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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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legte. Sie waren äußerst intelligent und wunderschön anzusehen.
    Lange, sehr lange beobachteten er und Gilbert die Darbietung, bis die Glühwürmer schließlich erschöpft waren und einer nach dem anderen zur Landung in ihren geräumigen Käfig ansetzten.
    Als auch der letzte seinen Kunstflug beendet hatte, war es nicht schwer, Pais davon zu überzeugen, Antilius bei seiner Suche zu begleiten. Der alte Mann meinte, es könne nicht schwer sein, den Ort zu finden, an dem sie Brelius Vandanten vermuteten. Die Largonen-Festung könne man schlecht übersehen, sagte er. Es sei schließlich ein Dorf, das von Riesen erbaut wurde.
    Am nächsten Morgen wollten sie aufbrechen. Doch bis dahin hatten sie noch die ganze Nacht vor sich. Und die nutzten sie, um gemeinsam am Feuer zu sitzen und so viel wie möglich voneinander zu erfahren. Nur Gilbert hielt sich gewohntermaßen zurück mit Geschichten aus seiner Vergangenheit.
    Pais war ein unverschämt guter Erzähler. Er konnte jede noch so unbedeutende Begebenheit aus seinem Leben fesselnd schildern.
    Und Antilius bemerkte, wie auch Gilbert auflebte. Und lachte. Er lachte aus vollem Herzen. Kein Streit. Keine Bosheiten. Wie lange war es wohl her gewesen, dass er das letzte Mal so ausgelassen gelacht hatte? Wie lange hatte er mit der Einsamkeit in seinem Gefängnis ausharren müssen? Erst jetzt empfand Antilius echtes Mitleid mit seinem Freund. Man hatte Gilbert alles genommen, aber seine Seele konnte man ihm nicht nehmen.
    Nachdem Pais ein paar Anekdoten von seinem früheren Leben in den Ahnen-Länder zum Besten gegeben hatte (warum und vor allem wie er von dort geflohen ist, behielt er zu Antilius’ Unmut und trotz einer beherzten Nachfrage für sich), fragte er freundlich nach Antilius’ Herkunft.
    Und das war der Moment, in dem sich für Antilius alles änderte. Zunächst wollte er irgendetwas kurzes Erfundenes daherstammeln, wie er es früher getan hatte, wenn ihn jemand nach seiner Herkunft fragte. Doch dann entschied er sich endlich, das erste Mal in seinem Leben jemandem die Wahrheit zu erzählen. Was hatte er denn zu verlieren? Wieso sollte er etwas erfinden und sich in Lügen verstricken? Er vertraute den beiden Männern am Lagerfeuer. Er wollte es endlich jemandem erzählen. Es musste endlich aus ihm heraus. Es ständig allein mit sich herumzuschleppen war unerträglich. Und er musste sich bemühen, dass er sich beim Sprechen nicht überschlug. Sein Herz raste auf einmal. Sein Mund wurde ganz trocken und er verspürte ein leichtes Kribbeln in den Armen.
    »Ich weiß nicht, wer ich bin«, sagte er und wartete die Reaktionen von Pais und Gilbert ab.
    »Was meinst du damit?«, fragte Pais, der sofort erkannte, dass Antilius angespannt war und es sehr ernst meinte, was er sagte.
    »Die ganze Geschichte?«, fragte Antilius.
    »Ja, bitte.«
    »Also schön. Aber ich muss euch erst sagen, dass ich es noch nie jemandem erzählt habe, weil, … weil ich es eben nicht konnte. Und verdammt, es fällt mir auch jetzt sehr schwer, darüber zu reden.«
    »Wir haben die ganze Nacht Zeit«, sagte Gilbert in einem erleichternd beruhigenden Ton.
    Dann begann Antilius zu erzählen und mit jedem Satz, mit jedem Wort fühlte er, wie eine Last von ihm fiel, wie er sich leichter und leichter fühlte, bis er das Gefühl hatte zu schweben.
    »Ich erinnere mich an meine Kindheit. Eine glückliche Kindheit. Ich erinnere mich, wie ich an einem Fluss sitze und angle. Ich erinnere mich, wie sich meine Mutter über mich beugt, um mir einen Gute-Nacht-Kuss zu geben, und ich erinnere mich an einen meiner Geburtstage, bei dem es einen großen dunklen Kuchen gab und viele andere Kinder da waren und wie wir gelacht haben, und wie wir spielten, bis es dunkel wurde.
    Und dann … Dann fehlt mir die Erinnerung. Ich weiß nicht genau wie viele Jahre es sind. Ich schätze, dass ich mich an die Zeit zwischen meinem zwölften und vielleicht zweiundzwanzigsten oder vierundzwanzigsten Lebensjahr an nichts mehr erinnern kann. Aber wie gesagt, das ist nur eine Schätzung. Ich weiß nicht genau, wie alt ich jetzt bin. Vermutlich Ende zwanzig. Ich weiß es nicht.«
    »Und was ist deine erste Erinnerung nach dieser Zeit?«, fragte Pais.
    Antilius schloss kurz die Augen. Dann war er im Geiste an dem Ort, an dem seine Erinnerungen wieder begannen. »Ich erinnere mich, wie die Luft, die ich einatmete, salzig war. Es war dunkel. Es war eine sternenklare Nacht. Phathan war nur eine dünne und ockerfarbene Sichel am

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