Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
Vom Netzwerk:
wer er war, bedeutete für ihn ein schockierendes Gefühl des Kontrollverlusts.
    »Ich kann nicht. Ich kann mich nicht … erinnern. Ich …«
    »Schon gut«, sagte die Frauenstimme, jetzt ganz sanft. Antilius konnte spüren, wie erleichtert sie zu sein schien.
    »Das ist schon gut. Es ist alles gut«, sagte sie, erhob sich dabei und blickte Antilius durch eine bronzefarbene Maske an.
    »Wieso trägst du eine Maske? Wer bist du?«, fragte Antilius heiser.
    Die fremde Frau schaute kurz zu den Sternen auf und blickte dann wieder Antilius an. Die bronzene Maske, die sie auf ihrem Gesicht trug, hatte nur einen sehr schmalen über das Nasenbein durchgängigen Sehschlitz für beide Augen.
    »Es ist eine wunderbare Nacht für deine Rückkehr, findest du nicht?«, sagte sie.
    »Rückkehr? Wovon redest du? Wovon redest du nur? Was ist mit mir geschehen?«
    »Hab keine Angst. Jetzt beginnt für dich ein neues Leben. Frage nicht nach deiner Vergangenheit. Es wird dir vermutlich sowieso nichts nützen. Es wird wohl niemanden geben, der die Antworten kennt. Ich hoffe, dass es so ist«, sagte die Fremde. Ihre Stimme war unglaublich beruhigend.
    »Wer bist du?«, wiederholte Antilius.
    »Ich bin nur jemand, der dir den Pfad in dein neues Leben weist. Die Maske trage ich, weil ich fürchte, du könntest dich doch noch an etwas erinnern, wenn du mein Gesicht erblickst. Hier, nimm das«, sagte sie und zog ein zusammengerolltes Stück Pergament aus ihrer Kutte hervor und gab es Antilius.
    Er rollte es hastig auseinander. Es war eine Urkunde, die dem Besitzer dieses Dokuments das Eigentum von einem Stück Land im nördlichen Teil von Bétha garantierte. Diese Art von Urkunden war sehr alt, das wusste Antilius.
    Er schaute die Fremde mit der Maske verdutzt und überrascht an.
    »Für dein neues Leben«, sagte sie. »Ich bin sehr froh, dass ich es geschafft habe, dich rechtzeitig zurückzuholen. Ich wünsche dir, dass du jetzt ein friedvolles und unbekümmertes Leben führen kannst. Das wünsche ich mir mehr, als du dir je vorstellen könntest.
    Aber dennoch weiß ich, dass dich deine Vergangenheit wieder einholen kann. Und dass das Böse wieder zurückkehren kann. Aber wenn wir Glück haben, wird es nicht dazu kommen.
    Du solltest dein neues Leben genießen. Wundere dich nicht, denn es wird niemanden geben, der dich kennt, oder den du kennst.
    Ich muss jetzt fort. Je eher desto besser.«
    »Wer bin ich?«, fragte Antilius flehend.
    »Du bist ein Mann, der neu anfangen darf. Sei dafür dankbar. Frage nicht und sei einfach dankbar.
    Und wenn jemand dich nach deinem Namen fragt, dann sagst du: ‚Antilius’.«
    »Antilius? Ist das mein richtiger Name. Heiße ich so?«
    »Dein alter Name ist vergessen. Von nun an bist du Antilius. Es ist nicht irgendein Name. Er ist einzigartig auf dieser Welt. Er wird dich vor unangenehmen Fragen beschützen und vor Bösem ebenso. Niemand wird sich über diesen Namen wundern, auch wenn es ihn nur einmal auf dieser Welt gibt.«
    Antilius wandte seinen Blick von der Fremden ab und schaute zum Meer. Sollte er das akzeptieren? Keine Fragen stellen und auf Bétha ein neues Leben beginnen?
    »Was ist, wenn ich ohne Fragen zu stellen und Antworten zu suchen nicht werde leben können?« fragte er nachdenklich, wobei er auf das ruhige Meer schaute.
    »Dann könntest du sterben«, sagte die Fremde gefasst.
    »Leb wohl, Antilius.«
    Als er sich wieder umdrehte, war…
     
    »…sie fort. Sie war einfach verschwunden. Sie hat sich in Luft aufgelöst oder sonst irgendwas. Ich weiß es nicht«, sagte Antilius mit einem sehr trockenen Mund.
    »Was meinte sie damit, dass du sterben könntest?«, fragte Gilbert beunruhigt und fasziniert zugleich.
    »Wenn ich das wüsste«, erwiderte Antilius betrübt.
    »Das ist wirklich die merkwürdigste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte Pais und rieb sich das Kinn.
    »Ich habe euch das nicht umsonst erzählt. Wegen meines Gedächtnisverlusts bin ich hier. Brelius bat mich, ihm zu helfen, das habe ich euch erzählt. Was ich euch nicht erzählt habe, war, dass er in dem Brief, den er mir geschickt hatte, schrieb, es könnte Antworten auf meine Fragen betreffs meiner Vergangenheit geben, wenn ich nach Truchten reise.«
    »Und statt Antworten zu finden, bist du auf noch mehr Fragen gestoßen«, fügte Pais hinzu.
    Antilius nickte. Er holte den Brief von Brelius aus seiner linken Hosentasche und gab ihn Pais zum Lesen. Pais las ihn laut vor:
     
     
     
    Sehr geehrter Herr

Weitere Kostenlose Bücher