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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sagen gab, war, dass die Qual nicht lange andauerte. Mit gebrochenen Beinen, Fingern und Armknochen fiel ich zu Boden, dann ließen die bunten Fäden von mir ab.
    Ich lag so, dass ich zwischen den Podesten hindurch sehen konnte, wie Leandra und Zokora gemeinsam den Raum betraten. Meine Sicht war nicht besonders gut, denn eines meiner Augen war geborsten, als mein Wangenknochen zersplitterte, das andere voller Blut. Niemals hatte ich solche Schmerzen verspürt; warum ich nicht ohnmächtig wurde, vermochte ich nicht zu sagen. Vielleicht war es auch der Sergeant und nicht ich, der seine Wache trotz allem nicht aufgab.
    Weiß und schwarz, Leandra und Zokora, die perfekten Gegensätze, aber der gleiche Gesichtsausdruck.
    Zokora lief nach rechts, ein feuriger Strahl traf sie und prallte an einer Handfläche ab, Leandra wählte den linken Weg und wurde in ein Gewitter von Blitzen gehüllt.
    Ich erwartete, dass beide genauso schnell fielen wie Simon, Janos oder ich, aber es zeigte sich, dass ich sie unterschätzte, denn sie standen lange, Blitze und Feuer um sie herum; in der Mitte auf dem Podest: Balthasar, lächelnd. Offensichtlich fand er Gefallen an dem Wettstreit!
    Leandra brach zuerst zusammen, ihr wunderschönes Haar zu Asche verbrannt, das stolze Gesicht zur Hälfte verkohlt. Sie kniete, aber als sie den Kopf hob, schien das, was von ihrem Gesicht noch erkennbar war, kalt und ruhig.
    »Euer Urteil«, sagte sie keuchend, »lautet Tod.«
    Während ich ungläubig zusah, richtete sie sich auf und erhob Steinherz. Ein fahler Schein ging von der Klinge aus, und für einen Moment dachte ich, sie könnte gegen Balthasar bestehen, aber eine Geste von ihm riss ihr die Klinge aus der Hand, und sie brach zusammen, wo sie kniete.
    Balthasar wandte seine Aufmerksamkeit nun Zokora zu. Es dauerte unendlich lange oder nur einen Herzschlag, dann sah ich auch Zokora in einem Feuerball aufflammen, und auch sie fiel zu Boden. Ich konnte nicht sehen, wie schwer verletzt sie war. Sie krümmte sich zusammen, war noch am Leben, aber es stank nach verbranntem Fleisch. Mein verbliebenes Auge wollte nichts mehr sehen von den Qualen meiner Kameradinnen, meiner Liebsten, mein Geist wollte nicht mehr dieses Ungeheuer auf dem Podest wissen, der Tod war mir nahe und ein Leben ohne Freude, ohne Leandra, ohne meine neuen Gefährten, die tot und sterbend im Gang lagen … Was sollte mich am Leben halten? Der Tod war die lang ersehnte Erlösung. Warum also nicht loslassen …

42. Die Macht des Wolfes
     
    »Die Kette.« Der Sergeant stand neben mir. Sein Plattenpanzer war verbeult und verdreckt, als käme er gerade aus einer Schlacht. Er stand neben mir, so solide und fest, dass er realer erschien als die Wirklichkeit, in der Leandra schrie und schrie und schrie, denn nun spielte Balthasar mit den Frauen.
    Die Kette? Welche Kette meinte er?
    »Die Kette mit dem Wolf.«
    Aber das war doch Balthasars Kette.
    »Nein, er hat sie gestohlen und ihren Sinn verfremdet.«
    Was sollte das ändern?
    »Nimm – die – Kette!«
    Meine geschundene Hand schob sich irgendwie in meine Tasche. Es schmerzte nicht mehr als sonst auch – schlimmer konnte es gar nicht schmerzen – es war nur ärgerlich, dass sie mir ständig herunterfiel. Letztlich schaffte ich es, einen Fingerknochen, der durch die Haut getreten war, in ein Kettenglied zu haken und die Kette über meinen Kopf fallen zu lassen.
    Die ganze Zeit über schrien Leandra und jemand, von dem ich es nicht erwartet hatte: Ich hörte auch Zokoras gequälte Laute. Was machte dieses Ungeheuer mit ihnen, dass selbst Zokora ihren Stolz vergaß …
    »Und jetzt steh auf«, sagte der Sergeant.
    Wie? Jeder Knochen war gebrochen, ich konnte mich nicht bewegen.
    »Wirklich?« Der Sergeant grinste bösartig. »Werwölfe heilen verflucht schnell, habe ich mir sagen lassen.« Der Sergeant stand da, die Hände über dem Brustpanzer verschränkt, und lächelte grimmig. »Willst du deine Freunde noch länger leiden lassen?«
    Ich erhob mich, die Sicht wirkte seltsam gräulich, und irgendetwas stimmte nicht mit meinen Händen: Sie waren zu groß, zu massig, zu … haarig.
    »Aufgepasst«, rief der Sergeant. »Hör zu.« Die Luft roch seltsam interessant, ich schnüffelte, der Bratengeruch war appetitlich.
    Der Sergeant trat vor mich und gab mir eine Ohrfeige. Obwohl ich die Hand nicht spürte, schnellte mein Kopf herum, als hätte ihn ein Hammer getroffen.
    Er hielt einen gepanzerten Zeigefinger hoch. »Ich weiß, dass du jetzt

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