Das Erdportal Band 1-4 Spirits vom Licht (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
Augen.
„Natürlich“, sagte Paul. „Wir sehen uns in Allthania. Denn du wirst mir bald folgen.“
Helen schluckte krampfhaft an ihren Tränen. Paul würde ihr fehlen. Denn Paul war ihr wie ein lieber Freund, den man über alles vertraute und nicht missen wollte.
„Wir haben einen Neuen. Chandler. Er ist ziemlich gut dabei und kommt von weit her. Er hat uns eine seltsame Geschichte erzählt. Das Wasser seines Heimatatolls ist verseucht worden von einem Fluss.“
„Eine Schande und eine Tragödie“, sagte Michael und seine Augen schienen auf einmal schmaler zu werden.
Weißt du, wo die Smaragd-Atolle liegen?“
„Ja, vor dem Kontinent Malda“
„Und wir sind hier auf dem Kontinent Waldownien?“
„Ja, auf dem Kontinent Waldownien. Hier kann so etwas nicht passieren. Darauf achten wir in Allthania“
„Wie weit entfernt sind die Smaragd-Atolle von hier?“
„Etwa 2000 Kilometer.“
„Kein Wunder, dass er so ausgehungert war. Ich werde mich um ihn kümmern und dafür sorgen, dass er wieder zu Kräften kommt“, versprach Helen. „In welcher Richtung liegt denn Malda?“
Michael zeigte erst nach Westen. Dann nach Osten. „Eigentlich hätte er den Schwarm nicht verlieren dürfen. Denn der Schwarm ist immer in Küstennähe geschwommen. Wenn er ihm folgen will, dann immer an der Küste lang nach Nordosten, ganz um Waldownien herum. Die Küste verläuft dann wieder in südlicher Richtung und führt ihn unweigerlich nach Gerranien, das an der Ostküste von Waldonien liegt. Mich wundert, dass er von keinem Delphin gefunden wurde. Denn ich weiß, dass riesige Delphinschulen den Schwarm begleiten. Helen sag ihm, er sollte sich einen Delphin herbei pfeifen und nicht selber versuchen, den Schwarm einzuholen. Denn ein Delphin ist schneller als ein Korallenmensch, da er 55 km in der Stunde schafft.“
Sie gingen zusammen durch den Obstgarten zum Gleiter. Dort wurde Helen noch einmal zum Abschied herzlich umarmt und gedrückt. Sie klammerte sich an ihm fest. Paul lachte leicht.
„Keine Angst Helen, du kannst mir bald folgen. Sobald Aki und Archibald Nahrung besorgen können, kannst du den Strand verlassen.“
Dann stiegen Paul und Michael in den Gleiter, der hob lautlos ab und flog Richtung Landzunge.
Den Strand verlassen? Wollte sie das überhaupt? Und falls, in welche Richtung? Wasser oder Land. Es war doch schön hier. Es war schön bei den Korallenriffen, das sagten ihr die Erinnerungen, die inzwischen voll zurückgekehrt waren. Erinnerungen aus zwei Welten, die sie inzwischen gut auseinander halten konnte. Die schlechtesten Erinnerungen waren die Londoner Erinnerungen. Die Gedanken an ihre Mutter waren beunruhigend, weil sie sich schuldig fühlte. Hatte sie sich zu wenig um die Mutter gekümmert? Hätte sie die Mutter eher in eine Entzugsklinik bringen lassen sollen, damit diese eine Chance bekam, von den Drogen befreit zu werden?
Die Erinnerungen der Korallenriffe waren unbeschwert, voller Harmonie und ohne Schuldgefühle. Sie war in einer Geburtsmuschel, wie alle dort, aufgewachsen und dann in eine Kindergruppe gekommen, wie alle Menschen der Korallenriffe. Unbeschwerte Kindheitstage, dann die Schulzeit, Unterricht in Meditation, Moral, Ethik, Verantwortung, Tanzen, Singen, Musizieren, Wasserballett, Wasserklavier, Klangtrompeten, Konzerte, Theaterprojekte. Es gab keine Langeweile, weder außerhalb noch innerhalb der Kristallsäle, die durch Gänge und Flure verbunden große Unterwasser-Städte bilden. Was also war es, dass sie hier an diesem Strand blieb und nicht zurück schwamm. Die Erklärung musste in ihrem Unterbewusstsein stecken. Waren es die unzähligen Gespräche über die hoch entwickelte Technik-Kultur der Allthaner, auf die sie Paul neugierig gemacht hatte.
Auf dem Weg zurück durch den Obsthain blieb sie unter dem Brotbaum stehen, pflückte eine mittelgroße Frucht, packte diese in den Schulterbeutel, blieb hier und da unter den anderen Obstbäumen stehen, pflückte Limetten, Granatäpfel und Pfirsiche. Saison in diesem Garten Eden war ganzjährig. Die Jahreszeiten flossen ineinander über und waren nicht wahrnehmbar. So hatte sie von Paul erfahren. Sie pflückte viel zu viel, so dass ihr Beutel schwer an ihr herunterhing, als sie den Rand des Obsthains erreichte, wo Aki und Archibald immer noch standen und auf sie warteten. Sie gingen gemeinsam zurück zur Palmengruppe . Sascha hatte inzwischen festgestellt, dass ungewöhnlich viele Personen fehlten. Waren sie alle schwimmen
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