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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Abgrund getrennt ist und die bis zu schwindelnder Höhe emporzuragen scheint, wirkt so, als bestehe sie aus lauter milchigem Licht. Immerhin erkennen wir bald, daß ihre Farbe keineswegs einheitlich ist, sondern daß sie im Gegenteil aus einer unendlichen Menge von verschiedenen Farbtönen mit eher undeutlichen Übergängen besteht. Momentanes schärferes Hinsehen beweist uns, daß diese Flecke teils Bäume, Felder und Wege, teils aber auch bei der Feldarbeit beschäftigte Menschen sind, und zwar in einer Vergrößerung, dank der man sie mühelos erkennen kann.
     

    Wir treten in die Glasrotunde ein.
     
    »Sie sehen diese Neger dort«, sagt Harry Killer, während er auf zwei der fraglichen Flecke weist, die weit voneinander entfernt sind. »Nehmen wir einmal an, sie kämen auf den Gedanken, die Flucht zu ergreifen. Sie kämen nicht sehr weit.«
    Während er noch spricht, greift er zum Telefon.
    »Einhundertundelfter Kreis, Radius fünfzehnhundertachtundzwanzig«, sagt er.
    Dann greift er nach einem zweiten Telefon und setzt hinzu:
    »Vierzehnter Kreis. Radius sechstausendvierhundertundzwei.«
    Darauf wendet er sich zu uns.
    »Sehen Sie genau hin«, empfiehlt er uns.
    Nach einigen kurzen Augenblicken des Wartens, in denen nichts Besonderes geschieht, ist einer der Flecke plötzlich in eine Rauchwolke gehüllt. Als der Rauch sich zerteilt hat, ist der Fleck verschwunden.
    »Was ist aus dem Mann geworden, der dort gearbeitet hat?« fragt Mademoiselle Mornas mit vor Erregung erstickter Stimme.
    »Er ist tot«, gibt Harry Killer in kühlem Ton zur Antwort.
    »Tot! …« rufen wir alle aus. »Sie haben diesen Unglücklichen doch völlig grundlos getötet! …«
    »Sie können ganz beruhigt sein, es ist nur ein Neger«, erklärt Harry Killer ganz schlicht. »Ware ohne Wert. Wenn es keine mehr gibt, findet man immer noch welche. Dieser ist durch ein Lufttorpedo erledigt worden, eine Art Rakete, die ihr Ziel noch auf eine Entfernung von fünfundzwanzig Kilometern trifft und deren Schnelligkeit und Präzision Sie soeben konstatieren konnten.«
    Während wir noch diesen Erklärungen wenigstens insoweit lauschten, wie die Erregung es zuließ, die eine so fürchterliche Grausamkeit in uns hervorrief, ist etwas anderes in unser Gesichtsfeld getreten, rasch an der milchigen Wand emporgestiegen, und nun ist auch der zweite Fleck verschwunden.
    »Und dieser Mann?« fragt Mademoiselle Mornas mit stockendem Atem. »Ist er gleichfalls tot?«
    »Nein«, antwortet Harry Killer, »der lebt. Sie werden ihn gleich sehen.«
    Er verläßt den Raum, gefolgt von seiner Wache, die auch uns aus dem Raum hinausstößt. Wir befinden uns wiederum auf der Plattform des Turms. Wir blicken um uns und sehen aus einer gewissen Entfernung mit der Geschwindigkeit eines Meteors einen Apparat auf uns zukommen, der demjenigen gleicht, der uns hierhergebracht hat. Unter dem Boden des Apparats sehen wir etwas Schwankendes hängen.
    »Hier ist der Aeroplan«, sagt Harry Killer, der uns damit den Namen dieser Flugmaschine verrät. »In weniger als einer Minute werden Sie wissen, ob es möglich ist, gegen meinen Willen hier herein-oder herauszukommen.«
    Der Apparat nähert sich blitzschnell. Er wird zusehends größer … Plötzlich befällt uns Schaudern: das Objekt, das unten daran hängt, ist ein Neger. Eine Art von Riesenzange hat ihn mitten um den Leib gepackt.
    Der Apparat kommt noch näher, er fliegt über uns hinweg … O Grauen! Die Zange hat sich geöffnet, und der unglückliche Neger ist zu unseren Füßen zerschellt. Aus seinem zerschmetterten Kopf ist das Hirn überallhin gespritzt, und wir sind alle von Blut übersprüht.
    Ein Ausruf der Empörung entfährt jedem einzelnen von uns. Mademoiselle Mornas jedoch begnügt sich nicht mit Schreien, sie handelt auch. Mit funkelnden Augen, bleichem Antlitz und blutlosen Lippen stößt sie ihre überraschten Wächter beiseite und stürzt sich auf Harry Killer.
    »Feigling! … Elender Mörder! …« schreit sie ihm ins Gesicht, während ihre kleinen Hände die Kehle des Banditen umklammern.
    Dieser hat sich mühelos wieder freigemacht, und wir zittern um die kühne Angreiferin, denn ach! Wir würden ihr ja keine Hilfe leisten können. Die Wachen haben sich unserer bemächtigt und halten uns in stark nach hinten gebogener Haltung fest.
    Glücklicherweise scheint mir der Despot wenigstens im Augenblick nicht die Absicht zu haben, unsere mutige Gefährtin zu bestrafen, die zwei der Männer von ihm weggerissen

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