu Miya am Arm und blickte sie flehend an. »Bitte, hilf mir!«
    »Kannst du gehen?« Miyas Stimme war ernst und besonnen.
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »Versuch es. Ich werde dich stützen.« Noch während Miya das sagte, spürte Yenu die Hände der Freundin an der Schulter. »Halte durch!«, sagte sie beschwörend. »Ich führe dich zu den Kwannen. Zum Lagerfeuer ist es nicht mehr weit. Du wirst sehen, wir sind bald da.«
     
     

    ***
     
    Suara erwachte, weil Kerr sich regte.
    Dunkelheit hing in der Luft und Nebelbänke umwallten die Insel inmitten der Artasensümpfe wie fließende Teiche von Feuchtigkeit.
    Vögel und Insekten waren verstummt. Die Nacht hielt Einzug in den Sumpf und verwandelte ihn mit Schatten und Nebeln in ein geisterhaftes Land.
    Suara setzte sich auf und blickte sich um. Einsam und verlassen lag die Insel im Licht des Silbermonds, der schon hoch am Himmel stand. Von den knapp hundert Nuur, die sich hier am vergangenen Abend versammelt hatten, waren nur noch drei geblieben: Terka, Oxana und sie selbst. Zusammen mit der Erin hatten sie darüber gesprochen, wie sie die Katzenfrau befreien könnten, während die Schwestern ihres Blutes die Insel verlassen und sich in alle Himmelsrichtungen zerstreut hatten.
    Lange hatten sie beraten, aber das Ergebnis stellte Suara nicht zufrieden. Schlimmer noch, es war geradezu niederschmetternd. Sie hatten nichts in der Hand, das ihnen hätte weiterhelfen können, denn

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