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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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einer Laune heraus, einzig zu dem Zweck, eine verabscheuenswerte Macht zu beweisen, derartige Leiden bereiteten?
    Eine Überraschung, diesmal eine angenehme, erwartete die Reisenden nach dieser ereignisreichen Begegnung. Offenbar wollte Harry Killer, der ihnen ja einen Monat Bedenkzeit gewährte, den Versuch machen, sie durch gute Behandlung zu gewinnen. Wie dem auch sei, die Türen ihrer verschiedenen Zellen wurden nicht mehr verriegelt wie bisher, und sie konnten von jetzt an sich frei in der davorliegenden Galerie bewegen, die dadurch zu einer Art von Gemeinschaftsraum wurde, in dem sie sich nach Belieben zusammenfinden konnten.
    An dem einen Ende dieser Galerie führte eine Treppe zu dem unmittelbar darüberliegenden Stockwerk, das heißt auf das Dach der Eckbastei, in der sich ihre Zellen befanden. Die Benutzung dieser Plattform stand ihnen ebenfalls frei. Wenn sie sich die Erlaubnis auch, solange die Sonne schien, kaum zunutze machen konnten, genossen sie doch andererseits sehr lebhaft das Vergnügen, ihre Abende, die sie ausdehnten, wie es ihnen gefiel, da niemand es ihnen im geringsten vorhielt, im Freien zu verbringen.
    Unter diesen Umständen war, alles in allem, ihr Dasein nicht besonders schwer zu ertragen, und sie fühlten sich so glücklich, wie es Freiheitsentzug und berechtigte Sorge, was die Zukunft bringen würde, ihnen gestatteten. Der gesamte, aus den Zellen, der Galerie und der Terrasse bestehende Komplex bildete eine regelrecht autonome Wohnstätte, in der abgesehen von der verschlossenen Tür, die am anderen Ende der Galerie jener Treppe gegenüberlag, die sie betreten durften, nichts an ein Gefängnis erinnerte. Hinter dieser verschlossenen Tür jedoch hielten sich ihre Bewacher auf, deren Stimmen im Verein mit dem Geklirr ihrer Waffen, den Eingekerkerten gleichwohl ständig ins Bewußtsein riefen, daß diese Grenze für sie unüberschreitbar war.
    Die Führung des Haushalts oblag Tchoumouki, der dabei großen Eifer bewies. Übrigens ließ er sich nur sehen, solange es etwas zu tun gab. Außerhalb der für die Sauberhaltung der Zellen und die Mahlzeiten bestimmten Stunden war er niemals da, so daß die Reisenden die Anwesenheit dieses Schelms, dem sie mindestens zum Teil ihr gegenwärtiges Unglück verdankten, nicht zu ertragen brauchten.
    Während des Tages machten sie einander nachbarschaftliche Besuche oder spazierten in der Galerie umher. Bei Sonnenuntergang stiegen sie dann auf die Plattform hinauf, wo Tchoumouki sogar zuweilen das Abendessen auftrug.
    Die quadratisch angelegte Bastei, in der sie gefangen saßen, nahm die Westecke des Palastes ein und lag auf zwei Seiten über der großen Terrasse, von der sie eine Reihe von Innenhöfen trennte, die sie durchschritten hatten, um auf den zentralen Turm mit dem Zykloskop zu gelangen. Von ihren beiden anderen Fronten überragte die eine die zwischen Palast und Fabrik ausgesparte Esplanade, die nach der Seite des Red River zu von einer enormen Mauer begrenzt wurde, während die andere die Fortsetzung dieser letzteren Mauer bildete und aus einer Höhe von etwa dreißig Metern steil nach dem Fluß zu abfiel.
    Jedes Entweichen mußte demnach als aussichtslos angesehen werden. Ganz abgesehen von der Schwierigkeit, sich der Bewachung zu entziehen, deren Wirksamkeit Harry Killer auf so grausame Weise bewiesen hatte, konnte man nicht daran denken, den Palast zu verlassen. Von der Bastei sich auf die Terrasse zu begeben, die unaufhörlich von den Ratgebern, den Merry Fellows vom Dienst und den Negern durchmessen wurde, die zum Hausgesinde oder zur Schwarzen Garde gehörten, hätte zu nichts geführt, selbst falls dieser Kraftakt vollführbar gewesen wäre. Man hätte im Grunde nichts gewonnen, wenn man auf die Esplanade flüchtete, die auf allen Seiten von unübersteigbaren Mauern umgeben war. Einzig der Red River hätte vielleicht einen Fluchtweg darstellen können, aber die Gefangenen besaßen weder ein Boot noch auch eine Möglichkeit, die dreißig Meter zu überwinden, die sie vertikal von ihm trennten.
    Oben von der Plattform her konnten sie mit dem Blick den Lauf dieses Flusses verfolgen, der stromaufwärts und -abwärts zwischen zwei Reihen von Bäumen verschwand, die schon, wiewohl erst vor zehn Jahren gepflanzt, eine beträchtliche Höhe erreicht hatten. Mit Ausnahme des öffentlichen Gartens, den ihnen der übrige Palast verdeckte, lag auch die ganze Stadt Blackland offen vor ihren Augen da. Sie sahen ihre drei durch hohe Mauern getrennten

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