Das Erdportal - Band 1 - Traumstrand (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
der leblosen Mutter. Mathilde war innerlich ausgelaugt und mental erschöpft, denn das Drehen des Kindes im Mutterleib war eine ungeheure geistige Willenskraft gewesen. Was für ein Schicksal erwartete dieses Mädchen?
Da sagte die Äbtissin: „Niemand weiß von ihrer Schwangerschaft. Wenn sie überlebt, dann kann sie wieder zurück zur Familie meines Bruders, wenn sie nicht bei uns im Kloster bleiben will.“
Damit war die Sache für Mathilde entschieden. Wozu hatte sie ihre Kräfte, wenn nicht dazu, um herauszufinden, wieweit sie reichten. Konnte sie dieses Mädchen dem Tode entreißen? Ein Versuch war es wert. Trotz ihrer Erschöpfung. Aber Karl drängte von der Tür, kam wieder herein, ergriff ihren Arm und zerrte.
„Wir müssen los, Herrin. Auch mein Herr hat Kranke in der Familie, die auf eure Hilfe warten. Er ist reich und wird euch gut belohnen.“
„Nimm deine Hand weg, Bursche“, zürnte Mathilde ob dieser Dreistheit, so dass er erschrocken zusammenzuckte und gehorchte.
„Bri ng mir eine Karaffe mit Rote-Bete Saft und roten Wein und vermische beides zu gleichen Teilen“, forderte sie eine der beiden älteren Nonnen auf.
„Oh, Rote-Bete Saft hilft auch gegen Blutverlust?“, rief diese aufgeregt und rannte los.
Im Mittelalter wurde Rote Bete zur Behandlung von Blutkrankheiten verwendet. Erste Berichte über die Heilwirkung der Roten Bete reichen bis 2500 vor Christus zurück, denn in der griechischen und römischen Antike wurde Rote Bete gegen Hautentzündungen und allerlei Infektionskrankheiten verordnet,
Tatsache ist, dass Rote Bete die Leberfunktion anregt, die Blutbildung fördert, dem Folsäuremangel entgegenwirkt und bei Infektionsanfälligkeit und Müdigkeit hilft.
Nun legte Mathilde das Kreuz auf das Herz des Mädchens und wieder betete sie laut zum allmächtigen Vater, seinem eingeborenen Sohn und der Mutter Gottes.
Als die Nonne mit dem Rote-Bete Saft kam und vorsichtig versuchte, der Novizin davon etwas einzuträufeln, tat diese plötzlich einen langen Seufzer und öffnete flatternd die Augen, schloss sie wieder, aber dann öffneten sich die Lippen leicht und sie ließ sich einen Schluck Flüssigkeit von der Weinmischung einträufeln, schluckte ruckhaft, dann ein Seufzer, der verkündete, dass das einfachste Schlucken sehr anstrengend war, schluckte dann aber nochmals, wieder ein Seufzer, dabei ein Heben der Brust. Und glänzende Tropfen der Weinmischung hatten dem ausgetrockneten Mund neue Feuchtigkeit gegeben und die rissigen Lippen benetzt. Reste davon schwammen in ihrem Mundwinkel. Als sich der Mund für einen weiteren Schluck der Weinmischung öffnete, wusste Mathilde, dass sie wieder einmal einen Sieg über den Tod errungen hatte.
Sie sah die alte Nonne, die den Saft geholt hatte, streng an und erklärte. „Gott hat diesem Mädchen geholfen. Der Saft ist nur dazu da, um sie zu kräftigen und zu stärken. Denn durch seine rote Farbe ist er nahe mit dem Blut verwandt. Aber nur in Gottes Macht steht es, über unser Schicksal zu entscheiden.“
Karl drängte wieder, es wäre Zeit und sie müssten nun unbedingt gehen. Sie hätten sich schon viel zu lange hier aufgehalten.
Aber Mathilde musste zunächst noch etwas mit der Äbtissin besprechen und das durften auch die beiden Nonnen ruhig hören.
„Ja, ich muss fort und weiß nicht, wann ich zurückkommen werde. Ich werde versuchen zu helfen, aber meistens steht es nicht in unserer Macht. Böse Verleumdungen wurden gegen mich erhoben. Gesine Müller, die Frau eines Tuchmachers, deren Tochter ich nicht helfen konnte, behauptet, ich hätte ihre Tochter verhext und sie hätte mich auf einem Besen reiten sehen.“
Die beiden älteren Nonnen stießen spitze Schreie des Entsetzens und dann des Abscheus aus.
„Aber nein“, sagte die Äbtissin. „Viele Unschuldige wurden schon zu Unrecht der Hexerei beschuldigt. Auch unserem Herrn Jesus und manchem Heiligen ist es während Lebzeiten schlecht auf Erden ergangen. Wie kann diese Gesine Müller euch nur so etwas antun! Habt keine Angst, ich werde alles tun, dass diese entsetzliche Lügnerin in den Kerker geworfen wird.“
„Diese Müller sche ist wohl eher selber eine Hexe“, rief die jüngere der beiden Nonnen. „Wenn sie solch eine furchtbare Anschuldigung macht, gerichtet gegen eine ehrenwerte, gottesfürchtige Frau, wie ihr es seid.“
Wie realistisch und irgendwie bekannt und doch fremd.
Was für ein Traum. Habe ich geschlafen? Und wenn,
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