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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fluch an, brach nach einigen Worten ab und schloß den Mund wieder, als die Worte in Gestalt bunter Blüten durch Wolken schwebten, die in allen Regenbogenfarben schillerten.
    Sie sah auf Esk und den Adler hinab, der den seltsamen Vorgängen nicht die geringste Beachtung schenkte. Oma Wetterwachs runzelte die Stirn und versuchte sich zu konzentrieren. Einmal mehr schickte sie einen hexentelephathischen Ausläufer ihres Ichs in den Kopf des Vogels, betrachtete dort purpurne Gedankenschichten in einem Kokon aus silbernen Fäden. Jetzt gab es einen Unterschied: Granny stellte fest, wo die Linien begannen und endeten, wo sie behutsam zupfen mußte, um sie von der animalischen Bewußtseinssphäre zu trennen. Es erschien ihr so offensichtlich, daß sie laut lachte. Das heisere, krächzende Geräusch wehte ihr als eine orangefarbene und rote Fahne von den Lippen, zerfaserte dicht unter der Decke.
    Zeit verstrich. Selbst mit der enormen magischen Kraft, die nun in ihr brodelte, fiel es der alten Hexe nicht leicht, Esks Selbst aus den purpurnen Egokammern des Adlers zurückzuholen. Ebensogut hätte sie versuchen können, im Mondschein dünnes Garn durch ein winziges Nadelöhr zu schieben. Schließlich aber gelang es ihr, eine Handvoll Silberfiligran vom Geist des Vogels zu lösen. In der langsamen und schweren Welt, von der sie nun ein Teil zu sein schien, holte Granny mit dem kleinen Büschel aus und warf es in Richtung Eskarina. Es wurde zu einem Dunsthauch, wirbelte wie ein Nebelstrudel und verschwand.
    Irgendwo schnatterte, knurrte und grollte es, und aus den Augenwinkeln beobachtete die Hexe dunkle Schemen. Nun, früher oder später erlebte jeder so etwas. Sie waren gekommen, angelockt von purer Magie. Man mußte eben lernen, sie nicht zu beachten.
    Granny zuckte zusammen, als ihr heller Sonnenschein über die geschlossenen Lider tanzte. Sie kauerte an der Tür, und ihr ganzer Körper fühlte sich an, als litte er an Zahnschmerzen.
    Blindlings tastete sie umher, spürte die Kante des Waschstands und zog sich in die Höhe. Es überraschte sie nicht sonderlich, daß Krug und Spülschüssel genauso aussahen wie immer. Aus reiner Neugier überhörte sie die Proteste des Rückens, schaute unters Bett und, ja, stellte fest, daß alles in Ordnung war.
    Der Adler hockte noch immer auf der Bettstange. Esk lag unter der Decke, und Granny sah, daß sie nicht mehr im Koma weilte, sondern schlief. Ein zurückgekehrtes Ich erfüllte ihren Körper mit neuem Leben.
    Die alte Hexe hoffte nur, daß Eskarina nicht mit einem Heißhunger auf Feldmäuse und wilde Kaninchen erwachte.
    Der Adler widersetzte sich nicht, als sie ihn nach unten trug und draußen freiließ. Müde flog er zum nächsten Baum und machte es sich auf einem Ast gemütlich. Er hatte das deutliche Gefühl, daß er eigentlich auf jemanden sauer sein sollte, aber er konnte sich beim besten Willen nicht an den Grund dafür erinnern.
     
    Esk öffnete die Augen und starrte eine Zeitlang zur Decke. Inzwischen kannte sie jeden Spalt darin, jede noch so kleine Ritze im Verputz, jeden einzelnen Buckel. Sie formten eine umgestülpte phantastische Landschaft, in der Eskarina schon vor Wochen eine ebenso persönliche wie komplexe Zivilisation angesiedelt hatte.
    Traumbilder schwebten in ihrem inneren Auge vorbei. Sie zog einen Arm unter der Decke hervor, betrachtete ihn und fragte sich, warum keine Federn aus der Haut wuchsen. Es war alles sehr verwirrend.
    Sie strich die Laken beiseite, schwang die Beine aus dem Bett, neigte die Schwingen in den Wind und glitt durch die …
    Als Granny das dumpfe Pochen auf dem Schlafzimmerboden hörte, eilte sie sofort die Treppe hinauf, nahm Eskarina in die Arme und drückte sie fest an sich. Das Mädchen zitterte am ganzen Leib. Die alte Hexe wiegte es hin und her und versuchte das Kind mit wortlosem Brummen zu beruhigen.
    Esk sah entsetzt zu ihr auf.
    »Ich habe gespürt, wie sich meine Gedanken verflüchtigten.«
    »Ja, ja«, murmelte Granny. »Du hast es überstanden.«
    »Verstehst du denn nicht?«, schrillte Eskarina. »Ich konnte mich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern!«
    »Ist er dir inzwischen wieder eingefallen?«
    Esk zögerte und dachte nach. »Ja«, sagte sie. »Ja, natürlich.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung.«
    »Aber …«
    Granny seufzte. »Du hast etwas gelernt«, sagte sie und sah kein besonderes Risiko darin, ihre Stimme wieder ein wenig schärfer und strenger klingen zu lassen. »Es heißt, ungenügendes Wissen

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