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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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angedeutet werden.
    Nun, Esk wußte von alldem nichts, was jedoch weiter keine Rolle spielte: Wenn man keine Ahnung hat, daß man ein angestrebtes Ziel nicht erreichen kann, ist der Erfolg praktisch garantiert. Wer die Möglichkeit eines Mißerfolgs als absurd von sich weist, bringt alle notwendigen Voraussetzungen mit sich, um zu einem Ziegelstein auf dem Weg des Fahrrads der Geschichte zu werden.
    Als Eskarina versuchte, den Zauberstab zu bewegen, breiteten sich kleine Wellen im magischen Äther aus und verursachten viele kleine Veränderungen auf der Scheibenwelt. Die meisten davon blieben unbemerkt: einige Sandkörner, die an einem breiten Strand einen anderen Platz einnahmen, Bäume, die das eine oder andere zusätzliche Blatt bekamen (oder welche verloren). Doch als die Wellenfront der Wahrscheinlichkeit den Rand der Realität erreichte, daran abprallte und zu den thaumaturgischen Nachzüglern zurückgischtete, bildeten sich Strudel im Gefüge des Seins. Solche Strudel sind natürlich nur möglich, weil das Gefüge des Seins ausgesprochen seltsam ist.
    Esk bemerkte natürlich nichts davon und brummte zufrieden, als der Zauberstab vor ihr materialisierte und sich ihre Finger um magisches Holz schlossen.
    Es fühlte sich warm an.
    Eine Zeitlang betrachtete sie den Stab und kam zu dem Schluß, daß er zu groß und auffällig war. Er zog neugierige Blicke auf sich.
    »Wenn ich dich nach Ankh-Morpork mitnehmen soll«, dachte Eskarina laut, »muß ich dich irgendwie verkleiden.«
    Einige letzte oktarine Funken stoben über die Schnitzmuster und verblaßten. Sonst geschah nichts.
    Esk seufzte und löste das Problem, indem sie auf den Marktplatz von Zemphis zurückkehrte und dort einen besonders großen Besen kaufte. Anschließend kehrte sie in die Gasse zurück, löste den Stiel und rammte den Zauberstab ins Geflecht aus dünnen Birkenzweigen. Da es ihr nicht richtig erschien, ein so ehrenwertes und würdevolles Objekt auf diese Weise zu behandeln, murmelte sie eine leise Entschuldigung. Der Stab gab keine Antwort.
    Sie stellte rasch fest, daß sie genau die gewünschte Wirkung erzielte: Niemand schenkte einem Mädchen, das einen Besen trug, mehr als beiläufige Beachtung.
    Gegen das flaue Gefühl in Esks Magengrube half keine Magie, sondern eine pikante Pastete. Der Mann hinter dem Tresen der Marktbude war so dumm, ihr zu wenig Wechselgeld zurückzugeben, und erst später merkte er, daß er sich in verblüffender Großzügigkeit von zwei Silbermünzen getrennt hatte. Hinzu kam: Des Nachts schlichen sich Ratten in seinen Laden und fraßen alle Vorräte auf. Und am nächsten Tag wurde seine Großmutter von einem Blitz getroffen.
    Die Stadt war größer und auch völlig anders als Ohulan: Abgesehen vom Ankh-Strom, der in dieser Region einen Hauptverbindungsweg darstellte, führten drei wichtige Handelsstraßen nach Zemphis. Im Zentrum befand sich ein weiter Platz, der wie eine Mischung aus exotischem Verkehrsstau und einem Zeltlager wirkte. Kamele traten Maulesel, Maulesel traten Pferde, Pferde traten Kamele – und alle traten Menschen. Es herrschte ein wirres Durcheinander aus bunten Farben, ohrenbetäubendem Lärm und mehr oder minder würzigen Düften. Und auf dieser Bühne agierten Hunderte von Menschen, die sich leidenschaftlich bemühten, innerhalb kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen.
    Als einer der Gründe für das rege Treiben mag folgendes angeführt werden: Viele Bewohner des Kontinents zogen es vor, ohne große Mühen reich zu werden, und da die Scheibenwelt noch kein richtiges Kreditwesen entwickelt hatte (sah man einmal von den Noblen Wucherern ab, die es jedoch mit keiner anständigen Bank aufnehmen konnten), blieb ehrgeizigen Kriminellen nichts anderes übrig, als sich auf ältere und traditionellere Formen des Banditentums zu besinnen.
    Seltsamerweise erforderten solche Dinge nicht selten erhebliche Anstrengungen. Man denke nur daran, welcher Aufwand an geistiger und körperlicher Kraft notwendig ist, um einen Hinterhalt vorzubereiten, schwere Felsen an den Rand hoher Klippen zu rollen, Straßensperren aus gefällten Bäumen zu errichten, Fallgruben auszuheben und zugespitzte Pfähle darin unterzubringen. Wer einem allgemein geachteteren Beruf nachgeht, hat es in der Regel wesentlich leichter. Nun, trotzdem gab es genügend fehlgeleitete Menschen, die aus krimineller Hingabe alle diese Mühen auf sich nahmen (unter anderem auch deswegen, weil sie es haßten, Steuern zu zahlen und Sozialabgaben

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