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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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machen. Ein phantasievollerer Mann wäre Shadith lieber gewesen, jemand, der intelligent genug war, um sich zu langweilen, die Unsinnigkeit solcher Befehle einzusehen. Die Zeit verstrich, langsam - und doch viel zu schnell. Und der Wächter schritt weiter auf und ab, auf und ab.
    Schritte, leise und schnell, die sich vom Weg her näherten. Der Wächter hob seine Waffe und wartete.
    »Ich bin’s, Bigo, Jambi der Bock - mußte ein warmes Bett und die Gesellschaft eines noch wärmeren Körpers verlassen, um einen in die Ecke zu stellen.«
    Bigo brummte und marschierte weiter.
    Jambi blieb eine Zeitlang stehen und wandte sich unruhig hin und her. Dann zuckte er mit den Schultern, gähnte und schwang die Arme.
    Das Luftgewehr gab ein ganz leises Zischen von sich. Eine Sekunde später zuckte Jambi zusammen und schlug sich mit der einen Hand auf den Hals. Shadith war ihm nahe genug, um zu hören, wie er die Seemücken verfluchte. Sie lächelte, duckte sich erneut zu Boden und wartete.
    Ein kaum wahrnehmbares Ächzen. Shadith hob den Kopf.
    Der Wächter war vor der Tür zusammengesunken. Das Mädchen beobachtete ihn mit finsterer Miene. Zuerst hast du mir fast den Kopf zertrümmert, du Narr - und jetzt bist du sogar zu blöd dazu, mir aus dem Weg zu gehen.
    Sie lud das Luftgewehr mit einem weiteren Pfeil und kehrte zu Linfyar zurück.
    Der Gang im Innern des Gästehauses war nur matt erleuchtet, und es herrschte völlige Stille. Shadith blieb an der ersten Tür stehen, ertastete das Zimmer dahinter und sondierte den Schlafenden. Harmon. Die nächste Tür. Taggert. Er ruhte nicht, war wachsam. Sie berührte den Meldesensor.
    Eine knurrende und schläfrig klingende Stimme antwortete ihr.
    »Wer ist dort und was wollen Sie?«
    Sie lächelte in die Dunkelheit hinein. »Eine alte Bekannte, die sich gern mit dir unterhalten würde.«
    Die Tür glitt auf, und Taggert zog sie zu sich herein. »Du tauchst an den seltsamsten Orten auf, kleiner Schatten.« Er sah an ihr vorbei und schloß die Tür hinter Linfyar. »Sowohl du als auch dein Freund.«
    »Tja, so ist das nun einmal. Ich habe dir einiges mitzuteilen.«
    »Dachte ich mir schon.« Er nahm in einem der Sessel Platz und deutete aufs Sofa.
    »Grey und Ticutt sind am Leben. Ich habe sie gesehen.«
    »Aha.«
    »Die Sache ist sehr schwierig. Sie sind in einer Art Minikontinuum gefangen, und wir könnten uns nur dann mit ihnen in Verbindung setzen, wenn wir uns dort zu ihnen gesellen.« Shadith lächelte, als Taggert das Gesicht verzog. »Das ist allerdings nicht nötig.
    Der Ajin vermag sie zurückzuholen. Hat er mir selbst gesagt. Man muß ihm nur gut zureden.« Sie schnitt eine Grimasse. »Allerdings könnte ihn nur ein Mann überzeugen. Mir würde er selbst dann nichts verraten, wenn ich ihm die Haut in einzelnen Streifen vom Leib zöge.«
    »Irgendeine Vorstellung von der Funktionsweise der Falle?«
    »Davon hat mir der Mistkerl nichts gesagt. Es ist echt komisch, Tag - er hält mich für seinen Talisman, für seine Glücksbringerin.
    Er streicht mir übers Haar und erwartet, daß ihm die ganze Welt in den Schoß fällt.«
    »Soweit ich gehört habe, ist das auch der Fall.«
    »Er hatte ziemlichen Erfolg in letzter Zeit, das stimmt schon, Tag, kannst du heute nacht zuschlagen? Weißt du, ich bin ziemlich sicher, daß er dein Angebot annehmen wird. Er wollte mich dazu bewegen, den Schmuggler zu wählen, dessen Waren er kaufen soll, aber ich weigerte mich. Wenn du möchtest, sorge ich dafür, daß er sich morgen für dich entscheidet, um dir eine Möglichkeit zur Rückkehr zu geben. Du brauchst also nicht unbedingt jetzt aktiv zu werden. Ich meine aber, daß sich dir keine bessere Chance bieten wird.«
    Taggert stand auf, ging ins Schlafzimmer und kam mit einer schmalen Metallschatulle zurück. »Sieh dir das an.« Er preßte den Daumen auf den winzigen Scanner und klappte den Behälter auf.
    »Ich dachte mir, es sei vielleicht nötig, einige heikle Fragen zu stellen.«
    Shadith betrachtet die Haube aus miteinander verflochtenen Drähten und nickte langsam. »Eine Psychosonde. Die Dinger werden immer kleiner. Ich schätze, das Gerät verfügt über eine autarke Energieversorgung. Hm. Ich dachte, Wei-Chu & Co. gäben solche Apparate niemals aus der Hand.«
    »Das ist einer der Vorteile, ein Schmuggler zu sein, Schatten.
    Man bekommt Zugang zu vielen interessanten Dingen.« Taggert lächelte. »Noch dazu braucht man niemandem etwas zu erklären.
    Warenmuster.«
    »Nicht schlecht.

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