Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Monat nach Tharvanäa meldeten, waren zwar wie immer hoch, doch sie beachtete sie schon gar nicht mehr, denn es erging ihr nun wie den vorigen Herrschern Maladans. Die Feinde brachten unglaubliche Opfer und jeder König war sich sicher, dass sie bald ausgerottet sein würden, wenn deren Blutzoll weiter so hoch war. Doch als sie sich alte Listen aus den vergangenen Jahrhunderten zeigen ließ, musste sie sogar feststellen, dass die Nird momentan nicht so sehr dezimiert wurden, wie dies in früheren Jahren geschehen war. Im Gegenteil, es wurden immer weniger dieses ekligen Volkes getötet.
Das Heer, das nun zum Abmarsch bereitstand, bestand zum ersten Mal in der Geschichte Maladans zu einem guten Drittel aus Frauen. Nie zuvor waren diese in größeren Verbänden in die Schlacht geschickt worden. Aber einen anderen Ausweg gab es nicht, und bald würden noch viel mehr Frauen in den Krieg ziehen müssen, um ihre Feinde aus den Landen Maladans fernzuhalten.
Etwas mehr als 5.000 Männer und Frauen setzten sich, nach einer letzten Ehrenbezeugung zu ihrer Königin, nun in Marsch. In der Stadt Odenberg an den Haiger Bergen sollten dann eintausend Soldaten des Heeres nach Nordwesten zum Atarfor marschieren. Der Rest der Truppen würde weiter durch Tamrien zur Festung Taros Lundin ziehen. Dort sollten sie stationiert bleiben, um sich eventuellen Großverbänden der Nird in den Weg zu stellen, die versuchten, die Hohen Klippen zu nehmen, um dadurch den Weg nach Maladan freizumachen. Die Festung Taros Lundin würden sie nicht einnehmen können. Dies versicherten Valralka zumindest ihre Heermeister im Schloss, die ständig über den Karten des Haigs brüteten. Denn, so sagten die Männer, Taros Lundin sei von seiner Bauweise her so angelegt, dass schon wenige Hundert Kämpfer es, ohne in Not zu geraten, gut verteidigen konnten. Die neue Armee diente daher auch nicht der Verstärkung der Festungstruppen wie am Atarfor, sondern war schlicht und einfach eine schnelle Eingreiftruppe, die nur eingesetzt werden durfte, wenn es erforderlich war. Aber sie war momentan auch die letzte Reserve, über die Maladan verfügte. Ein weiteres Heer war zwar in der Aufstellung begriffen, doch es würde noch ein oder zwei Jahre dauern, bis es einsatzbereit war. Zum ersten Mal in der Geschichte Maladans wurde ein Heer aufgestellt, das nicht aus erprobten Kämpfern bestand. Keiner der Männern und Frauen, die darin dienen würden, hatte je den Blutgeruch einer Schlacht wahrgenommen. 15.000 bis 20.000 Soldaten sollten dafür trainiert werden. Eilirond hatte darauf bestanden, dass Maladan keine Soldaten ins Haig schickte, die nicht gut trainiert waren. Ihre Heermeister hingegen hatten gar vorgeschlagen, die Ausbildung der Männer und Frauen im Haig selbst durchführen zu lassen. Valralka folgte jedoch dem Rat Eilironds, denn sie wollte niemanden, der in der Kriegsführung unerprobt war, in den Tod schicken. Die Argumente Eilironds wogen für sie schwerer als jene der Heermeister, die nur schnell die Lücken füllen wollten, die der Verlust der Armee ihres Vaters gerissen hatte. Sorgfalt ist eine der höchsten Tugenden unseres Volkes, hatte sie ihre Mutter immer gemahnt. Heute wusste sie, dass dies für alle Dinge des Lebens galt. Noch vor einigen Jahren war sie anderer Meinung gewesen und hatte sich immer beschwert, wenn ihr die Dinge zu lange dauerten, die ihre Mutter ihr aufgab.
Valralka, Eilirond und auch die Bevölkerung der Stadt warteten, wie es Sitte war, bis das Heer im Norden verschwunden war. Erst dann gingen sie wieder in die Stadt zurück. Die Stimmung war schlecht und die Bürger unterhielten sich nicht viel miteinander. In ihren Gesichtern glaubte die Königin lesen zu können, dass alles, was nun im Norden gewonnen oder verloren gehen würde, letztendlich nicht der Mühe wert war. Aber sie wollte es nicht wahrhaben, während ihrer Herrschaft sollte Maladan nicht untergehen. Wie sie jedoch die Stimmung der Anyanar und auch der Menschen hinter dem Weißen Gebirge, die sicher auch geschlagen in die Zukunft blickten, verbessern konnte, das wusste sie auch nicht zu sagen. Sie hatte es vorgezogen, die Verabschiedung nur im kleinen Kreis ihrer Bediensteten vorzunehmen und die meisten ihrer Entourage im Schloss zu lassen. Nerija war zwar dagegen gewesen, aber sie wollte nicht durch Großmannssucht auffallen. Was konnte es für einen Eindruck beim Volke hinterlassen, wenn sie, die schließlich dieses neue, schnell zusammengestellte Heer in den Tod
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