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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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unteren Kartenrand eingezeichnet war. Ein Kind hätte diese Karte wohl genauer zeichnen können, dachte sich Antilius.
    »Das sieht nach einem sehr, sehr langen Weg aus«, stöhnte Gilbert.
    »Das kann dir doch egal sein«, gab Antilius zurück.
    »Die Hälfte der Strecke kannst du mit der Amedium-Bahn fahren. Sie sollte früher einmal bis zum südlichen Ende der Fünften Inselwelt führen, wurde jedoch nie fertig gebaut. Es gibt eine geheime Abzweigung mitten im Wald. Ich habe sie während meiner Wanderungen für botanische Untersuchungen entdeckt. Man kann sie kaum sehen, wenn man in der Gondel sitzt. Also musst du wachsam sein. Du musst nach einer alten toten Ulme Ausschau halten. Dort befindet sich die Abzweigung.«
    Antilius schüttelte den Kopf: »Ich finde bei dieser ungenauen Karte nie den Weg zur Festung.«
    »Das tut mir Leid. Aber ich habe nichts Besseres«, sagte Telscha grimmig.
    Antilius nickte. »Also schön.«
    »Und noch eines: Wenn du meinen Vater gefunden hast, dann musst du das Tor zerstören.«
    »Zerstören? Aber wie?«
    »Er wird es dir erklären. Er wird sicher viele Antworten auf deine Fragen haben.«
    »Und was soll ich tun, wenn ich deinen Vater nicht finden kann?«
    Sie schwieg. Das war auch in Ordnung, denn er kannte die Antwort. Das Tor musste auf jeden Fall vernichtet werden, bevor es Koros erreichen konnte.
    »Koros wird sicherlich schon unterwegs sein, um sich des Tores zu bemächtigen. Wie viel Vorsprung, glaubst du, werde ich haben?«
    »Das weiß ich nicht. Koros weiß vermutlich jedoch nichts von der kleinen verlassenen Strecke der Metallbahn. Nur du und ich wissen davon. Sie wird dir einen Zeitvorteil verschaffen können, wenn du rasch aufbrichst.«
    »Gut.«
    Antilius überlegte kurz. »Telscha, wollen Sie nicht mitkommen? Ich weiß, dass es vielleicht gefährlich werden könnte, aber Sie werden vermutlich weniger Schwierigkeiten haben den richtigen Weg zu finden als ich, und ich kann wirklich jede Hilfe gebrauchen.«
    Telscha schien auf diese Frage vorbereit. Sie verkrampfte sich. »Als ich meinen Vater zum letzten Mal gesehen habe und er mir gesagt hat, er wolle noch einmal zum Zeittor zurückkehren, da habe ich sofort meine Sachen gepackt und wollte mitgehen. Doch er flehte mich an, es nicht zu tun. Er hatte wahnsinnige Angst, dass mir etwas zustoßen könne und ich musste ihm versprechen, dass ich niemals diesen grausigen Ort aufsuchen solle. Niemals. Es fiel mir zwar schwer aber ich versprach ihm, hier zu bleiben.
    Deshalb bleibe ich jetzt auch hier und werde auf ihn warten. Ich werde hier warten bis er zurückkehrt, denn ich weiß, dass er zurückkehren wird.« Telschas Augen füllten sich mit Tränen und dann fixierten diese Antilius mit einer hypnotischen Entschlossenheit. »Bring ihn mir zurück, Antilius. Bring ihn mir zurück.«
    Antilius verstand und verabschiedete sich unangemessen knapp. Er wollte nicht mehr länger von dem Gefühl erdrückt werden, die Last einer großen Verantwortung gegenüber Telscha zu tragen. Der Last ihren Vater finden zu müssen .
    Als er wieder auf der nun sehr still geworden Gasse im Freien stand, ging es ihm schon wieder ein wenig besser.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Gilbert.
    »Wir werden Pais bitten, uns zu begleiten, schließlich ist er der beste Freund von Brelius.«
    Uns. Das gefiel Gilbert. Er freute sich riesig, dabei sein zu dürfen, bei diesem geheimnisvollen Abenteuer. Auch wenn er es nur durch eine Glasscheibe erleben durfte.
    Aus dem angebrochenen Abend wurde langsam eine dunkle Nacht. Immer mehr Sterne lugten aus dem Himmelszelt hervor.
    Antilius ging zurück zum Wurmhügel und wünschte sich, er wäre nie hierhergekommen.

Die Splitternden
    Als Antilius in der Dunkelheit der Nacht zum Wurmhügel zurückkehrte, bot sich ihm ein Anblick, der es ihm unmöglich machte, seine Kinnlade wieder zu schließen.
    Pais Ismendahl hatte hinter dem Haus ein kleines Feuer entzündet. Hoch über den tanzenden Flammen gaben die Riesen-Glühwürmchen ihre Galavorstellung. Etwa zwei Dutzend von ihnen schwirrten spiralförmig über dem brennenden Holz. Die aufsteigende heiße Luft schien sie zu Höchstleistungen anzuspornen. Sie änderten ohne erkennbaren Rhythmus ihre leuchtende Formation. Mal bildeten sie einen Kreis, mal eine Pentagramm, mal einen Stern oder sogar einen Blitz. Das sanfte Brummen, das sie dabei erzeugten, glich dem beruhigenden Schnurren einer Katze.
    Antilius begriff, warum Pais soviel Wert auf diese kleinen Wesen

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