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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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des Waldes wichen völliger Stille. Richard sah auf und zuckte zusammen. Ein dunkler Schatten huschte über den Boden, sprang über Blätter und Äste hinweg. Oben in der Luft ertönte ein pfeifendes Rauschen. Die Größe des Schattens war beängstigend. Vögel wurden aus dem Schutz der Bäume aufgeschreckt und stießen Warnschreie aus, während sie in alle Richtungen davonstoben. Richard hob den Kopf und versuchte, unter dem Himmel aus Grün und Gold den Ursprung des Schattens auszumachen. Einen Augenblick lang sah er etwas Großes. Etwas Großes und Rotes. Er hatte keine Vorstellung, was das sein mochte, doch dann erinnerte er sich an all die Gerüchte und Geschichten über das Grenzgebiet, und die ließen ihn bis ins Mark erstarren.
    Wenn die Schlingpflanze Ärger bedeutete, dann erst recht dieses Ding am Himmel. Er mußte an das Sprichwort denken: »Aller Ärger zeugt drei Kinder«, und augenblicklich wußte er, dem dritten wollte er auf keinen Fall begegnen.
    Er schüttelte seine Angst ab und fing an zu rennen. Alles müßiges Geschwätz abergläubischer Menschen, redete er sich ein. Er versuchte, sich vorzustellen, was so groß, so groß und rot sein konnte. Unmöglich; nichts, was flog, war so gewaltig. Vielleicht war es eine Wolke, oder das Licht spielte ihm einen Streich. Aber er konnte sich nichts weismachen. Das war keine Wolke.
    Im Laufen sah er hoch, wollte noch einen Blick darauf werfen. Er hielt auf den Pfad zu, der die Flanke des Hügels säumte. Auf der anderen Seite des Pfades fiel das Gelände schroff ab, und von dort hatte er einen ungehinderten Blick auf den Himmel. Äste, regennaß vom Vorabend, peitschten ihm ins Gesicht, während er durch den Wald hastete, über gefallene Bäume und schmale, steinige Bäche hinweg. Gestrüpp zerrte an seinen Hosenbeinen. Das Sonnenlicht bildete scheckige Muster auf dem Boden, und er sah auf, doch das Blätterwerk versperrte ihm die Sicht. Sein Atem ging schnell, abgehackt, kalter Schweiß lief ihm übers Gesicht. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er achtlos den Hügel hinabhastete. Endlich stolperte er zwischen den Bäumen hervor auf den Pfad und wäre beinahe gestürzt.
    Er suchte den Himmel ab und entdeckte das Ding. Es war zu weit entfernt und zu klein. Unmöglich zu sagen, was es war, aber er meinte, Flügel zu erkennen. Er blinzelte in den strahlend blauen Himmel, schirmte die Augen mit der Hand ab und versuchte, sich zu vergewissern, ob sich dort tatsächlich Flügel bewegten. Es glitt hinter einen Hügel und war verschwunden. Er hatte nicht einmal feststellen können, ob es wirklich rot war.
    Außer Atem ließ sich Richard auf einen Granitbrocken am Wegesrand fallen und japste nach Luft. Gedankenverloren brach er tote Zweige von einem jungen Bäumchen neben sich ab und starrte hinunter zum Trunt Lake. Vielleicht sollte er zu Michael gehen und ihm erzählen, was er gesehen hatte, von der Schlingpflanze und diesem roten Ding am Himmel. Über letzteres würde Michael nur lachen, das wußte er. Er hatte selbst schon über diese Geschichten gelacht.
    Nein, wahrscheinlich wäre Michael nur verärgert, weil er sich so nahe ans Grenzgebiet herangewagt und gegen die Anordnung verstoßen hatte, sich aus der Suche nach dem Mörder seines Vaters herauszuhalten. Sein Bruder sorgte sich um ihn, sonst hätte er nicht ständig etwas an ihm auszusetzen. Jetzt, als Erwachsener, konnte er die ständigen Ermahnungen mit einem Lachen abtun. Die mißbilligenden Blicke ersparte ihm das allerdings nicht.
    Richard brach einen weiteren Zweig ab und warf damit niedergeschlagen nach einem flachen Stein. Eigentlich brauchte er sich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Schließlich sagte sein Bruder Michael ständig allen, was sie zu tun hatten, sogar seinem Vater.
    Er verwarf das harte Urteil über seinen Bruder. Heute war Michaels großer Tag. Heute übernahm er das Amt als Oberster Rat. Damit übernahm er für alles die Verantwortung, nicht mehr nur über die Stadt Kernland, sondern über alle Orte und Dörfer in Westland und sogar die Menschen auf dem Land. Er war für alles und jeden verantwortlich. Michael hatte Richards Unterstützung verdient, er brauchte sie. Auch Michael hatte seinen Vater verloren.
    An diesem Nachmittag sollte in Michaels Haus eine Zeremonie und ein großes Fest abgehalten werden. Wichtige Leute würden aus den entferntesten Winkeln Westlands angereist kommen. Auch Richard wurde erwartet. Wenigstens gab es dort reichlich und gut zu essen. Er merkte, wie

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