Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
das?«
    »Um die anderen zu retten«, erklärte tapfer Jane Buxton.
    »Nicht möglich! …« rief Harry Killer höhnisch lachend aus. »Sie wissen also nicht mehr aus noch ein, diese anderen?«
    »So ist es«, antwortete Jane und schlug die Augen nieder.
    Vor Freude goß Harry Killer sich eine tüchtige Portion Schnaps in sein Glas, das er in einem Zug leerte.
    »Und nun? …« fragte er, als er es ausgetrunken hatte.
    »Vor einiger Zeit«, murmelte, schamrot werdend, Jane, »wollten Sie mich zur Frau. Ich willige ein unter der Bedingung, daß Sie allen anderen die Freiheit schenken.«
    »Unter der Bedingung! …« rief höchlichst erstaunt Harry Killer aus. »Sie meinen also, Ihre Lage gestattet Ihnen, meine Kleine, Bedingungen zu stellen! Da alle Leute in der Fabrik am Ende ihres Lateins sind, habe ich sie morgen oder übermorgen samt und sonders in meiner Gewalt und mit den anderen auch Sie. Es hat sich wirklich nicht gelohnt, heute abend zu erscheinen. Auf einen Tag kommt es mir nicht an.«
    Er erhob sich und taumelte auf sie zu.
    »Sie haben wirklich Schneid, noch Bedingungen stellen zu wollen! …« rief er aus. »Bedingungen, um meine Frau zu werden …! Haha! Sie werden aber meine Frau sein, wann immer es mir paßt. Sagen Sie mal, was wollen Sie denn tun, um das zu verhindern? Ich bin wirklich gespannt, das zu wissen.«
    Er ging auf Jane Buxton zu, die entsetzt zurückwich, während sie abwehrend ihre zitternden Hände ausstreckte. Er berührte sie fast. Bald würde das junge Mädchen, wiewohl schon beinahe bis an die Wand zurückgewichen, seinen nach Alkohol stinkenden, glühenden Atem im Gesicht verspüren.
    »Mir bleibt immer noch zu sterben«, sagte Jane.
    »Sterben! …« wiederholte Harry Killer, der unbeweglich auf seinen versagenden Beinen stehenblieb, da offenbar dieses so kalten Blutes hervorgestoßene Wort ihn in seiner Bewegung aufhielt.
    »Sterben! …« sagte er noch einmal, während er sich mit unentschlossener Miene am Kinn kratzte.
    Dann, nach einem neuen Schweigen, kam ihm jäh ein anderer Gedanke.
    »Ach was! … Das werden wir morgen sehen. Wir beide werden uns schon verständigen, kleines Mädchen … Inzwischen wollen wir vergnügt sein und es uns gemütlich machen.«
    Er ließ sich wieder in seinem Sessel nieder und reichte ihr sein Glas.
    »Etwas zu trinken! …« befahl er.
    Er leerte ein Glas nach dem anderen. Eine Viertelstunde später schnarchte Harry Killer, der bei Janes Ankunft schon fast völlig betrunken gewesen war, dröhnend wie eine Orgel.
    Noch einmal sah Jane diesen Rohling, der vielleicht ihren Bruder ermordet hatte, in ihre Hände gegeben. Sie hätte ihn mit der gleichen Waffe, mit der er vermutlich George getötet hatte, mitten ins Herz treffen können. Doch wozu? Hätte sie nicht dadurch sogar im Gegenteil die schwache Hoffnung vernichtet, die ihr noch blieb, denen zu Hilfe zu kommen, die sie retten wollte?
    Lange heftete sie, ihren Gedanken hingegeben, den Blick auf den schlafenden Despoten. Doch eine plötzlich auftretende Schwäche ließ sie jäh erbleichen. Hunger, namenloser Hunger wühlte machtvoll und grausam in ihrem Inneren.
    Einen Augenblick lang vergaß sie ihre Lage, den Ort, an dem sie sich befand, sogar Harry Killer selbst, sie vergaß alles, was nicht ihr Hunger war. Sie mußte auf der Stelle, um jeden Preis, etwas essen.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür, durch die die acht Ratgeber hinausgegangen waren, und bemerkte im Nebenzimmer einen mit Überresten bedeckten Tisch. Man hatte dort an diesem Abend kräftig geschmaust, bevor das Fest dann im Thronsaal beendet wurde.
    Jane Buxton stürzte sich auf diesen Tisch und griff sich aufs Geratewohl ein paar Nahrungsmittel heraus, die sie eilig verschlang. Während sie aß, kam allmählich wieder Leben in ihren erschöpften Organismus, ihr Herz sandte wieder stärkere Blutwellen durch ihre Adern, sie fand zum Vollbesitz ihrer physischen und seelischen Kräfte zurück.
    Gestärkt betrat sie wieder den Raum, in dem sie Harry Killer zurückgelassen hatte. Dieser schlief immer noch und schnarchte geräuschvoll. Sie nahm ihm gegenüber Platz, entschlossen, sein Erwachen abzuwarten.
    Ein paar Minuten vergingen, dann machte Harry Killer eine Bewegung, und etwas rollte zu Boden. Jane bückte sich und hob den aus der Tasche des Schläfers herausgerutschten Gegenstand auf. Es war ein kleiner Schlüssel.
    Beim Anblick dieses Schlüssels tauchten lebhafte Erinnerungen in ihrem Geiste auf. Sie erinnerte sich an das

Weitere Kostenlose Bücher