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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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die einzige mögliche Lösung. Die Kolonisation des Nigerbogens wird Frankreich lange Jahre hindurch hinlänglich in Anspruch nehmen. Welches Interesse hätte das Land daran, eine Niederlage zu riskieren, um gegen meinen Willen durch einen Ozean von Sand, den ich in fruchtbare Ebenen zu verwandeln in der Lage bin, nach Osten vorzudringen? Gut geführte Unterhandlungen könnten demnach zu einem Bündnisverhältnis führen …«
    Dieser Privatmann traut sich tatsächlich alles zu! Er schwitzt Eitelkeit durch sämtliche Poren aus. Aber ich muß schon sagen: Kann man sich vorstellen, daß die Französische Republik sich mit diesem pickligen Westentaschentyrannen verbündet?
    »Mit Ihnen! …« ruft entsetzt Monsieur Barsac aus und macht sich damit zum Sprachrohr von uns allen.
    Mehr braucht es nicht, um den Sturm zu entfesseln. Die Windstille hat auch wirklich schon zu lange angehalten. Es fing an, monoton zu werden.
    »Meinen Sie vielleicht, ich sei nicht würdig dafür?« brüllt Harry Killer mit funkelnden Augen, während er mit den Fäusten auf den Tisch hämmert, der freilich gar nichts dafür kann. »Oder hoffen Sie, mir dennoch zu entwischen? … Sie haben eben keine Vorstellung von meiner Macht …«
    Er steht auf und setzt mit unheilverkündender Stimme hinzu:
    »Sie werden sie kennenlernen!«
    Auf seinen Ruf hin sind die Wachen eingetreten. Sie packen uns und schleppen uns hinaus. Wir steigen Treppen hinauf, die kein Ende zu nehmen scheinen, dann jagt man uns im Laufschritt über eine breite Terrasse, auf die weitere Treppen folgen. Endlich landen wir auf der Plattform eines Turms, auf der alsbald Harry Killer zu uns stößt.
    Dieser Mann ist tatsächlich veränderlich wie die Wogen des Meeres. Ohne Übergänge wandelt sich seine Stimmung rasender Wut zu eisiger Ruhe und umgekehrt. Im Augenblick ist von seiner letzten Zorneswallung nichts mehr zu spüren.
    »Sie befinden sich hier in vierzig Meter Höhe«, teilt er uns im Ton eines angestellten Führers mit, der den Reisenden eine Aussicht erklärt. »Der Horizont ist demgemäß etwa dreiundzwanzig Kilometer entfernt. Sie können indessen feststellen, daß, so weit der Blick reicht, die Wüste, die uns umgibt, fruchtbarem Ackerland hat weichen müssen. Das Reich, das ich beherrsche, mißt also mindestens etwas mehr als sechzehnhundert Quadratkilometer. Das ist das Werk, das ich innerhalb von zehn Jahren vollbracht habe.«
    Harry Killer hält einen Augenblick inne. Nachdem er genügend in seinem – diesmal letzten Endes berechtigten – – Stolz geschwelgt hat, fährt er in seiner Rede fort.
    »Wenn jemand in diesen dreitausend Quadratkilometer in der Runde umfassenden Bereich eindringen wollte oder ihn zu verlassen versuchte, würde ich auf der Stelle durch eine dreifache mitten in der Wüste stationierte Postenkette, die mit diesem Palast Telefonverbindung hat, davon in Kenntnis gesetzt …«
    So also erklären sich die Oasen und die Telegrafenmasten, die wir vorgestern früh gesehen haben. Doch hören wir weiter Harry Killer zu, der, während er auf eine Art von Rotunde aus Glaswänden, ähnlich der Laterne eines Leuchtturms, wiewohl von weit größeren Ausmaßen, in der Mitte der Plattform verweilt, im gleichen Ton mit seiner Ansprache fortfährt.
    »Selbst wenn es nicht so wäre«, erklärt er uns, »könnte dennoch gegen meinen Willen niemand eine einen Kilometer breite Schutzzone, die fünf Kilometer vor den Toren Blacklands liegt und über die während der Nacht unaufhörlich das Licht aus mächtigen Projektoren hinstreicht, durchqueren. Dank seiner optischen Konstruktion kehrt dieses Instrument, das den Namen Zykloskop erhalten hat, den kreisförmigen Gebietstreifen in die Vertikale um, so daß der Wächter, der im Mittelpunkt des Apparates sitzt, ständig alle Punkte enorm vergrößert vor Augen hat. Treten Sie ein in das Zykloskop, ich ermächtige Sie dazu, und überzeugen Sie sich selbst.«
    Da unsere Neugier tatsächlich im höchsten Maße geweckt ist, machen wir von dieser Erlaubnis Gebrauch und treten durch eine Tür, die aus einer auf Scharnieren spielenden ungeheuren Linse besteht, in die Glasrotunde ein. Kaum sind wir dort eingeschlossen, als auch schon die Außenwelt unter unseren Augen ihren Aspekt verändert. Wohin wir auch blicken, haben wir zunächst nichts anderes vor uns als eine vertikale Mauer, die durch schwarze Striche in eine Unzahl von deutlichen kleinen Karos eingeteilt ist. Diese Mauer, deren Basis von uns durch einen finsteren

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