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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gelegenheiten zog sich Eskarina vorsichtshalber in ihr wollenes Refugium zurück, spähte aber neugierig unter der Plane hervor und lauschte dem Knurren und Grollen im finster anmutenden Gebüsch. Ab und zu fiel ihr Blick auf weites Ackerland. Sie sah wesentlich größere Städte als Ohulan und entdeckte sogar einige Hügel, die allerdings alt und zusammengeschrumpft wirkten, nicht so jung und verspielt waren wie die Spitzhornberge. Nun, sie litt nicht etwa an Heimweh, aber manchmal kam sie sich ebenfalls wie ein Boot vor: Es schwamm am Ende eines unendlich langen Seils, das sich jedoch nie vom Molenpfahl löste.
    Ab und zu gingen die Schiffe in unmittelbarer Nähe einiger Ortschaften vor Anker. Die Tradition verlangte, daß ausschließlich Männer an Land gingen, und nur Amschat, der seinen zeremoniellen Lügenhut trug, sprach mit Nicht-Zoons. Esk begleitete ihn meistens. Er wies mehrmals darauf hin, sie solle sich an die ungeschriebenen Gesetze des ZoonLebens halten und an Bord bleiben, doch solche Mahnungen hatten auf Eskarina eine ähnliche Wirkung wie Mückenstiche auf ein Nashorn. Außerdem lernte sie bereits, daß Regeln und Vorschriften innerhalb kurzer Zeit abgeschafft wurden, wenn man sie einfach nicht beachtete.
    Darüber hinaus gewann Amschat den Eindruck, daß er für seine Waren erstaunlich gute Preise erzielte, wenn Eskarina bei ihm weilte. Selbst die erfahrensten und hartnäckigsten Feilscher hatten es sehr eilig, ein Geschäft abzuschließen, wenn der durchdringende Blick des Mädchens länger als einige Sekunden auf ihren ruhte.
    Schon bald rührte sich Unbehagen in Amschat. Als ihm ein Edelsteinhändler in Zemphis einen Beutel mit Ultramarinen für hundert Wollvliese anbot, sagte eine in Hüfthöhe erklingende Stimme: »Das sind keine Ultramarine.«
    »Hör dir das Kind an!«, erwiderte der Händler und lächelte. Amschat nahm einen Kristall zur Hand und betrachtete ihn von allen Seiten.
    »Ich höre es«, sagte er. »Nun, ich glaube, es handelt sich tatsächlich um Ultramarine. Sie haben den richtigen Glanz.«
    Esk schüttelte den Kopf. »Es sind bloß Spirkel«, behauptete sie. Die beiden Männer starrten das Mädchen verblüfft an, und sofort bedauerte es seine unüberlegte Bemerkung.
    Amschat drehte den Kristall langsam hin und her. Wenn man einen chamäleonartigen Spirkel in ein Kästchen mit echten Edelsteinen legte, nahm er ihre Struktur an – ein Trick, mit dem sich listige Juweliere zu bereichern hofften. In diesem Fall aber schien das blaue Gleißen echt zu sein. Nun, Amschat war in der Kunst des Lügens ausgebildet, und als er den Händler musterte, fielen ihm die feinen Anzeichen der Unwahrheit auf.
    »Offenbar herrscht Zweifel«, sagte er. »Aber wir können ganz einfach Gewißheit erlangen. Ich schlage vor, wir bringen diesen Kristall zum Prüfer in der Kummergasse. Es ist allgemein bekannt, daß sich Spirkel in hypaktischer Flüssigkeit auflösen, oderwas?«
    Der Händler zögerte. Amschat trat ein wenig zur Seite, spannte die Muskeln an und nahm eine Haltung an, die einer stummen Drohung gleichkam. Erneut spürte der Kaufmann den Blick des Mädchens: Es starrte ihn so an, als könne es bis in die untersten Gewölbe seines Gewissens sehen. Er schluckte und entschied, einen taktischen Rückzug anzutreten.
    »Ich bedaure diese peinliche Kontroverse«, erwiderte er. »Ich habe diese Kristalle in gutem Glauben als Ultramarine entgegengenommen, doch um keinen Zwist zwischen uns entstehen zu lassen, möchte ich sie euch … schenken. Darf ich für die Vliese untertänigst diesen erlesenen Rubin anbieten?«
    Der Händler holte einen kleinen Samtbeutel hervor und entnahm ihm einen roten Stein. Amschat reichte ihn Esk und behielt den Kaufmann im Auge. Das Mädchen nickte.
    Als der Kaufmann kurze Zeit später davoneilte, griff Amschat nach Eskarinas Hand und führte sie zum Prüfer. Das ›Büro‹ des alten Mannes bestand nur aus einem Tisch in einer winzigen Mauernische. Er betrachtete den kleinsten der blauen Steine, hörte sich die hastige Erklärung des Zoon an, goß hypaktische Flüssigkeit in eine Schale und tauchte den angeblichen Ultramarin hinein. Der Kristall löste sich sofort auf.
    »Höchst interessant«, murmelte der Prüfer. Mit einer Pinzette griff er nach einem weiteren Stein, starrte durch eine dicke Lupe und untersuchte ihn.
    »Kein Zweifel – es sind Spirkel«, meinte er nach einer Weile. »Aber es handelt sich um wirklich prachtvolle Exemplare, die durchaus ihren Wert

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