Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
in Unklarheit darüber, was ihres Amtes wäre, nicht nur einfach passieren, sondern geleiteten sie sogar zum Palast, dessen Eingangstür sie für sie öffneten.
Diese Tür schloß sich wieder hinter ihr, sobald sie die Schwelle überschritten hatte. Von nun an befand sie sich, ob sie wollte oder nicht, wieder in der Macht Harry Killers und hatte von niemandem mehr Hilfe zu erwarten.
Ihre Ankunft rief im Palast das gleiche Staunen wie auf der Esplanade hervor. Der schwarze Diener, der ihr geöffnet hatte, beeilte sich, sie zu seinem Herrn zu führen. Hinter ihm stieg sie die Treppe hinauf, durchmaß Galerien und dunkle Korridore und trat schließlich in einen taghell erleuchteten Raum, den sie sofort wiedererkannte. Es war der ›Thronsaal‹, wie Amédée Florence ihn im Scherz genannt hatte, jener Raum, in den die Gefangenen zu ihrer einzigen Begegnung mit dem Despoten von Blackland geführt worden waren und dessen Möblierung damals einzig aus einem Tisch und einem Sessel bestand.
Der Sessel war wie an jenem Tage immer noch vorhanden, und Harry Killer räkelte sich darauf hinter dem mit Flaschen und Gläsern beladenen Tisch herum. Doch waren der Tisch und dieser Sessel nicht mehr die einzigen Einrichtungsgegenstände. Neun weitere Sessel waren hereingeschafft worden. Einer von ihnen war unbesetzt. Auf den anderen lümmelten sich acht weitere Männer mit groben Gesichtern umher, während sie den Getränken zusprachen. Harry Killer vergnügte sich im Umgang mit seinen Ratgebern.
Als sie das junge Mädchen im Türrahmen stehen sahen, stießen alle neun Männer einen Ruf jäher Verblüffung aus. Nichts hätte sie mehr in Erstaunen setzen können, als das plötzliche Erscheinen dieser Person, die zu den Belagerten in der Fabrik gehörte.
In wildem Tumult erhoben sie sich.
»Miss Mornas! …« riefen sie wie im Chor.
Als sie das junge Mädchen im Türrahmen stehen sahen …
»Allein? …« fragte Harry Killer, der mit über den Tisch gebeugtem Oberkörper einen unruhigen Blick in die Richtung des Korridors warf, auf dem die Tür einen dunklen rechteckigen Ausschnitt bildete.
»Allein«, antwortete mit zitternder, aber doch entschlossener Stimme Jane Buxton, die sich am Türrahmen festhalten mußte.
Eine ganze Weile betrachteten die Männer verdutzt und schweigend das junge Mädchen. Daß sie gekommen war und hier allein vor ihnen stand, war in der Tat ein ungewöhnliches Abenteuer. Als Jane sich so von allen Seiten angestarrt sah, verlor sie mehr und mehr ihr Selbstvertrauen und begann ihren kühnen Entschluß bitter zu bereuen.
»Kommen Sie von da drüben? …« brachte schließlich mit stark belegter Stimme Harry Killer hervor, während er in Richtung auf die Fabrik hinzeigte.
»Ja«, murmelte Jane Buxton.
»Und was wollen Sie hier?«
Der Tonfall war alles andere als liebenswürdig. Ja, sicher irrten sich allem Augenschein nach die armen Hungernden in der Fabrik, wenn sie sie zur Alleinverantwortlichen ihres Unglücks machten, und mehr denn je fürchtete sie jetzt, daß ihre Selbstverleugnung nicht imstande sein werde, das Schicksal der übrigen aufzuhalten.
»Ich ergebe mich Ihnen«, stammelte sie indessen trotz der tiefen Demütigung, die für sie die geringe Wertschätzung bedeutete, mit der ein solches Opfer entgegengenommen zu werden schien.
»Sieh da, sieh da! …« ließ Harry Killer sich mit sardonischer Miene vernehmen.
Er wendete sich seinen Kumpanen zu.
»Laßt uns allein, Kameraden«, sagte er.
Die acht Ratgeber standen, alle mehr oder weniger schwankend, auf.
»Gut, gut, wir lassen dich allein«, antwortete einer von ihnen mit einem derben Lachen.
Sie waren schon an der Tür, als Harry Killer sie mit einer Bewegung zurückhielt und sich an Jane Buxton wendete.
»Ich frage Sie nicht nach dem Ergehen Tchoumoukis«, sagte er zu ihr. »Ich habe gefunden, was von ihm übriggeblieben ist. Was aber ist aus dem andern geworden?«
»Nicht wir haben Tchoumouki getötet«, antwortete Jane. »Er ist bei der Explosion umgekommen, als er den Aeroplan in die Luft sprengen wollte. Sein Gefährte wurde gleichzeitig verletzt. Er wird in der Fabrik gesundgepflegt.«
»Aha! …« machte Harry Killer, »und die Flugmaschine? …«
»Sie ist zerstört«, antwortete Jane.
Höchst befriedigt rieb Harry Killer sich die Hände, während seine acht Ratgeber durch die Tür verschwanden.
»So, und Sie also ergeben sich?« fragte er seine Gefangene, als er allein mit ihr war. »Und weshalb tun Sie
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