Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Erkundigungen hin erfuhr man von einem Mann, der oben im Zykloskop Wache hielt, daß er sie die Fabrik habe verlassen sehen, jedoch ohne sie zu erkennen. Da seine Instruktionen ihm vorschrieben, jeden Mord zu vermeiden, der nicht unbedingt nötig war, hatte er gegen diese vereinzelte Person, die im übrigen, weit davon entfernt, in die Fabrik eindringen zu wollen, sie vielmehr verließ, keine der ›Wespen‹ in Anwendung bringen wollen.
Aus dem Bericht des Wächters konnte man entnehmen, daß Jane nach Verlassen der Fabrik sich flußaufwärts begeben hatte. Es hatte demnach keinen Zweck, sich noch Illusionen hinzugeben; Jane Buxton hatte ohne allen Zweifel den Plan in die Tat umgesetzt, gegen den alle sich vordem aufgelehnt hatten, und sich gerade in dem Augenblick, in dem dieses Opfer zwecklos wurde, in Harry Killers Hände gegeben.
Der Quai, der an seinem unteren Ende bis zu dem Wachgang reichte, wurde am anderen durch die Mauer der Esplanade abgeschlossen, die an dieser Seite keinen weiteren Durchgang mehr bot. Diese ständig geschlossene Tür, für die in normalen Zeiten nur Marcel Camaret und Harry Killer einen Schlüssel besaßen, war seit Beginn der Feindseligkeiten offengeblieben. Jane Buxton hatte also auf die Esplanade gelangen, sie überschreiten und den Palast erreichen können, es sei denn, die Merry Fellows hätten sie auf ihrem Weg festgehalten.
Sie hatte die Flucht in einem regelrechten Wahnzustand ergriffen. Der Gedanke, daß alle glaubten, sich für sie allein zu opfern, und daß man sie beschuldigte, die Ursache des alle betreffenden Unheils zu sein, war ihr verhaßt, ebenso wie sie es als unerträglich empfand, sich von allen diesen armen Leuten gehaßt zu wissen, die sie rings um sich her leiden sah. Und wenn sie doch am Ende recht hatten? Wenn tatsächlich sie die einzige Beute war, die Harry Killer sich von diesem Kampf erhoffte? Diese bloße Möglichkeit genügte schon, daß jede Verzögerung zu einem Verbrechen wurde, und sie machte sich daraufhin bereits Vorwürfe, daß sie diese Chance, eine so große Zahl von Unglücklichen zu retten, nicht schon viel früher wahrgenommen hatte. Und selbst wenn die Belagerten sich getäuscht haben sollten – was nur allzu wahrscheinlich war, indem sie ihr Heil nur von ihr abhängig sahen –, forderte dann nicht doch ihre Ehre, daß sie ihnen diesen Irrtum als einen solchen bewies, selbst um den Preis ihres Lebens?
Die durch Tongané bewirkte Verzögerung für die Erteilung des so fieberhaft erwarteten Signals hatte den Überlegungen Jane Buxtons genügend Zeit gelassen, sich ihrem Urteil aufzuzwingen, das infolge der Entbehrungen weniger klar geworden war, so daß sie schließlich an diesem Abend des 5. Mai völlig den Kopf verlor und dem entgegeneilte, was sie als die Erfüllung ihrer Pflicht ansah.
Ohne sich darüber klar zu sein, kaum wissend, was sie tat, hatte sie die Tür einen Spaltbreit geöffnet, sodann, nachdem sie hinausgeschlüpft war, wieder leise hinter sich geschlossen und sich so schnell sie konnte zu dem Palast begeben, indem sie sich möglichst dicht an der Mauer entlangbewegte, die durch die elektrischen Scheinwerfer der Fabrik grell beleuchtet war.
Zugleich mit dem Wächter im Zykloskop hatten sie auch die auf der Umfassungsmauer, an der Kreuzung von Quai und Wachgang postierten Merry Fellows bemerkt. Diese aber hatten gemeint, von ihren Feuerwaffen gegenüber diesem vereinzelten Schatten, der alles in allem auch zu ihrer Partei gehören konnte, keinen Gebrauch machen zu sollen.
Jane Buxton war also ungehindert bis zur Esplanade gelangt, deren geöffnete Tür sie durchschritt. Indem sie an der Mauer entlangging, die sie auf dieser Seite nach dem Red River zu abschirmte, hatte sie sich dann mutig auf diesen großen Platz begeben, ohne sich um die Gruppen von Merry Fellows zu kümmern, zwischen denen sie sich hindurch bewegen mußte. Gerade dank ihrer Kühnheit legte sie unbehelligt diesen größten Abschnitt ihres Weges zurück. Sie war bereits nicht mehr als zwanzig Schritte vom Palast entfernt, als zwei Männer sich von einer der Gruppen lösten und sich entschlossen, ihr entgegenzugehen.
Es traf sich, daß diese beiden Männer sie bereits vor dem Entweichen der Gefangenen sich frei nach allen Seiten hin hatten ergehen sehen. Als sie sie wiedererkannten, stießen sie einen Ruf des Erstaunens aus, und ließen sie, mit ihren Absichten unvertraut, unsicher gemacht durch die Gunst, die der Chef ihr bewiesen hatte, und daraufhin
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