Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
dumm wie Bohnenstroh bist, aber das schaffst du!«
Was wollte dieser Zweibeiner von mir? Ich hatte Hunger!
»Siehst du diese Schale hier auf dem Rubin? Sie ist gedreht, so dass die magische Energie nicht zum Podest fließt, sondern zu einem anderen Stein. Dreh die Schale, bis der Strahl zum Podest führt!«
Drehen? Was meinte er nur damit … und was wollte er von mir … ich wollte fressen.
»Dann klapp die Schale ganz auf, du götterverdammtes, hirnloses Pelztier!«, schrie der Sergeant. »Jetzt mach schon!«
Ich wusste nicht genau, was er meinte, aber es hatte mit diesem Ding vor mir zu tun. Ich fuhr mit der Pranke darüber, das Oberteil der Schale flog in hohem Boden davon, und ein gleißend roter Strahl schoss von dem Rubin auf die Mitte des Raums zu, vermischte sich mit Silber und Gold in dem Rubin im Podest, auf dem der andere Zweibeiner stand.
Der sah überrascht zu mir herüber, dann auf den roten Strahl, der nun von dem Rubin ebenfalls zum Podest ging, wo er auf die anderen beiden traf. Sein Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Ich hatte noch Zeit zu denken, dass diese kleinen Zähne nicht dazu taugten, um durch anständiges Fell hindurchzukommen, da leuchtete er schon auf … verglühte … und verschwand. Der Wolfsfokus fiel aus seiner Hand, und noch während er fiel, fiel auch ich.
»Na also«, hörte ich den Sergeant in zufriedenem Tonfall sagen. Als ich erwachte, war ich der einzige unverletzte Überlebende. Bis auf einen Eisengeschmack im Mund fühlte ich mich vollständig in Ordnung.
Ich setzte den Deckel wieder vorsichtig auf den Rubin, nahm die Kette ab und ging zum Zentrum, wo neben dem Podest die Wolfsfigur lag. Ich nahm sie an mich und schritt zu meinen Kameraden.
43. Tauwetter
Drei Tage später hörte der Sturm auf. Leandra und ich saßen an unserem Tisch, Janos und Sieglinde ebenfalls. Neben mir hatte es sich Zokora gemütlich gemacht, während Varosch vor ihr auf dem Boden kniete und ihre neuen Stiefel polierte. Alle drei Frauen hatten extrem kurzes Haar, Leandra und Zokora kaum mehr als einen Millimeter, Sieglinde vielleicht ein paar Millimeter mehr. Sie hatte ihr Haar selbst abgeschnitten.
Es war ruhig und friedlich im Gastraum, der Sturm draußen störte uns nicht, es war warm und gemütlich hier, und wir hatten nichts Besseres mehr zu tun. Außer Varosch hatten noch zwei andere das Abenteuer überlebt. Sie saßen an einem anderen Tisch und überlegten, was sie mit dem Gold machen sollten.
Holgar, der Händler, saß in seiner Ecke und warf uns ab und zu ungläubige Blicke zu. Es war Lisbeth, die heute bediente. Wenn der Händler etwas wollte, ignorierte sie ihn grundsätzlich erst einmal. Holgar hatte sich nur einmal beschwert. Varosch war dann aufgestanden und hatte ihm eine Ohrfeige gegeben. Kommentarlos, wenn man den Blick nicht zählte.
In der anderen Ecke, warm gekleidet und gewaschen, saß die letzte Überlebende von Balthasars Truppe. Zokora kümmerte sich liebevoll um sie, fütterte sie und bettete sie zur Ruhe. Niemand von uns wollte sich dem verzweifelten Blick aus diesen Augen stellen. Einmal nur sprach ich Zokora an, ob es nicht möglich wäre, ihrer Gefangenen einen schnellen Tod zu schenken.
»Was würdest du sagen, wenn ich in die Gerichtsbarkeit eurer Reiche eingriffe?«, fragte sie mich. Danach sagte niemand mehr etwas. Aber ich vermied es, zu dieser stillen, gelähmten Gestalt hinüberzusehen.
Ja, wir hatten das Gold gefunden. Es lag im Eissee unter dem Eimerbrunnen. Ich sah es beim Rückweg unter mir schimmern. Dort lag es jetzt auch noch, das Wasser war noch zu kalt zum Tauchen. Wir hatten es nicht eilig, der Sommer würde kommen. Der unglückliche Martin hatte mir durch seinen Tod bereits vorher verraten, wo der Sold zu finden war. Eberhard, der Wirt, setzte sich zu uns an den Tisch. Zwischenzeitlich hatte er den Gasthof auf den Kopf gestellt, aber nichts anderes gefunden als den zugemauerten Durchgang im Keller. Diesen hatte er mittlerweile freigelegt und festgestellt, dass sich unterhalb des Hofes ein großer Lagerraum befand, voll mit allen möglichen Materialien, von Waffen bis zur Zimmermannssäge. Genug Material, um ein Dorf zu errichten.
Ich knabberte gerade an Leandras Ohr, als es an der Tür klopfte. Die letzten Tage hatten wir uns entspannt, genossen das Leben ohne jegliche Gefahr, dennoch zuckten wir zusammen und mehrere Klingen sprangen aus ihren Scheiden, als dieses Klopfen ertönte.
Sicher, der Sturm war am Abklingen, aber
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