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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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wollen.
    Mit einem Mal löst sich Mutter Abigail von der Meute und schnellt vor. Maria hört ihre Kiefer unmittelbar hinter sich nach ihr schnappen. Wie ein erschöpftes Kind spürt sie, wie sie mit einem Schlag alle Kräfte verlassen. Sie möchte aufhören zu rennen und sich auf den Boden knien. Carzo zwingt sie weiterzulaufen.
    »Halten Sie durch. Gleich haben wir es geschafft.«
    Nur noch dreißig Meter bis zum Ausgang. Maria spürt ihre Beine nicht mehr, merkt nichts von den Krämpfen darin, von der übermäßigen Anspannung ihrer Muskeln. Sie rennt im Gleichschritt mit dem Priester und atmet durch den Mund, um möglichst viel Luft zu bekommen.
    Je heller es wird, desto mehr steigert sich das wütende Knurren der Oberin zum Wutgeheul, bis es schließlich in ein Wimmern des Entsetzens übergeht. Das Geräusch der Sandalen wird langsamer, dann hört man nur noch ein Wehklagen, dessen Echo in den unterirdischen Gängen nachhallt, als Maria und Carzo schließlich ins Freie gelangen.
    Die Morgenröte lässt den Schnee auf den Bergen rosa schimmern. Das Unwetter ist vorüber. Jammerlaute und wütendes Gekläff dringt aus dem Tunnel. Während Maria mit dem Priester den Hang hinab zum Parkplatz eilt, wobei sie mit den Füßen tief in den Pulverschnee einsinkt, kommt es ihr vor, als seien die Weltfernen Schwestern dabei, sich gegenseitig zu verschlingen.

TEIL SIEBEN

1
    Interstate 70. Durch die Seitenscheibe der FBI-Limousine blickt Maria Parks auf die verschneiten Gipfel der Rocky Mountains, die vom Licht der Sonne umspielt werden. Hinter ihr sitzen Carzo und Crossman. Alle drei hören angespannt auf das, was aus dem Lautsprecher kommt.
    Nachdem sie in den frühen Morgenstunden mit knapper Not den Nonnen entkommen waren, hat sich Carzo mit seinem Wagen einen Weg durch Schneewehen bis Holy Cross City gebahnt. Von dort aus hat Maria die Dienststelle des FBI in Denver benachrichtigt. Crossman war bereits an Ort und Stelle. Nachdem man sie und Carzo abgeholt hat, ist am späten Nachmittag ein Sonder-Einsatzkommando mit Hubschraubern zum Kloster geschickt worden. Die Einsatzleitung hatte Crossman selbst übernommen. Jetzt verfolgen sie die Operation des SEK über Crossmans Funksprechgerät. Man hört die Geräusche der landenden Hubschrauber. Befehle an die Männer sind über die Helmlautsprecher zu vernehmen. Stiefel knirschen auf dem Schnee, während die Spezialisten des FBI das Kloster umstellen. Im Wagen ertönt die Stimme des Truppführers.
    »Blau, hier Blau zwo. Wir sind so weit.«
    Crossman drückt auf seinen Sprechknopf.
    »Hier Blau. Ihr könnt loslegen.«
    Eine Detonation. Ein Krachen. Die Männer haben das schwere Klostertor mit einer Sprengladung geöffnet. Flüstern. Schritte. Man hört sie atmen. Die Mikrofone ihrer Sprechgarnituren übertragen alles. Eine Abteilung dringt durch den unterirdischen Gang zur Bibliothek vor, während das Gros in Vierergruppen die Stufen zum Hauptgebäude ersteigt.
    Anhand des Geräuschs der Stiefelsohlen versucht Maria abzuschätzen, wie die Männer vorankommen. Sie haben soeben den ersten Abschnitt der Treppe bewältigt und eilen jetzt durch den breiten Gang an den Gefängniszellen entlang, wo das Wesen versucht hatte, Maria zu erwürgen. Sie schließt die Augen. Erneut das Geräusch von Stiefelsohlen. Die Männer sind jetzt auf dem zweiten Teil der Treppe.
    »… verdammten Treppe, Parks?« Beim Klang der eiskalten Stimme zuckt Maria zusammen. Sie gehört dem Direktor des FBI.
    »Wie bitte?«
    »Ich hab Sie gefragt, was am Ende der verdammten Treppe ist, die überhaupt nicht aufhört.«
    »Ein verdammter Kreuzgang.«
    Unablässig hält sie den Blick auf die vorübergleitenden beschneiten Gipfel der Rockys gerichtet. Sie sieht ganz bewusst hin, um der Gefahr entgegenzuwirken, dass die Geräusche in ihren Ohren jeden Augenblick eine Vision auslösen, die sie an jenen Ort zurückversetzen würde.
    Crossman drückt erneut auf seinen Sprechknopf. »Hier Blau. Meinen Informationen nach führt die Treppe zu einem Kreuzgang.«
    Die Männer sind oben angekommen. Man hört Windgeräusche. Erneut die Stimme des Truppführers. »Und jetzt?«
    Crossman lässt den Sprechknopf los.
    »Und jetzt, Parks?«
    »An einem Bronze-Christus vorbei durch eine Pforte und einen langen Gang. Die Treppe führt zu den Zellen der Nonnen, aber da wird man sie nicht finden.«
    »Sondern wo?«
    »Die Männer müssen auf kürzestem Weg in die Bibliothek vordringen und da mit der anderen Abteilung

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