Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Augen im Drachenkopf, der den Knauf bildete, funkelten bläulich.
»Tut mir Leid, alter Freund.« Ich griff das Schwert und versuchte es unter seinen Händen hervorzuziehen. Seine starren Finger hielten es fest. Ich griff fester zu, es knirschte, aus den Augenwinkeln sah ich, wie fast jeder zusammenzuckte, dann hatte ich das Schwert in der Hand.
Ich spürte Seelenreißer auf meinem Rücken, als ich Eiswehr aus der Scheide zog.
Meine Hände bewegten sich von selbst und stießen die Klinge in den Boden. Die Spitze des Bannschwerts drang gut drei Finger breit in den Stein ein, und blaues Licht lief von ihm über das Eis, über die Wände, über die regungslosen, in Stahl gehüllten Soldaten eines längst vergangenen Reichs.
»Was macht Ihr da?« Es war Zokora, die fragte. Zum ersten Mal sah ich so etwas wie Furcht in ihren Augen.
»Woher soll ich das wissen?«, antwortete ich ihr. Meine Hände ruhten auf der Parierstange der Klinge, locker und entspannt, aber nicht einen Muskel konnte ich bewegen. Denn hier stand nun plötzlich ein anderer als ich.
»Erstes Horn, zweite Tenet, fünfte Lanze, zweiter Bulle«, rief der Sergeant mit dröhnender Stimme aus meinem Mund. Das blaue Leuchten lief über mich, über ihn, sammelte sich auf den Stahlpanzern seiner Leute und nahm Formen an.
»Mikail!«, rief er. Oder war das doch ich?
»Anwesend, Sergeant!«, erklang eine Stimme. Eine Figur aus blauem Licht erhob sich von ihrer eisigen Ruhestätte und nahm vor mir Haltung an.
»Jason.«
»Jawohl, Sergeant!« Eine andere Gestalt erhob sich und trat neben die erste.
»Halmachi!«
»Hab schon drauf gewartet, Sergeant.«
»Kantacho!«
»Für das Imperium!«
»Lipko!«
»Schon wieder? In Ordnung, ich bin dabei.«
»Serafine!«
»Du gönnst mir meinen Schönheitsschlaf wirklich nicht.« Eine weibliche Stimme. Ich sah die weit aufgerissenen Augen unserer Leute, als diese Gestalt sich im bläulichen Licht reckte: trotz des schweren Panzers eine typisch weibliche Geste.
»Jondai!«
»Zu Befehl, Sergeant.«
»Blendheim!«
»Wozu die Eile? Ich bin hier.«
Ich spürte, wie ich mich bewegte und dem ersten der Männer salutierte. »Mikail, übernimm sie.« Es war meine Stimme und doch wieder nicht.
»Erstes Horn, zweite Tenet, fünfte Lanze, zweiter Bulle vollständig angetreten zum Appell, Sergeant. Alle frisch und bereit, Sergeant!«
»Weitermachen.«
»Haltung!« Der Raum vibrierte, als schwere Stahlschuhe auf den Boden trampelten.
»Präsentiert … das … Schwert!«
Das Geräusch von Stahl, der aus der Scheide sprang, erfüllte den Raum, und ein Donnern wie von einem fernen Gewitter, als die Spitzen der fahlen Klingen zwischen den Füßen der bläulich leuchtenden Soldaten in das Eis einschlugen.
»Achtung!«
Ein hartes, kurzes Getrampel, dann standen sie vor uns, ein jeder mit offenem Visier, Augen, die uns sahen und doch nicht wahrnehmen konnten, blaues Leuchten und blauer Stahl … Durch Mikail hindurch erspähte ich die vereiste Bettrolle, aus der er sich erhoben hatte. Noch immer hüllte das Eis seine Konturen in ein ewig glitzerndes Tuch. Für einen Moment rührte sich nichts, nur die Flut aus blauen Funken, die von Eiswehrs Spitze zu den Männern lief.
Es war mir, als würde ich sie alle kennen. Mikail, immer eine helfende Hand, Jason, der nie eine Spur verlor, Halmachi, stets lächelnd, auch jetzt, als ob er sich trefflich amüsierte. Lipko, mit seinen tanzenden Augen, Serafine mit ihrem trockenen Witz, Jondai … ich kannte sie wie mein eigenes Gesicht.
Ich spürte, wie Tränen meine Wangen herunterliefen und gefroren.
»Hört«, rief meine Stimme. »Hört, ihr, die nach uns kamt.« Durch meine, seine, Augen sah ich die aufgerissenen Augen und die bleichen Gesichter der anderen.
»Wir haben auf euch gewartet, denn ihr musstet kommen. Es war so verfügt.« Ich spürte, wie der Sergeant sich aufrichtete. »Wir schworen dem Reich ewige Treue, über den Tod hinaus, wir schworen, einzustehen gegen das Dunkle, wir schworen, das Reich zu befrieden und jene zu schützen, die wir lieben. Unsere Frauen. Unsere Kinder. Und jene, die nach uns kommen werden! Wer sind wir?«
»Wir sind das Erste Horn des Bullen!«, erschallte es aus geisterhaften Kehlen.
»Was sind wir?«
»Standhaft!«
»Wo stehen wir?«
»Auf dem Boden, von dem wir nicht weichen.«
»Wohin gehen wir?«
»Zu den Göttern, mit Askir, dem Kaiser, unserer Ehre und der Pflicht.« Der Raum hallte wider von den Stimmen, dann … Stille.
»Ich
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