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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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das würde bedeuten …«
    Jeder in der Runde um das nächtliche Lagerfeuer wusste, was dies bedeuten würde. Die Geburt eines neuen Transzendenten.
    »Und niemand hat das Zeittor je wieder angerührt?«, wollte Gilbert wissen.
    »Niemand. Die Largonen schworen ihren Eid, das Tor für alle Generationen hinweg zu beschützen. Unter der Halle des Schicksals verbannten sie das Tor in ein Kellergewölbe.  
    Antilius glaubte eigentlich nicht an Mythen und Legenden. Aber seit den letzen Ereignissen, insbesondere seit seinem Traum von der Schlucht und dem Mann ohne Gesicht war er sich nicht mehr sicher, was er noch glauben sollte.
    Als alle (auch Gilbert in seinem Zimmer) sich schlafen legten, fiel es ihm schwer sich zu beruhigen. Er musste immer wieder an den Transzendenten denken. Seine Macht. Sein Zerstörungswille.
    Und das Zeittor. Oder das Portal, in dem die Macht des Transzendenten gefangen war und darauf wartete endlich wieder entfesselt zu werden.
     
    Und die Barriere von Valheel. Warum wurde sie geschaffen? Um den Schlüssel vom Rest der Welt fernzuhalten? War das alles? Anscheinend hatte Brelius diesen Schlüssel gefunden. Der Schlüssel muss also irgendwie die Ahnen-Länder verlassen haben. Was sagte Brelius noch in seinem Stimmen-Kristall? Das Avionium. Der Schlüssel, den er erstand, war ein Teil des Avioniums, das es nur in den Bergen der Ahnen-Länder gab. Er diente dazu das Portal zu öffnen. Ein Teil des Portals war schon durch Brelius geöffnet worden, nämlich das Zeittor.
    Und das Avionium? In großen Mengen sollte es die Schwerkraft aufheben können, glaubte Brelius. Vielleicht konnte es noch mehr. Vielleicht funktionierte das Portal nur dort, wo es auch reichlich von dem Avionium gab. Deshalb haben damals die Mönche das Portal in den heutigen Ahnen-Ländern aufgebaut. Weil es nur dort funktioniert.
    Ob Koros dies weiß?
    Der Transzendente kommt zurück. Der Transzendente.
    Der Transzendente.
    Es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Irgendwann schlief er aber dann doch ein. Nicht ahnend, dass Koros Cusuar ihn in dieser Nacht wieder heimsuchen würde.

Das Flüsternde Buch
    Der massige ovale Tisch war umgeben von insgesamt dreiundzwanzig Stühlen. Nur ein einziger war besetzt. Koros Cusuar saß allein gebückt am Tisch und schlang sein Abendmahl hinunter. Man konnte ihm am Gesicht nicht ansehen, ob es ihm schmeckte oder nicht. Essen war für ihn nur eine Pflicht, kein Genuss. In Anbetracht dessen, in was er sich erhoffte zu verwandeln, war Essen nur eine dumme unvermeidbare Pflicht eines Menschen zum Überleben.
    Sein dunkles Haar hing ihm chaotisch ins Gesicht. Er legte nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. In den Speisesaal seines neuen Palastes fiel das letzte Licht des Tages ein. Koros schaute ab und zu zum Fenster hinaus, während er aß, aber nicht etwa, weil er den Sonnenuntergang nicht versäumen wollte, sondern weil er nach einem Gorgen Ausschau hielt, der ihm hoffentlich erfreuliche Nachrichten bringen würde.
    Koros’ Blicke wechselten immer wieder zwischen den Fenstern und einer Tür rechts von ihm, hinter der sich eine kleine Kammer verbarg. Es befand sich darin. Er fühlte sich magisch angezogen von dem Buch, das er gefunden hatte, das, so wie er glaubte, für ihn bestimmt war. Nur für ihn.
    Aber wenn man sagte, er hätte das Buch gefunden, dann war dies aus seiner Sicht sicherlich nicht ganz zutreffend. Es war umgekehrt. Das Buch hatte ihn gefunden. Ja so war es. Das Buch hatte ihn ausgewählt.
    Koros schaute wieder zum Fenster. Schließlich wischte er sich grob seinen Mund mit einer schmuddeligen Serviette ab und stieß seinen Teller von sich, so heftig, dass er beinahe auf der anderen Tischseite wieder heruntergefallen wäre.
    »Wrax!«, brüllte er wütend.
    Seine beiden Dienerinnen, die sich an der Tür zum Vorzimmer postiert hatten, fuhren durch sein Gebrüll leicht zusammen. Sie fassten sich jedoch schnell wieder, um sich vor ihrem Herrscher nicht ein Zeichen von Schwäche anmerken zu lassen. Koros hasste Schwäche. Er hielt eigentlich nicht viel von Dienern, aber sein Berater und Verbündeter Wrax, nach dem er gerufen hatte, hatte ihm dazu geraten, um seinen Anhängern seine Macht und Stärke zu demonstrieren. Außerdem gehörte es sich angeblich einfach so.
    Die beiden Dienerinnen waren in eine schlichte braune Kutte gehüllt, und mussten immer ihre Kapuzen übergezogen haben, damit sie ihrem Herrn niemals in die Augen schauen konnten.

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