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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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auf einem Geheimnis aufbauen. Geheimnisse verfolgten einen. So war es bei Betty Hesketh gewesen. So war es bei Osborne Daubeny gewesen.
    Sie hatte Caleb neulich Abend im Bett nicht die Wahrheit gesagt, da sie die möglichen Konsequenzen gefürchtet hatte. Wie würde Caleb reagieren, wenn er wüßte, was Fitzgerald von ihr verlangt hatte? Er würde für sie kämpfen. Er würde vielleicht für sie töten. Caleb, wegen Mordes angeklagt! Sie sah die Anklagebank im Old Bailey vor sich, sah den Galgen auf dem Inkpen Hill. Ihr Leben schien sich in Kreisen zu bewegen. In engen, sich ewig wiederholenden Kreisen.
    Ihr Glas war leer. Sie sollte jetzt gehen und Johnnie Fitzgerald sagen, daß sie bereit war, sich seinen Bedingungen zu unterwerfen. Aber sie erinnerte sich, was für ein Haß gegen sich selbst in ihr aufgekommen war, als sie Fitzgerald eine finanzielle Beteiligung am Hotel angeboten hatte. Es war ihr vorgekommen, als lüde sie ihn dazu ein, ihr Gewalt anzutun. Und sie konnte sich noch genau an den Selbstekel erinnern, den sie damals in Stratton empfunden hatte, als Dennis sie geküßt hatte. Ganz gleich, wie fest sie die Augen schlösse, wie angestrengt sie versuchte, an andere Dinge zu denken, es würde ihr nicht gelingen, unversehrt zu bleiben. Johnnie Fitzgerald würde ein Teil von ihr werden, und sie würde ihn nicht austreiben können. Es würde sie nicht nur eine Stunde kosten, sondern den Rest ihres Lebens. Es würde sie niemals loslassen, eine ewige Erniedrigung. Mrs. Plummer hatte ihren Namen geändert, um der Vergangenheit zu entkommen, aber die Vergangenheit war immer bei ihr gewesen, eine ewige Bedrohung dessen, was ihr am wichtigsten gewesen war: ihr guter Ruf.
    »Darf ich Ihnen noch einen Drink holen?« fragte jemand neben ihr, und sie fuhr zusammen.
    Er sah sympathisch aus, um die Dreißig, und er trug einen Mantel mit abgewetzten Manschetten. Er sagte: »Ich habe Sie mehrmals abends hier gesehen und dachte, Sie hätten vielleicht nichts gegen ein bißchen Gesellschaft. Wir könnten was trinken und dann irgendwohin gehen.«
    Er hielt sie für eine Prostituierte. Welche Frau sonst würde sich schon allein in eine Bar setzen und trinken? Wie schnell doch Männer mit ihrem Urteil bei der Hand waren! Wie sie eine Frau beobachteten und taxierten und festsetzten, was sie wert war!
    Dankend lehnte sie ab und ging. Jem, dachte sie, Jem, und blieb einen Moment stehen, den Blick zur anderen Straßenseite gerichtet.
    Dann wandte sie sich ab und ging erhobenen Hauptes davon. »Ich bin Romy Cole«, sagte sie flüsternd zu sich selbst. Sie war immer stolz darauf gewesen, eine Cole zu sein, und sie wollte weiterhin stolz sein. Irgendwie würden sie es schaffen, sie und Jem, würden sie einen Weg finden. Wie sie immer einen gefunden hatten.
    Sie kehrte zum Hotel zurück. Am Empfang wartete Carol auf sie und erzählte in heller Aufregung und sprudelnden Sätzen etwas von einem Anruf, von Jem, einem kleinen Jungen und einem Hund.
    Es stand in den Zeitungen. Mutiger Mann rettet Kind vor dem Ertrinken . Dennoch schrie sie ihn am Telefon an. »Du hättest umkommen können, Jem. Du hättest ertrinken können. Für einen Hund!«
    Dann brach sie in Tränen aus und hörte seine Stimme, die am Telefon blechern klang. »Du hast ja recht, Romy. Tut mir leid. Aber ich konnte ihn doch nicht einfach ertrinken lassen!«
    Sie wußte nicht, ob er von dem Hund oder dem Jungen sprach. Sie schneuzte sich und sagte: »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du Idiot. Ich bin nicht böse. Ich bin stolz auf dich.«
    Die Leute machten einen fürchterlichen Wirbel, erzählte Jem. Er wirkte verwirrt. Menschen, denen er nie zuvor begegnet war, sprachen ihn auf der Straße an und wollten ihm die Hand schütteln. Die Mutter des Jungen, den er gerettet hatte, war zu ihm gekommen und hatte weinend in seinem Wohnzimmer gestanden. Jem hatte nicht gewußt, was er tun sollte. Schließlich hatte er ihr eine Tasse Tee gemacht und ihr dann gesagt, er müsse wieder an seine Arbeit. Diese heulenden Frauen, sagte er zu Romy, waren viel schlimmer als die ganze Aktion im Fluß.
    Der Gemeinderat hatte ihm irgendeine Auszeichnung geben wollen, aber so ein Brimborium wollte er nicht. Er hatte Mike Green, seinen Chef, gebeten, mit ihnen zu reden. Er hatte Mike erklärt, daß es der reinste Witz wäre, dieses ganze Getue, er wäre ein toller Held und so, wo er doch alles andere war als ein Held. Um es Mike richtig klarzumachen, hatte er ihm die Wahrheit sagen

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