Das Erdportal - Band 1 - Traumstrand (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
sie sich überrumpelt und es widerstrebte ihr, die Flucht zu ergreifen.
„Es fällt auch auf dich zurück, wenn ich fliehe.“
„Mit der Müllerin Gesine werd ich schon fertig. Kindchen, geh einfach auf eine Reise durch die teutschen Landen. So eine Rheinfahrt nach Düsseldorf ist wunderschön, dann geht es weiter mit der Kutsche bis nach Dresden.“
Anna half mit beim Packen, Hans, Walter und Karl verstauten die Truhen und Körbe dann im großen Reisewagen und das kleinere Gepäck in der Kutsche.
Mathilde legte gerade Unterhemden und Unterröcke, in denen Goldstücke eingenäht waren, in eine für die Kutsche bestimmte Reisetasche, als eine Besucherin draußen die Türklingel betätigte.
„Bitte, Mathilde von Baumgarten. Oh gütiger Herr im Himmel gib bitte, dass sie zuhause ist“, rief sie dabei.
Sie erkannte die Stimmte. Es war die Nonne Minna, die Vertraute der Gräfin von Hohenstein, die, seit dem Tode ihres Mannes, Mutter Oberin im Kloster der Benediktinerinnen war.
Mathilde ging zur Tür und ließ Minna in die Halle eintreten.
„Um was für Beschwerden geht es“, erkundigte sich Mathilde. Aber schon stand Karl zwischen ihnen, hatte seinen Arm auf Minnas Schulter gelegt, so als wenn er sie wegdrücken wollte.
„Deine Anliegen hat leider zu warten, gute Nonne. Denn ein hoher Herr ist krank und wir müssen sofort los. Die Herrin von Baumgarten hat zugesagt, dass sie sich ihn ansehen will, nicht wahr?“ Er erwartete einen bestätigenden Blick von Mathilde. Ihr Bruder hatte ihr einen klugen Mann geschickt, und Hans machte auch keinen dummen Eindruck. Dennoch war seine ganze Klugheit in diesem Moment fehlt am Platz. Denn Mathilde hatte sich schon entschlossen, vorerst noch im Klosterstift Hilfe zu leisten.
„Lasst sie erzählen, um welche Beschwerden es geht.“
„Es ist die Nichte der Mutter Oberin, die als Novizin zu uns geschickt wurde. Ein junges dummes Ding. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten und schon so viel Blut verloren, als wir sie endlich fanden, dass sie nun totenblass daliegt und wir nicht wissen, was wir noch tun können, um sie zu retten.“
Karl hatte immer noch seine Hand gegen Minna gerichtet, als wäre er bereit, sie aus der Tür zu schieben. Es war an der Zeit, die Rangordnung, auch in Anbetracht der langen Reise, die vor ihnen lag, zu klären. Dieser hübsche junge , kräftig gebaute Mann, der Diener ihres Bruders, meinte es natürlich nur gut, aber hier hatte sie das Sagen.
„Wir werden vorher bei der Mutter Oberin vorbeisehen.“
Karls Gesicht verfinsterte sich.
„Es liegt auf dem Weg und ist somit kein Umweg.“ Sie richtete einen ruhigen langen Blick mitten in Karls Augen hinein, der erschrocken ob ihrer Dominanz zusammenzuckte und nun die Hand von Minnas Schulter nahm.
Totenblass lag die junge Novizin auf dem Bett ihrer Kammer, die Handgelenke verbunden, aber die Laken immer noch mit Blut getränkt und unter diesen wölbte sich der Bauch einer Schwangeren im 9. Monat.
Das Gesicht dagegen kraftlos und leblos von wächserner Blässe des Todes gezeichnet.
Die Äbtissin saß in einem Sessel und legte erleichtert den Rosenkranz beiseite, als Mathilde eintrat. Karl dicht hinter ihr.
„Wenn wir Isolde, meine liebe Nichte, nicht mehr retten können, so bitte rette das Kind“, flehte die Äbtissin.
Eine heftige Wehe durchzuckte den gewölbten Leib des Mädchens, das so schwach und leblos war, das es nicht einmal schreien konnte. Mathilde legte eine Hand auf den bebenden Bauch der unglücklichen Novizin und fühlte die kräftigen Bewegungen des Ungeborenen, das nach draußen drängte, um zu leben. Die Mutter dagegen schien dem Tode geweiht und sollte diese überleben, so wäre das entweder ein Wunder oder Zauberei. Hexerei und Zauberei waren von der Kirche verboten. Daher musste es wie ein Wunder aussehen.
Mathilde zog die Goldkette mit dem Kreuz, die sie immer um den Hals trug, aus ihrem Kleiderausschnitt heraus, legte es der Novizin auf den Bauch und begann zu beten, dabei hielt sie mit den gefalteten Händen das Kreuz auf dem gewölbten Bauch der Novizin fest. Sie verfügte über die Fähigkeit , Dinge zu bewegen, und während sie einige Vaterunser sprach und die Heilige Mutter um Hilfe bat, half sie einem kleinen kräftigen Jungen, schnell und problemlos zur Welt zu kommen.
Während sich die Äbtissin und zwei weitere anwesende Nonnen glücklich auf das Kind stürzten, um es zu versorgen, saß Mathilde weiter mit dem Kreuz bei
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