Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
festhalten.«
Seit dem Jahre eintausendsiebenhundertundneunundachtzig …
»Mit dem, was ich mir selber zuerkenne«, fällt schneidend Harry Killer ihm ins Wort, der jetzt mit einem jähen Sprung wieder die äußersten Grenzen der Heftigkeit erreicht hat. »Solange ich lebe, wird niemand sich meinem Reiche nähern.«
Seinem Reich? … Das verstehe ich nicht.
Harry Killer ist aufgestanden. Er wendet sich speziell an Monsieur Barsac, dessen Haltung weiterhin sehr herausfordernd bleibt, und fährt in wutgeladenem Ton, mit Schlägen seiner enormen Faust auf dem Tisch jedes Wort unterstreichend, in seiner Rede fort.
»Ja, ja«, brüllt er, »ich weiß, daß Ihre Landsleute in Timbuktu sind und immer weiter nigerabwärts vorrücken, aber sie sollten das aufgeben, denn sonst … Und jetzt wagen sie auch noch, zu Lande Spione bis an den Strom zu entsenden! … Ich werde sie zerschmettern, eure Spione, so wie ich dieses Glas zerschmettere!«
Seine Worte mit der entsprechenden Geste begleitend, schleudert Harry Killer tatsächlich das Glas auf den Boden, so daß es in tausend Splitter zerschellt.
»Ein Glas! …« verlangt er brüllend, zur Tür gewendet.
Von unglaublicher Rage erfaßt, buchstäblich tollwütig, denn Schaum tritt aus seinen Mundwinkeln zwischen den verkrampften Lippen hervor, ist er im Augenblick grauenhaft anzusehen. Mit seinem vorgeschobenen Unterkiefer wirkt er wie ein wildes Tier, sein Gesicht hat sich puterrot gefärbt, seine Augen sind blutunterlaufen.
Einer von den schwarzen Wachsoldaten hat eiligst seinen Befehl ausgeführt. Ohne von ihm Notiz zu nehmen, beugt sich dieser Besessene, an den Tisch gelehnt, dessen Kante seine Hände fieberhaft umklammern, wieder zu dem unbewegt dastehenden Monsieur Barsac vor und starrt ihm in die Augen.
»Habe ich Sie indessen nicht gewarnt? … Die Geschichte mit dem doung-kono, die auf meinen Befehl erfunden worden ist, sollte für Sie eine erste Mahnung zur Umkehr sein. Ich selber habe für Ihre Begegnung mit dem Wahrsager gesorgt, dessen Prophezeiungen durch Ihre eigene Schuld in Erfüllung gegangen sind. Ich persönlich habe Ihnen Ihren Führer geliefert, Moriliré, der in Sikasso ein letztes Mal Sie aufzuhalten versucht hat. Alles war umsonst. Vergebens habe ich Ihnen Ihre Eskorte genommen, umsonst Sie ausgehungert. Sie hatten sich nun einmal in den Kopf gesetzt, zum Niger vorzustoßen … Gut! Jetzt haben Sie Ihren Niger erreicht, sogar überquert und wissen nun, was Sie wissen wollten … Aber was haben Sie davon? … Wie werden Sie es anstellen, Ihren Auftraggebern, die Sie bezahlen, darüber zu berichten?«
In planloser Erregung läuft Harry Killer jetzt mit großen Schritten auf und ab. Für mich besteht kein Zweifel, daß er wahnsinnig ist. Plötzlich bleibt er stehen, da ihm jäh ein Gedanke durch den Kopf gefahren ist.
»Aber zur Sache«, fragt er Monsieur Barsac in überraschend ruhigem Ton, »war Ihr vorgeschriebenes Ziel nicht im Grunde Saye?«
»Ja«, antwortet Monsieur Barsac.
»Aus welchem Grund haben Sie dann eine ganz andere Richtung eingeschlagen? Was wollten Sie in Koubo?«
Harry Killer begleitet diese letztere Frage mit einem durchdringenden Blick, während wir anderen einander eher betreten ansehen. Die Frage ist tatsächlich peinlich, da wir übereingekommen waren, den Namen von Miss Buxton nicht auszusprechen. Glücklicherweise findet Monsieur Barsac eine plausible Antwort.
»Nachdem uns unsere Eskorte im Stich gelassen hatte, haben wir unsere Schritte nach Timbuktu gelenkt.«
»Warum nicht nach Sikasso? Das war viel weniger weit.«
»Wir glaubten, es sei besser, wenn wir nach Timbuktu gingen.«
»Hm! …« gibt mit unentschiedener Miene Harry Killer von sich. »Es war also nicht Ihre Absicht«, fährt er dann nach kurzem Schweigen fort, »nach Osten zu bis zum Niger vorzudringen?«
»Nein«, behauptet Monsieur Barsac.
»Wenn ich das hätte erraten können«, erfahren wir aus Harry Killers Munde, »wären Sie heute nicht hier.«
Das ist ja wirklich zum Lachen! … Als ob er sich die Mühe gemacht hätte, uns danach zu fragen! …
Ich mache mir ein neuerliches Schweigen, das auf Harry Killers unverschämte Betrachtung folgt, zunutze, um meinerseits das Wort zu ergreifen. Ich, der ich mich hier äußere, bin äußerst logisch veranlagt. Alles, was nicht logisch ist, geht mir gegen den Strich. Es wirkt auf mich wie ein Schrank, in dem Unordnung herrscht. In dieser Geschichte aber gibt es einen Punkt, der mich
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