Das Erbe der Templer
Mann sehr helfen können, jetzt aber stand ich allein gegen irgendwelche Feinde. Wie viele dieser Gestalten noch über oder unter mir lauerten, konnte ich nicht sagen, aber wo eine Falle ist, da befinden sich bestimmt noch weitere.
Ich leuchtete gegen die Decke. Es mußte einfach einen Mechanismus geben, der sich auf diese Art und Weise gelöst hatte. Ihn zu finden und auszuschalten, darauf setzte ich meine Hoffnung.
Das Skelett war aus der Decke gefallen. Und dort mußte sich auch eine Klappe befinden, denn weitere Steine waren mit dem Knöchernen nicht zu Boden gerutscht.
Da war auch etwas. Ich konnte in die Öffnung schauen, in der sich der knöcherne Mörder zuvor versteckt gehalten hatte. Sehr genau leuchtete ich sie aus.
Staub und Spinnweben hatten sich dort eingenistet, das war auch alles. Bis auf die Schräge, über die der Knöcherne nach unten gerutscht war. Ich wischte über mein Gesicht. Dort brannte der Staub in den Augen, und erst das Tränenwasser spülte ihn fort.
Mir gefiel es nicht, daß dieser alte Knochenmörder noch immer vor mir hing und sein Schwert in der Hand hielt. Ich wollte es ihm wegnehmen, aber die knochigen Finger waren so fest um den Griff geklammert, daß ich sie nicht davon lösen konnte.
Also ließ ich die Waffe erst einmal, wo sie war.
Es war wieder still geworden. Keine flüsternden Stimmen, kein Raunen mehr, nur diese drückende Stille und die Einsamkeit der unterirdischen Höhlenwelt des Ölbergs.
Das Skelett war eine Gefahr gewesen, doch ich erinnerte mich noch an den Bluthund!
Er hatte gelebt. Zumindest seine Augen waren völlig normal geworden, so daß sie denen eines Hundes entsprachen. Und ihn wollte ich mir als nächsten anschauen.
Sehr vorsichtig setzte ich meine Schritte. Ich hatte das Gefühl, mich durch ein Minenfeld zu bewegen.
Falls sich noch Skelette in der Decke befanden, so blieben sie in ihr versteckt. Kalt rieselte es meinen Rücken hinab. Es gab mehrere Nischen. Ich leuchtete sie aus und fand nicht alle besetzt. Nur drei dieser Hundekörper waren zu erkennen.
Ich erinnerte mich auch an Baphometh. Man hatte mir den Namen gesagt, und es gab da also genügend Templer, die dieser Figur oder diesem Wesen gedient hatten. Es gab Menschen, die Baphometh als positiv ansahen. Ich gehörte nicht zu ihnen, für mich warerein Teufel, ein Götze, der Verderben gesät hatte.
Der Bluthund, den ich zuerst in einer der Nischen gesehen hatte, interessierte mich wieder. Im Lampenlicht untersuchte ich ihn und fand das Leben in seinen Augen erloschen. Er war wieder zu einer völlig normalen Figur geworden.
Ich räusperte mich und startete den gleichen Versuch wie vorhin. Wieder konfrontierte ich ihn mit meinem Kreuz. Darauf mußte er einfach reagieren.
Seine Augen glühten auf.
Das Feuer kam von innen. Es war eine wilde, lodernde Kraft, die ihn erfüllte, ein Hauch des Bösen, und er streifte mich wie ein gefährlicher Atem aus der Unterwelt.
Die Augen erinnerten mich an gefährliche, tote Spiegel. Das Maul klaffte wieder auf, ein verdammtes Gebiß leuchtete im Maul auf, und plötzlich lief ein Zittern durch seine Gestalt.
Das begann am Körper, pflanzte sich in den Beinen fort, so daß es aussah, als stünde der Bluthund dicht vor dem Start. Ich blieb stehen. Im Vertrauen auf die Weiße Magie meines Kreuzes bannte ich ihn, erreichte aber das Gegenteil.
Leben bildete sich in seinem Körper.
Für mich ein seelenloses, untotes Leben, das alles in seiner Gestalt erfaßte.
Erste Laute fauchten mir entgegen.
Das Knurren hörte sich drohend an, wie eine letzte Warnung. Gleichzeitig bildete sich in seinem aufgerissenen Maul ein grünlichgelber Brodem, der das Innere nicht nur in seiner Gesamtheit ausfüllte, sondern auch seinen Weg nach draußen fand.
Er wollte starten.
Und er kam!
Nicht allein. Als ich sicherheitshalber einen langen Schritt zurücksprang, vernahm ich schon das Poltern aus der Tiefe der Nische, als wäre der andere dabei, irgend etwas aus der Wand hervorzureißen. Das geschah tatsächlich.
Etwas brach, knackte und polterte. Staubwolken entstanden, füllten die Nische aus, trieben träge durch den Lampenschein, und einen Moment später war der Bluthund unterwegs.
An ihm sah ich nichts Versteinertes mehr. Diese Bestie war voll und ganz zum Leben erwacht.
Sie sprang.
Ich drückte mich nach rechts, sah den Staub und die Gestalt dazwischen, die den Bluthund an der Leine gehalten hatte. Das mußte dieses Wesen sein, von dem auch Nelson Nye gesprochen
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