Das Erdportal - Band 1 - Traumstrand (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
Gruppe. Von dort nahm sie eine Muschelschale mit, in die der Rest der bereits gepflückten Früchte hineinpasste, so dass sie nur noch einmal gehen musste.
Paul beobachtete sie dabei. Er bemerkte, dass ihr die Wege zum Brotbaum und zur Kleiderkiste verwehrt waren, aber wie leichtfüßig sie sich trotzdem bewegte und dass die anfänglichen Schwierigkeiten, den Obsthain zu betreten, beim zweiten Mal gänzlich verschwunden waren.
Paul selber konnte auch problemlos in den Obsthain bis zur Kleiderkiste gelangen. Sogar Spaziergänge weit darüber hinaus waren ihm möglich. Ob Helen es wohl schaffen würde? Dann hätte er bald eine Begleiterin für seine weiten Ausflüge ins Landesinnere.
Sie saßen nebeneinander im Sand und blickten auf das Meer hinaus. Dort auf den Korallenplateaus hatte Hellen noch vor 2 Tagen oft gesessen, wie alle Korallenriff-Bewohner und entweder aufs offene Meer zu den Atollen oder aufs Land geschaut. Die Sonne stand zwischen Wasserfläche und Himmel und flutete alles orangerot. Die zwei obersten Ebenen der Korallenriffe ragten aus dem Wasser hervor, da Ebbe war.
Wie eine unendlich lange Kette umranden sie die 20 km lange Bucht, berühren an den Enden fast die beiden Landzungen und reichen darüber hinaus viel weiter als das Auge sehen kann. Dass sie sich um den ganzen Kontinent Waldonien erstrecken, erfuhr Helen erst viel später. Und natürlich auch um den zweitgrößten Kontinent des Planeten, um Malda. Außerdem gibt es unendlich viele Atolle und Koralleninseln inmitten der großen Ozeane.
„Wie schön doch diese Sonnenuntergänge sind“, sagte Paul.
Sie nickte. Sie schwiegen. Nach einer Weile.
„Kannst du mir Kleidung besorgen?“
„Versuch es morgen noch einmal. Und wenn du es morgen nicht schaffst, dann versuchst du es so oft, bis es gelingt.“
„Es ging nicht. Ich konnte nicht weitergehen. Was ist das, Paul? Und wie kommt die Kleidung dort hin?“
„Von Senator Michael, der kommt ein- bis zweimal in der Woche hier vorbei.“
„Oh? Ein Senator. Dann sind wir nicht in Australien.“
„Nein, obwohl es in Australien auch Senatoren gibt. Helen, die meisten, die hier ankommen, haben zuerst Schwierigkeiten, ihre Erinnerungen zu sortieren. An was erinnerst du dich?“
„An London, an meine Mutter, meine Großmutter, an meine beste Freundin Suki, eine gebürtige Japanerin.“
„Weiter.“
„Meine Mutter ist jetzt in einer Entziehungskur. Ihr Dealer hat mich überfallen und getötet. Dann war ich in den Wasserwelten, wo es sehr schön war. Wir haben viel gesungen und getanzt und musiziert und sind mit den Delphinen geschwommen. Auch meine Ausbildung zur Heilerin hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich weiß, dass ich dort glücklich und zufrieden war.“
Sie sah auf ihre Füße. Die Schwimmhäute waren durchsichtig, aber sie waren noch da. Sie griff sich hinters Ohr und ertastete den jetzt geschlossenen Kiemenspalt.
„Ich wurde im Wasser neu geboren in einer Geburtsmuschel, wie wir alle, ich habe dort in meiner Gruppe gelebt und es war alles selbstverständlich und unkompliziert, bis ich hier an diesen Strand kam. Warum sind wir hier, Paul? Warum sind wir nicht mehr in den Wasserwelten? Und warum ziehst du Leute aus dem Wasser, wo wir doch alle im Wasser leben können.“
„Ich tue es, weil ich helfen will .“
Es war noch zu früh, ihr alles zu erzählen. Dass es dort hinter der Barriere ein mächtiges Land gibt, das vor 2000 Jahren von einem Korallenmenschen gegründet wurde, der ebenfalls als Träumling an den Strand wie Treibholz angetrieben wurde, bevor er sich auf den Weg machte, das Land zu erkunden und neu zu gestalten und zu formen.
Am nächsten Morgen holte Helen Aki aus dem Wasser.
Und Aki blieb die ganze Zeit bei ihnen. So wie Archibald auch. Es gab andere, die nach 2 oder 3 Tagen weggingen, die nicht bleiben wollten. Und es gab Tage, da hatten Paul und Helen eine Gruppe von 15 oder noch mehr Personen um sich versammelt. Doch die meisten blieben nur kurz oder gar nicht. Sie wollten zurück zu den Korallenriffen. Obwohl Paul sagte, es wäre ihre Bestimmung an Land zu gehen. Sie wären nicht umsonst von den Wellen an Land gespült worden. Sie müssten nur weniger träumen und immer wieder versuchen, die Grenze zu überwinden.
Aki war zierlich und schlank, einen Kopf kleiner als Helen und leicht durch den Sand zu ziehen. Sie hatte die Figur eines 15jährigen Mädchens. Mit ihren glatten schwarzen Haaren und der olivefarbenen Haut, ähnelte sie
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