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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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regelmäßige Verschwinden Harry Killers und auch daran, wie sehr sie sich gewünscht hatte zu wissen, was sich hinter der Tür befand, die der Schlüssel, den er stets bei sich trug, öffnete. Hier nun spielte ihr der Zufall das Mittel in die Hand, ihre Neugier zu befriedigen! Die Versuchung war zu stark. Es hieß sich eine Gelegenheit zunutze machen, die zweifellos nicht wiederkehren würde.
    Mit leichten Schritten bewegte sie sich auf die Tür zu, durch die früher Harry Killer täglich verschwunden war, und schob den Schlüssel in das Schloß, das sich geräuschlos öffnen ließ. Hinter der Tür befand sich ein Treppenabsatz, auf den eine Stiege mündete, die in die unteren Stockwerke führte. Nachdem sie leise die Tür wieder angelehnt hatte, ohne sie zu schließen, stieg Jane auf den Zehenspitzen die nur spärlich durch ein von unten heraufschimmerndes Licht erleuchteten Stufen hinab.
    Der Raum, den sie verlassen hatte, befand sich im zweiten Stock, aber nachdem sie die beiden Etagen hinter sich hatte, gelangte sie nur auf einen weiteren Treppenabsatz, von dem aus die Treppe sich fortsetzte und infolgedessen offenbar in das Souterrain führte. Nach einem Augenblick des Zögerns stieg sie weiter hinab.
    Schließlich landete sie auf einer Art von rechteckigem Vorplatz, an dessen Schwelle sie betroffen stehenblieb. Ein offenbar Wache haltender Neger, der in einem Winkel neben einer geschlossenen Tür saß, hatte sich bei ihrem Näherkommen jäh erhoben.
    Sie beruhigte sich jedoch gleich wieder. Der Wächter schien keinerlei feindselige Absicht zu haben. Vielmehr trat er respektvoll dicht an die Mauer zurück, um der nächtlichen Besucherin einen bequemeren Durchgang zu gewähren. Diese begriff den Grund seiner unerwarteten Ergebenheit, als sie in dem Wächter einen Mann der Schwarzen Garde wiedererkannte. Wie die Merry Fellows, die sie zur Esplanade begleitet hatten, war der Neger allzuoft Zeuge ihres ungehinderten Umhergehens im Palast gewesen, um nicht von der Macht überzeugt zu sein, die sie über ihrer aller Herrn und Meister besaß.
    Mit entschlossenem Schritt ging sie an ihm vorbei, ohne daß er ihr irgendwelchen Widerstand entgegensetzte. Indessen war damit noch nicht das ganze Problem gelöst. Hinter dem Mann gab es noch die Tür.
    Eine Sicherheit vortäuschend, die sie innerlich keineswegs besaß, steckte sie Harry Killers Schlüssel in das Schloß, das sich ebenso wie das vorige öffnen ließ. Sie fand sich darauf in einem ziemlich langen dunklen Korridor – eigentlich nur einer Verlängerung des Vorplatzes, den sie soeben durchschritten hatte – und an der sich zur Rechten wie zur Linken etwa zehn Türen befanden.
    Alle bis auf eine waren weit geöffnet. Jane Buxton warf einen Blick in die Räume, zu denen sie Zutritt gewährten, und sah, daß diese Räume Zellen oder vielmehr Verliese ohne Luft noch Licht waren und nur je einen Tisch und eine jammervolle Lagerstatt enthielten. Die Zellen waren im übrigen leer, und nichts wies darauf hin, daß sie auch nur vor einiger Zeit besetzt gewesen waren.
    Eine Ausnahme machte nur die eine geschlossene Tür. Zum dritten Mal erprobte Jane Buxton die Möglichkeiten, die der Schlüssel ihr bot, und tatsächlich öffnete er wie die beiden ersten auch diese ohne Schwierigkeit.
    Zuerst konnte sie in dem durch nichts erhellten Innern der Zelle nichts erkennen. Doch dann, als ihre Augen sich allmählich an die Finsternis gewöhnt hatten, erriet sie im Dunkel eine undeutlich sich abzeichnende Gestalt, während sie zugleich die regelmäßigen Atemzüge eines Schlafenden vernahm.
    Als ob, ihr selber unbewußt, eine übernatürliche Macht ihr eingäbe, daß sie eine unerhörte Überraschung erleben würde, fühlte Jane sich von plötzlicher Schwäche erfaßt. Zitternd, mit pochendem Herzen, bestürzt und aller Kräfte beraubt, blieb sie auf der Schwelle des Kerkers, dessen undurchdringliche Dunkelheit ihr Blick vergebens zu durchdringen versuchte, unbeweglich stehen.
    Endlich erinnerte sie sich, neben dem Eingang draußen im Gang einen elektrischen Schalter gesehen zu haben, den sie tastend bediente, ohne die Augen von der Finsternis im Innern wegzuwenden.
    Von welcher tiefen Ergriffenheit aber wurde Jane Buxton gepackt! Oder von welchem Entsetzen vielmehr wurde sie befallen!
    Hätte sie in dieser Gruft des Palastes von Blackland einen von denen, die sie einige Minuten zuvor in der Fabrik zurückgelassen hatte oder sogar ihren Bruder George Buxton, von dem sie wußte,

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