Das Erbe der Templer
von einem lebendigen Tier unterscheiden«, erwiderte ich.
»Ich traue diesen Gegnern alles zu.«
»Sind Sie nicht auch noch von Menschen verfolgt worden?«
»Klar. Wollen Sie die ebenfalls finden?«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Sie nehmen sich verdammt viel vor, Sinclair. Oder aber Sie überschätzen sich.«
»Das will ich doch nicht hoffen.«
Erst nach meiner Antwort kamen wir dazu, uns wieder auf die Umgebung zu konzentrieren. Bisher hatten wir die Geräusche nicht mehr vernommen. Nun aber hörten wir sie von neuem.
Da war wieder dieses Brausen oder Rutschen, und gar nicht einmal weit von uns entfernt.
»Das ist links«, sagte Nye und drehte ab.
Ich wollte ihn noch warnen, da war er schon weg, und so verfolgte ich ihn mit dem Lichtschein.
Seine Gestalt hob sich deutlich von der hellen, leicht bläulichen Lichtfülle ab, bis zu dem Augenblick, als er plötzlich stoppte, dabei mit den Armen ruderte und sich zur Seite werfen wollte. Er geriet dabei ins Stolpern, rief um Hilfe, und ich jagte auf ihn zu.
Nach wenigen Schritten schon spürte ich die Gefahr. Der Boden war nicht mehr hart, er sackte praktisch unter uns weg, und er zog auch gleichzeitig, so daß ich nur eine Erklärung dafür hatte. Treibsand!
Ich packte zu, ergriff die Schulter des Mannesund riß Nelson Nye zurück, der bereits bis zu den Knien in dieser verfluchten Falle steckte. Unsere Lampen gerieten ins Schwanken. Die beiden Strahlen zuckten über die Wände und die Decke der Höhle. Sie führten dabei einen ziemlich verrückten Tanz auf.
Nye hatte sich drehen können. Seine Arme umschlangen meine Hüfte. Ich war für ihn der Rettungsanker.
Auch unter meinen Füßen war der Boden weicher und ziehender geworden, aber ich stand trotzdem besser als Nye. Mit meinem gesamten Gewicht drückte ich mich zurück, hatte auch den linken Fuß nach hinten gedrückt und zum Glück auch Halt gefunden. So klappte es.
Stück für Stück zog ich Nelson Nye aus diesem saugenden und fließenden Untergrund hervor.
Er schimpfte dabei und bedankte sich in einem. Als wir auf sicherem Grund standen, schlug er mir auf die Schulter. Ich wußte, daß er sich bedanken wollte, winkte aber ab und sagte nur. »Manchmal hat man eben Glück im Leben.«
»Meines ist schon fast überstrapaziert.«
»Fragen Sie mich mal.«
Er kam wieder auf seinen plötzlichen Einbruch zu sprechen. »Ich möchte nur gern wissen, was das für ein Zeug war.«
Ich leuchtete hin.
»Das ist Kies. Ganz normaler Kies. Und in oder unter ihm befindet sich ein Trichter. Das ist eigentlich alles.«
Intervallweise rutschte Kies nach. Betreten konnten wir ihn nicht mehr, er wäre zu einer tödlichen Falle geworden.
Wir hatten ihr im letzten Augenblick entkommen können. Der neben mir stehende Nelson Nye atmete schwer. »Das ist wie eine Klammer, die du an deinen Beinen spürst«, versuchte er es mir im nachhinein zu erklären.
»Da kommt die Todesangst urplötzlich.« Er schüttelte den Kopf.
»Verdammt, ich darf nicht darüber nachdenken.«
Da hatte er recht. Wir mußten unsere Gedanken nach vorn schicken, denn noch hatten wir die zweite Spur oder die Lösung des Rätsels um Hector de Valois nicht entdeckt.
Nye leuchtete gegen die Decke. Das Gestein dort glänzte dunkel, als hätte man es poliert. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß wir in einem gewissen Zentrum stecken. Das hier ist anders als dieser Stollen. Ich rechne auch mit weiteren Fallen.«
»Bestim mt.«
»Was haben Sie vor?«
Ich deutete auf die Nische, in der ich den versteinerten Hund entdeckt hatte. »Ihn möchte ich genauer unter die Lupe nehmen.«
»Der ist aus Stein.«
»Äußerlich ja.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Abwarten, Nelson. Ich habe da so meine eigenen Vorstellungen.« Das war nicht gelogen. In den letzten Minuten hatte ich über gewisse Dinge nachgedacht, und eine zentrale Rolle spielte dabei das Kreuz. Es befand sich in meinem Besitz, aber ich hatte es auch auf dieser Schriftrolle gesehen, die in dieser unmittelbaren Umgebung gefunden worden war. Also mußte mein Kreuz mit dem Stollen hier in Verbindung stehen. Da kam mir die Nische mit dem versteinerten Hund gerade recht. Nye blieb zurück. Er schaute sich die unmittelbare Umgebung der unterirdischen Kiesfalle näher an, bewegte sich dabei aber sehr vorsichtig, da gebranntes Kind bekanntlich das Feuer scheut. Ich erreichte die Nische.
Der Hund starrte mich an, jedenfalls hatte ich das Gefühl. Ein aus schwarzem Stein geschaffenes,
Weitere Kostenlose Bücher