Das Erdportal - Band 1 - Traumstrand (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
Männer erregt hatten. Es war nur eine dabei, die wirklich ein Kräuterweiblein war, aber ganz gewiss keine Hexe mit Zauberkräften. Ich überlegte wohl, wie ich ihr helfen konnte, ohne Aufsehen zu erregen, entschied mich dann aber dagegen, da sie sowieso ein jämmerliches Leben hatte und es für sie nur besser werden konnte. Geliebte Mathilde, ich warne dich hiermit. Enthalte dich jeglicher Heilkunst, die zu viel Aufsehen erregen könnte. Der Papst ist ein labiler Mann, von gierigen Leuten umgehen, denen es nur darum geht, ihre Pfründe zu vermehren. Und das gelingt ihnen, indem sie das Volk in Angst und Schrecken versetzen. Sollten dir dennoch deine guten Werke einmal zu deinen Lasten ausgelegt werden, so empfehle ich dir deinen Wohnsitz nach Dresden zu verlegen. Der d ortige König ist kein Freund des Papstes und der Inquisition, sondern ein Lutheraner. Melde dich bei dem Kaufmann Johannes Boost, der für mich getreu seit langem arbeitet und dich in seinem Hause aufnehmen wird.“
„Er hat es geahnt.“
„Er hat es vorausgesehen“
„Nein, er wusste nichts Bestimmtes. Sonst hätte er Namen genannt und eine Warnung wäre spezieller ausgefallen.“
„Wann kam der Brief an“
„Vor 10 Tagen.“
„Und wann kam Gesine Müller zu dir.“
„Zwei Tage darauf.“
Er ballte wütend die Fäuste. „Verflucht ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Hättest du dich ohne diesen Brief anders entschieden.“
„Liebster Bruder, bin ich so leicht manipulierbar durch Gandos. Nein, sage ich dir. Ich hätte mich ohne seinen Brief genau so entschieden.“
Sein skeptischer Blick ruhte lange auf ihr. Dann sagte er bedächtig.
„Liebste Schwester, was wirst du also tun“
„Sollen die Unschuldigen wirklich fliehen und damit wie Schuldige aussehen. Und was ist mit dir. Wenn ich fliehe, dann bist du der Bruder einer Hexe!“
„Niemand wird es wagen !“, rief er empört. Dann stand sein Entschluss fest. „Ich werde diese Gesine Müller wegen Falschaussage in den Kerker werfen lassen. Zweitens habe ich schon mit unserem Freund Bischof Meinulf gesprochen, und auch er hat mir geraten, dir die sofortige Abreise zu empfehlen. Der Inquisitor hat ihm schon mitgeteilt, dass er, wenn seine Arbeit in Frankfurt beendet ist, nach Köln kommt. Wir können es nicht riskieren, dass du in seine Hände fällst. Ich rate dir also, sofort zu packen. Anna kann zu mir kommen. Ich überlasse dir dafür Karl und Hans, außerdem Walter, die helfen dir beim Packen, dann fahrt ihr zu dem Kaufmannszug vor den Stadttoren. Karl bleibt bei dem Wagen mit deinem Gepäck und begleitet den Wagenzug auf dem Landweg nach
Düsseldorf . Du aber fährst zusammen mit Hans und Walter mit der Kutsche zum Rhein, wo mein Schiff „Santa Maria“ anliegt. Du schiffst dich auf der Santa Maria zusammen mit Hans ein. Walter fährt die Kutsche zum Kaufmannszug vor das östliche Stadttor, wo Karl inzwischen schon mit dem Gepäckwagen angekommen ist und reist zusammen mit Karl auf dem Landweg. In Düsseldorf gehst du mit Hans an Land. Ihr übernachtet in der Hanseherberge Bonifatius und wartet dort aufeinander. Und von dort aus geht’s dann für euch vier zusammen weiter, mit der Kutsche und dem Gepäckwagen, nach Dresden. Wenn Gandos dir den dortigen Kaufmann Johannes Boost empfiehlt, dann vertraue ich ihm voll.“
Ihr fürsorglicher Bruder hatte also schon alles geplant , und so wie die Dinge standen, blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Plänen zu folgen. Warum auch nicht. Dresden sollte eine sehr schöne Stadt sein. Außerdem protestantisch und damit außerhalb der Reichweite aller Inquisitoren des Papstes.
Wenn auch die schlimmste Zeit der Inquisition schon längst vorbei war, so war es dennoch immer noch gefährlich, als Hexe denunziert zu werden. Und viele weltlichen Gerichte, die diese Anschuldigungen verfolgten, wenn gerade kein Inquisitor zugegen war, handelten und urteilten genau so verbohrt wie die kirchlichen Gerichte.
Bis dato wurden in Köln an die 30 Todesurteile wegen Hexerei vollstreckt. Acht weitere Leidensgeschichten sollten noch folgen. Aber Mathilde von Baumgarten sollte nicht unter diesen bemitleidenswerten Unschuldigen sein, denn ihr Bruder Roland hatte wie immer keine Zeit verloren und schon alles durchgeplant. Karl, Walter und Hans waren inzwischen auch schon angekommen. Karl und Walter mit einem typischen Reisewagen, in dem die Kaufleute ihre Waren übers Land transportierten, Hans mit einer Kutsche. Trotzdem fühlte
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