Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
zwielichtiger Geselle ihn für einen Auftrag suchte.«
Kennards Augen wanderten zu Sieglinde hinüber, die Falten um die Augen vertieften sich, als er lächelte. »Und dies erklärt auch, warum sie Euch nicht mehr mit Eiswehr aufspießen will.«
Sieglinde lehnte sich an Janos. »Jetzt drohe ich damit, jede Frau aufzuspießen, die ihm zu nahe kommt.«
Kennard lehnte sich zurück und zog an seiner Pfeife.
»Das ist wirklich ein Abenteuer gewesen. Ihr sagt, ihr habt die Soldaten des Ersten Horns begraben? Trotz des Schnees?«
»Nachdem wir wieder zurück waren und bei Kräften«, sagte Leandra leise. »Wir konnten sie einfach nicht dort unten lassen. Es half auch uns, über unsere eigenen Verluste hinwegzukommen. Die, die dort unten im Tempel starben, liegen mit ihnen dort, alle unter dem Banner des Zweiten Bullen, unter dem Zeichen des Ersten Horns.«
»Das«, sagte Kennard mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, »erscheint mir nur recht und billig. Ich bin sicher, bessere Gesellschaft gibt es nicht.«
»Ja«, sagte ich.
»Eines noch. Was geschah mit dem Winter?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Leandra. »Ein Gutes hat Balthasar getan: Er vermochte es irgendwie, den Kreuzungspunkt zu richten. Ich hätte es nicht gekonnt, nicht eine Kraftlinie hätte ich ausgehalten.«
Kennard nickte. »Ich würde gerne das Grab sehen. Wäre das möglich?«
»Wenn Euch ein wenig Schnee nicht stört.«
»Wohl kaum«, meinte er lächelnd.
Einer von uns ging jeden Morgen hier heraus und kehrte den Schnee weg. Hier lagen sie, die tapferen Männer und Frauen aus vergangener Zeit und unserer. Der Kommandant sowie die alten und neuen Mitglieder des Ersten Horns.
Jedes Grab hatte seinen eigenen Kopfstein mit einem Namen, aber allen zusammen gehörte der dreieckige Gedenkstein in der Mitte. Torim, der einzige überlebende Bergarbeiter, hatte die Inschriften perfekt gemeißelt.
Hier ruht das
Erste Horn, zweite Tenet, fünftes Batallion, zweiter Bulle
Sie waren
das Erste Horn des Bullen
Sie waren
Standhaft
Sie standen
Auf dem Boden, von dem sie nicht wichen
Sie gingen
Zu den Göttern, mit Askir, dem Kaiser, ihrer Ehre und der Pflicht.
Vor dem Monument steckten die Schwerter der Männer und Serafines im Boden. Sie bildeten eine Linie vor einem weiteren Stein. Dieser lag einen Schritt vor dem Monument selbst. Die Inschrift lautete einfach nur
Der Sergeant
Kennard stand lange dort, sah sich schweigend die Gräber an, und immer wieder blickte er auf die Inschrift des Monuments.
»Wir wissen leider nicht, wie sein Name war«, sagte ich leise.
»Aber wir werden den Appell nie vergessen«, fügte Leandra hinzu.
»Ihr sagtet, Ihr hättet das Soldbuch der Einheit von ihm erhalten«, sagte Kennard leise. »Darf ich es sehen?«
»Es ist in einem Code geschrieben. Als der Sergeant es hielt, konnte ich es lesen, aber jetzt nicht mehr.«
Ich griff in mein Wams und reichte es Kennard. Er hielt es einen langen Moment in seiner Hand, bevor er es aufschlug.
Er blätterte langsam darin, bis er auf einer Seite verharrte.
»Er war Erster-Bullen-Sergeant«, sagte er leise. »Das ist so etwas wie ein Generalsergeant.«
»Und sein Name?«, fragte Janos.
»Jerbil Konai.« Kennard hielt das Buch noch einen Augenblick fest, klappte es dann zu, um es mir wieder zu reichen.
»Wisst ihr, was das Erste Horn ist?«
Wir schüttelten den Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass ich es wissen sollte, aber es war, wie der Sergeant mir versprochen hatte: Alles verblasste allmählich.
»Das Erste Horn ist eine Truppe, die regulär nicht existiert. Sie wird geformt, wenn sie gebraucht wird. Sie besteht aus den zehn besten Soldaten einer Legion. Die Zweite Legion war die beste Legion ihrer Zeit, vielleicht die beste, die es je gab«, sagte Kennard leise. Er sah durch uns hindurch, als sähe er etwas in der Ferne. »Als er sagte, sie wären die Besten, hat er noch untertrieben.«
»Jerbil Konai«, sagte Janos. »Seltsamer Name. Aber ich mag ihn.«
»Konai bedeutet in der elfischen Sprache ›Der Aufrechte‹«, sagte Zokora. »Ich werde einen meiner Söhne Rigurd nennen, Konai den anderen.«
»Ein guter Name für einen guten Mann«, sagte Janos leise.
Kennard blickte immer noch auf das Monument und schien tief in Gedanken versunken.
»Es sind keine Jungen«, sagte er abwesend. »Es werden Mädchen.«
Zokora drehte sich langsam zu ihm um und musterte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
Leandra und ich sahen uns an, dann
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