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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Monsieur Poncin stimmten einmütig dieser Auffassung zu, so daß Jane auf ihr ebenso großmütiges wie sinnloses Ansinnen verzichten mußte.
    Jetzt, nachdem der Tunnel fertiggestellt war, hatte zudem dieser Plan keine Daseinsberechtigung mehr. In wenigen Stunden würde Tongané verschwinden und vermutlich schon am folgenden Tag das Signal zur Revolte und für die Befreiung der Belagerten geben.
    Am Nachmittag des 30. April wurde der kleinere Kegel durch die zu diesem Zweck in dem ersten ausgesparte Öffnung geschoben, und bei Sonnenuntergang mit der Bohrung des vertikalen Schachtes begonnen. Kein Zwischenfall verzögerte den Fortgang dieser Arbeiten. Vor Mitternacht gestattete das Rohr den Durchgang ins Freie, und der getreue Tongané verschwand im Dunkel.
    Die vertikale Röhre wurde darauf zurückgezogen, und der von selber nachrutschende Sand füllte sofort die Öffnung aus, die sie hinter sich zurückließ. Sicher würde oben auf dem Boden noch mehr oder weniger deutlich eine trichterartige Vertiefung zu sehen sein. Da indessen jeder weitere Hinweis fehlte, bestand keine Möglichkeit dafür, daß die Belagerer zwischen dieser Vertiefung und der Fabrik, die mehr als achtzig Meter davon entfernt war, eine ursächliche Verbindung herzustellen in der Lage wären.
    Sofern die Anlage der Stadt Blackland hier deutlich genug geschildert worden ist, weiß man, daß der am weitesten flußabwärts gelegene Teil der eigentlichen Fabrik sich einer Ecke der Mauer gegenüber befand, die die Wohnstätten der Weißen von denen der Sklaven trennte.
    Von dieser vorspringenden Ecke aus sollte Tongané, sobald sich ihm dafür eine günstige Gelegenheit böte, das Signal für die Waffenlieferung geben. Auf diesen Punkt nun richteten sich demgemäß am Abend des 1. Mai die Blicke aller auf einem Gerüst, das auf Camarets Befehl oberhalb der dem Red River am nächsten gelegenen Arbeiterhäuser errichtet worden war, vereinten Belagerten.
    Wie man es übrigens kaum anders erwartet hatte, warteten sie das erste Mal vergebens. Selbst unter der Voraussetzung, daß Tonganés Unternehmung erfolgreich verlaufen wäre, konnte er ja immerhin soeben erst im Negerviertel angekommen sein. Er brauchte ja aber naturgemäß Zeit, alles zu erklären und den Aufstand zu schüren.
    Auch am folgenden Tage zeigte sich kein Signal, worauf die Wartenden unruhig zu werden begannen. Indessen beruhigten sie sich bei dem Gedanken, daß diese Vollmondnacht wahrscheinlich zu hell für den Transport sei, was auch immer Camaret erdacht hatte, um die Absendung der oben auf dem Gerüst aufgehäuften Waffen zu ermöglichen.
    Zu ernster Beunruhigung kam es bei den Belagerten erst am 3. Mai. An diesem Abend war dank dichter Wolkenbildung die Nacht trotz des Mondes sehr finster. Tonganés Nichtreagieren war um so schwerwiegender, als man an diesem Tage die letzten Brocken an Lebensmitteln aufgezehrt hatte, die die Fabrik noch enthielt. Bevor zwei, höchstens drei Tage vergangen wären, mußte man das Spiel gewinnen, sich ergeben oder Hungers zu sterben gewärtig sein.
    Der 4. Mai schien den Belagerten, die mit fieberhafter Ungeduld den Anbruch der Dunkelheit erwarteten, nie ein Ende nehmen zu wollen. Aber auch an diesem Abend erschien kein Signal auf der Mauer des Sklavenquartiers.
    Der Morgen des 5. Mai begann unter einem traurigen Zeichen. Seit dem vorvorigen Abend hatten alle fasten müssen, und der Magen schmerzte vor Hunger. Die Werkstätten standen leer. Die Arbeiter, ihre Frauen und Kinder irrten mit verstörten Mienen in der Fabrik umher. Wenn innerhalb von achtundvierzig Stunden nichts geschah, hieß es sich auf Gnade oder Ungnade dem Sieger ergeben.
    Gruppen bildeten sich, und bittere Bemerkungen wurden ausgetauscht. Man scheute sich nicht mehr, Tongané zu beschuldigen, er habe die vergessen, die er zu befreien vorgegeben hatte. Warum auch sollte der Neger so blöd sein, sich ihretwegen Gedanken zu machen!
    Als Jane Buxton an einer dieser Gruppen vorbeiging, hörte sie ihren Namen. Von einigen ihrer Kameraden umgeben, stritten ein Arbeiter und eine Frau so heftig miteinander, wie ihre Schwäche es ihnen noch gestattete, und waren so sehr in ihr Gespräch versunken, daß Jane stehenbleiben und horchen konnte, ohne daß sie darauf achteten.
    »Man kann sagen, was man will«, schrie der Mann, unbekümmert darum, ob jemand ihn hören könnte, »es ist doch wahrhaftig ein starkes Stück, daß wir das hier alles wegen dieses feinen Dämchens mitmachen müssen. Wenn es

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