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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gestarrt und drehte sich nun um.
    »Fällt dir überhaupt nichts ein, was uns irgendwie weiterhelfen könnte?«, fragte sie streng.
    Knallwinkel dachte kurz nach. »Nein«, sagte er.
    »Hast du jemals gehört, daß einem Menschen die Rückkehr aus jener Welt gelungen ist?«
    »Nein.«
    »Dann dürfte es zumindest einen Versuch wert sein, oder?«
    »Ich hasse das Meer«, brummte Knallwinkel. »Irgend jemand sollte es pflastern. In den dunklen Tiefen verbergen sich entsetzliche Wesen. Gräßliche Seeungeheuer, so sagt man.«
    »Ich schlage vor, du schöpfst weiter Wasser. Sonst wirst du bald feststellen, ob man recht hat.«
    Das Unwetter zog hin und her. Über der Ebene des Mündungsdeltas verlor es die Orientierung: Es gehörte in die hohen Spitzhornberge, deren Bewohner ein anständiges Gewitter zu schätzen wußten. Es grollte unwillig und hielt nach einem geeigneten Hügel Ausschau, auf den es Blitze hinabschleudern konnte.
    Der Regen ließ ein wenig nach und wurde zu einem Nieseln, das sich durch extreme Sturheit auszeichnete und tagelang andauern mochte. Nebelschwaden zogen heran, um ihm Gesellschaft zu leisten.
    »Wenn wir Paddel hätten, könnten wir rudern«, sagte Knallwinkel. »Vorausgesetzt natürlich, wir steuerten ein bestimmtes Ziel an.«
    Granny gab keine Antwort.
    Der Zauberer füllte seine Stiefel erneut und kippte den Inhalt über Bord. Betrübt starrte er auf die prächtigen Goldtressen seines Mantels: Vermutlich waren sie jetzt für immer ruiniert. Knallwinkel erhoffte sich eine Gelegenheit, ihnen später nachzutrauern.
    »Du weißt nicht zufällig, in welcher Richtung wir unterwegs sind, wie?«, fragte Knallwinkel vorsichtig. »Würde mich wirklich interessieren.«
    »Das läßt sich ganz leicht feststellen«, entgegnete Oma Wetterwachs und blickte weiterhin übers Wasser. »Wenn wir den nächsten Baum finden, suchen wir an seinem Stamm nach Moos. Die entsprechenden Stellen zeigen mittwärts.«
    »Aha«, erwiderte Knallwinkel und nickte.
    Mürrisch starrte er auf die ölig glänzenden Wellen und überlegte, zu welchem Teil des Flusses oder Ozeans sie gehörten. Nach dem salzigen Geruch zu urteilen, befanden sie sich bereits in der Bucht.
    Sein Unbehagen dem Meer gegenüber basierte hauptsächlich auf der Erkenntnis, daß ihn nur Wasser von den schrecklichen Geschöpfen in den lichtlosen Tiefen trennte. Andererseits wußte er natürlich, daß ihn nur eine gewisse Entfernung davor bewahrte, von den menschenfressenden Tigern im Klatsch-Dschungel verschlungen zu werden, doch mit dieser Einsicht konnte er derzeit nicht viel anfangen. Tiger hatten keine Flossen, und für gewöhnlich neigten sie nicht dazu, irgendwelche Boote anzugreifen. Knallwinkel stellte sich gewaltige Schuppenleiber und weit aufgerissene Rachen mit Myriaden nadelspitzer Zähne vor, die sich in Holz bohrten, es wie dünne Pappe zerrissen …
    Er schauderte hingebungsvoll.
    »Spürst du es nicht?«, fragte Oma Wetterwachs. »Die Luft ist voll davon. Magie! Sie fließt aus irgend etwas heraus.«
    »Eigentlich ist sie gar nicht wasserlöslich«, antwortete der Erzkanzler. Er schnüffelte einige Male und nickte langsam. Der Nebel roch tatsächlich nach Zinn, und die Luft wirkte irgendwie schmierig.
    »Du bist Zauberer«, stellte Granny streng fest. »Kannst du den Stab nicht beschwören oder herbeirufen?«
    »So etwas ist noch nie notwendig gewesen«, erwiderte Knallwinkel. »Normalerweise wirft man einen Zauberstab nicht einfach weg.«
    »Er befindet sich irgendwo in der Nähe«, behauptete die Hexe. »Hilf mir, nach ihm zu suchen, Mann!«
    Knallwinkel stöhnte. Es lagen einige sehr anstrengende Stunden hinter ihm, und bevor er wieder Magie einsetzte, brauchte er: mindestens zwölf Stunden Schlaf, mehrere ordentliche Mahlzeiten und einen ruhigen Nachmittag vor einem prasselnden Kaminfeuer. Das Problem bestand darin, daß er allmählich alt wurde. Er seufzte schicksalsergeben, schloß die Augen und konzentrierte sich.
    Er fühlte tatsächlich die Präsenz von thaumaturgischer Energie. Nun, es gibt einige Orte, die als natürliche Akkumulatoren von Magie fungieren. Die Kraft der Zauberei sammelt sich vorzugsweise an Lagerstätten des überirdischen Metalls Oktiron, im Holz gewisser Bäume und in abgelegenen Seen. Sie sickert durch die Welt, und wer sich mit solchen Dingen auskennt, kann sie auffangen und sich einen entsprechenden Vorrat anlegen. Genau das schien irgendwo in der Nähe geschehen zu sein.
    »Die Magie ist mächtig«, sagte

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