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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Angst vor den Pollen, daß sie die meiste Zeit über betrunken seien und sich mit den dortigen Frauen einließen …
    Nun, du solltest selbst mit ihm sprechen. Vielleicht könnten wir die Sache zu unserem Vorteil nutzen …« Die Stimme Manjestaus wurde leiser und verklang, als die beiden Männer in Richtung des Hauptgebäudes davonschritten.
    Shadith trat nach einem Kiesel und schnitt der Wasserfläche eine Grimasse, die sich an diesem warmen und ruhigen Nachmittag spiegelglatt und gläsern vor ihr erstreckte. Am Himmel vereinten sich einige Wolkenfetzen zu faserigen Schleiern, doch sie konnten das heiße Strahlen der Sonne kaum trüben. Ein echter Witz: Der einzige Ort in dieser verdammten Basis, an dem ich reden kann, ohne dabei von den Voyeuren des Ajin beobachtet zu werden, ist das Zimmer des Mannes, der kam, um ihn zu töten oder zu verschleppen. Nun, Po’, altes Waldherz, ich hoffe, du findest ebensolchen Gefallen an dieser Ironie wie ich. Sie rutschte vom Felsen herunter und wanderte zum Treffpunkt, nach Südzunge.
    Perrak breitete ein weißes Tuch übers Kleemoos und sortierte seine verschiedenen Instrumente darauf. »Zieh die Tunika aus und leg dich zu Boden.«
    Er wusch sich die Hände mit einer Flüssigkeit, die er in einer gummiartigen Kürbisflasche mitgebracht hatte, benetzte damit auch den Rücken Shadiths und tastete vorsichtig über die Operationsnarbe. »Eine örtliche Betäubung dürfte genügen«, sagte er.
    »Das Implantat sitzt nicht sonderlich tief - ich kann es unter der Haut spüren. Bestimmt schläfst du in der letzten Zeit auf dem Bauch.«
    »Mhm.«
    »Keine Angst, es tut nicht weh.« Sie fühlte einen kurzen Stich, und unmittelbar darauf war sie zum erstenmal seit Tagen nicht mehr dazu in der Lage, den Fremdkörper in ihrem Rücken wahrzunehmen. Sie schlief fast ein, während Perrak arbeitete, als sich eine Anspannung verflüchtigte, von der sie gar nichts gewußt hatte.
    Der Tod, der nun ihren Körper verließ und ihr die Kontrolle über ihr Leben zurückgab. Nie wieder, dachte Shadith. Nie wieder werde ich es zulassen, daß mir jemand so etwas antut. Nie, nie wieder . .
    . Perrak unterbrach ihre Überlegungen. »Das Ding ist draußen. Ich muß die Wunde nähen, aber mach dir keine Gedanken über die Fäden. Im Wald existiert eine Pflanze, aus der man sehr feste Fasern gewinnen kann, die ich schon des öfteren benutzt habe. Mit der Zeit lösen sie sich auf und hinterlassen keine Spuren.« Ein leises Lachen. »Bestimmt erinnerst du dich an die Salbe, mit der ich dich schon einmal behandelte. Ich stelle dir einen kleinen Vorrat davon zur Verfügung. Bitte deinen pelzigen Freund darum, dir jeden Morgen ein wenig davon auf den Rük-ken zu streichen.« Er nahm ein Rechteck aus fleischfarbenem Kunststoff zur Hand und preßte es ihr auf die Wunde. »Ein oder zwei Tage lang solltest du nicht duschen. Du wirst einige Schmerzen haben, wenn die Wirkung des Betäubungsmittels nachläßt. Die Salbe hilft zwar, nimmt dir aber nicht die ganze Pein. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als sie zu ertragen, bis alles verheilt ist. Achte darauf, dich während der nächsten Tage vorsichtig zu bewegen; wenn du herumspringst, könnte die Wunde aufplatzen. Zum Glück befindet sie sich an einer günstigen Stelle: Wenn du dich nicht gerade im Gewichtheben versuchst, dürftest du eigentlich keine Schwierigkeiten bekommen.
    Wo ist deine Tunika? Ah, dort. Zieh sie an. Wäre nicht schlecht, wenn du deinen Spaziergang noch eine Weile fortsetztest. Dann habe ich Zeit genug, um diese Sachen zusammenzupacken, zu verstecken und anschließend zu verschwinden. Einverstanden?«
    Shadith streifte sich die Tunika über und lachte, als Perrak ihr auf die Beine half. »Grüß Po’ von mir. Ein herrlicher Tag, um einen Spaziergang zu machen, nicht wahr? Habe ich dir eigentlich schon gedankt? Nein? Dann hole ich das hiermit nach. Ja, ich bin dir wirklich dankbar.«
    Perrak starrte auf die Thermobombe, die in einem flachen Napf lag. »Am liebsten würde ich den Ajin dazu zwingen, sie zu schlukken.«
    »Eine prächtige Vorstellung. Bis später.« Shadith winkte und wanderte im Schatten der hohen Bäume dahin. Sie fühlte sich ein wenig schwindelig, und ihre Knie waren weich, aber sie erfreute sich nun an dem herrlichen Tag.
    Gegen Mitternacht.
    Shadith erwachte, als sie das Geräusch schwerer Schritte vernahm, setzte sich auf und zuckte zusammen, als durch diese Bewegung die Wundnähte schmerzten. Vorsichtig hob und senkte sie

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