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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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Er wollte damit verhindern, sich beobachtet zu fühlen. Eine Verrücktheit von ihm, die ihn seit seiner Kindheit nicht losließ. Er hatte ständig das Gefühl, observiert zu werden. Ohne Grund. Oder gab es doch einen?
    Seine Untertanen sollten ihn zwar nicht lieben, aber sie sollten Ehrfurcht vor ihm haben. Und das mussten sie ihm jeden Tag zeigen. Wer nicht seine Ehrerbietung glaubhaft machen konnte, wurde beseitigt . Nur auf diese Weise gelang es dem Herrscher, sein archaisches Selbstbild in den Mienen seiner Untergebenen widerzuspiegeln.
    »Wrax!«, schrie Koros wieder. Er war erzürnt, dass Wrax nach seinem ersten Ruf noch nicht bei ihm erschienen war.
    Nach einer Weile sprang schlagartig die Tür auf und Wrax eilte keuchend herein. Er war schon beim ersten Aufruf seines Ersten  - so wollte Koros stets genannt werden -  losgelaufen, aber der Palast war so verschwenderisch weitläufig gebaut, dass er einige Zeit benötigte, um den Speisesaal zu erreichen.
    »Sie haben nach mir gerufen, Erster?«
    Koros stand am Fenster und schaute zur untergehenden Sonne.
    »Haben Sie mir nichts zu berichten, Wrax?«, fragte Koros betont ruhig, wobei er auf den Sonnenuntergang starrte.
    Wrax wusste, worauf Koros anspielte. »Erster, die Gorgens sind noch nicht aus den südlichen Ebenen zurückgekehrt. Ich erwarte aber jeden Moment ihre Ankunft.«
    Koros drehte sich ruckartig um. » Ich! Ich erwarte ihre Ankunft! Und das schon seit drei Tagen. Wieso dauert das so lange? Ich habe mich bisher bemüht, die Ruhe zu bewahren, habe mich von Ihren ärmlichen Beschwichtigungen hinhalten lassen, aber jetzt ist Schluss, Wrax!«, fuhr Koros ihn an.
    Wrax nahm eine devote Haltung ein. »Aber Erster, Sie selbst haben gesagt, ich solle eine Gruppe Gorgens auf Brelius Vandanten ansetzen, damit ihr Projekt geheim gehalten wird, und Sie wissen ja, dass diese Wesen nicht viel von Pünktlichkeit verstehen, aber dafür erledigen sie ihre Aufträge immer sehr gewissenhaft.«
    »Wollen Sie mir etwa die Schuld für Ihre Unfähigkeit geben?«, schrie Koros. Wrax war der einzige, den er siezte.
    Wrax starrte ihn nur an und schwieg.
    Koros wandte sich wieder ab und lehnte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe. »Es tut mir Leid, Wrax. Ich wollte Sie nicht anschreien. Die Ereignisse der letzten Zeit haben mich nicht viel schlafen lassen. Ich weiß, dass ich mich immer auf sie verlassen konnte, und auch in Zukunft verlassen kann.«
    »Danke, Erster«, sagte Wrax demütig.
    »Erster, jemand will euch sprechen«, sagte eine der Dienerinnen, ohne dabei Koros direkt anzuschauen.
    Koros lief rasch zu ihr und riss die Tür auf. Als Wrax erkannte, wer dort Einlass begehrte, atmete er erleichtert auf.
    »Tritt ein, Feuerwind«, sagte Koros zu dem Gorgen und bedeutete den Dienerinnen mit einer knappen Handbewegung, den Raum schleunigst zu verlassen. Koros schloss eigenhändig die Tür und schob den Riegel zu, um sicher zu sein, dass niemand sie stören würde. Dann wandte er sich ungeduldig an Feuerwind. »Also, was hast du zu berichten? Ich bin äußerst gespannt auf deine Neuigkeiten.«
    Der Gorgen machte ein zufriedenes Gesicht, wobei er sich leicht gebückt hielt, um mit dieser unterwürfigen Geste Koros einen angemessenen Respekt zu zollen. Es sah aber ziemlich übertrieben aus. Grotesk fand Wrax. »Gute Nachrichten, Herr!«
    Koros weitete seine Augen und straffte den Hals.
    »Die Festung Mondstein ist leer. Alle Largonen sind fort. Wir haben es genau überprüft.«
    »Sie sind weg? Das ist merkwürdig. Als ich Brelius telepathisch zur Largonen-Festung geleitet habe, habe ich auch keine Largonen wahrnehmen können, die Brelius hätten aufhalten können. Wo sind sie?«
    »Wir haben es nicht herausfinden können«, sagte Feuerwind.
    In Koros’ Gehirn arbeitete es. Wieso sollten die Largonen verschwunden sein? Schnell kam er zu einer Lösung.
    »Das Buch. Es hat mir geholfen. Es hat mir gesagt, dass sich die Späher darum kümmern würden. Die Späher haben mir tatsächlich geholfen, so wie es das Buch gesagt hat. Die Largonen haben versagt. Das ist fantastisch!«, sagte Koros, wobei er gar nicht merkte, dass er mit sich selbst redete.
    Wrax war sich nicht ganz sicher, wen sein Erster mit den Spähern meinte. Aber das wollte er eigentlich auch gar nicht genau wissen. Dieses Buch, mit dem sein Erster viel Zeit (zu viel Zeit, wie Wrax sich nicht eingestehen wollte) verbrachte, war ihm schon unheimlich genug.
    Koros ballte die linke Hand zu einer Faust: »Ich wusste

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