Das Evangelium nach Satan
Haft.«
Schweigen. Carzo erläutert: »Seit Monaten beobachten wir eine besorgniserregende Häufung von Besessenheitsfällen. Dies Wirken Satans lässt uns befürchten, dass eine der ältesten Weissagungen der Christenheit kurz vor ihrer Erfüllung steht.«
»Falls Sie damit sagen wollen, dass der Teufel zurückgekommen ist, kann ich Ihnen sagen, wo Sie ihn finden: Er arbeitet an der Wall Street und surft jeden Sommer vor der Küste von Kalifornien.«
»Sie sollten über solche Dinge nicht spotten, Mr. Crossman. Der Teufel existiert tatsächlich. Den Beweis dafür haben Ihre Männer soeben mit eigenen Augen gesehen. Er kann aber in den unterschiedlichsten Verkleidungen auftreten und bedient sich – in diesem Punkt verhält er sich ganz wie Gott – mit Vorliebe der Menschen, um seine Ziele zu erreichen.«
»Besteht irgendeine Beziehung zwischen dieser Weissagung und dem Evangelium, das der Kirche im Mittelalter abhanden gekommen ist?«
»Wir wissen, dass eine geheime Bruderschaft von Kardinälen den Vatikan unterwandert hat, die sich Schwarzer Rauch des Satans nennt. Ihrer Überzeugung nach gehört das Evangelium von Rechts wegen ihnen, und sie sind gewillt, alles zu tun, um es in ihren Besitz zu bringen.«
»Worum geht es darin überhaupt?«
»Um eine Lüge, die von den Päpsten seit Jahrhunderten vertuscht wird und die der Schwarze Rauch öffentlich bekannt machen will, um die Christenheit in ihren Grundfesten zu erschüttern. Diese Leute sind Fanatiker, satanistische Kardinäle. Ihnen geht es nicht so sehr um die Macht, sie sind auf das Chaos aus. Wir vermuten, dass sie das bevorstehende Konzil dazu nutzen wollen, die Herrschaft über die Kirche an sich zu reißen.«
»Können Sie mir einen Namen nennen?«
»Schwören Sie mir, dass diese Angabe nicht aus dem Wagen hier hinausgelangt?«
»Sie machen Späße. Glauben Sie etwa, dass ich das Recht habe, solche Informationen für mich zu behalten? Auf jeden Fall aber garantiere ich Ihnen, dass nichts von dem, was Sie mir sagen, je an die Öffentlichkeit gelangen wird.«
Carzo zieht den Umschlag aus der Tasche seiner Soutane, die das Blatt mit dem Code der Templer enthält. Nach kurzem Zögern gibt er es Crossman. Dieser entfaltet es und sieht einige Sekunden lang darauf. Nachdem er auch die Fotos betrachtet hat, sieht er Carzo mit fragendem Blick an.
»Die Mitteilung ist eine Woche alt. Wir haben sie von einem Kardinal, den der Vatikan in die Bruderschaft des Schwarzen Rauchs eingeschleust hat. Er verwendet einen Verschlüsselungscode, der mit geometrischen Symbolen arbeitet.«
»Und weiter?«
»In dieser Botschaft geht es um den Absturz der Maschine Cathay Pacific 7890.«
»Die von Baltimore nach Rom?«
»Ja. Außerdem verweist er auf die in Schottland erscheinende Zeitung Edinburgh Evening News. Es ist das Blatt, das der Greis auf dem Foto liest, die Nummer vom Tag nach dem Unfall.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Die Fotos sind im Fenimore Harbour Castle aufgenommen worden, einem abgelegenen Haus an der Nordspitze von Schottland. Unserem Gewährsmann zufolge hat dort die letzte Zusammenkunft des Schwarzen Rauchs vor dem Konzil stattgefunden. Am Tag nach dem Unfall.«
»Ich verstehe immer noch nicht.«
»Ich denke schon, Mr. Crossman.«
Die Finger des Direktors tanzen über die Tastatur des Laptops, den er aufgeklappt hat. Er loggt sich in die Datenbank des FBI ein und ruft die Passagierliste der abgestürzten Maschine auf. Wieder sieht er zu dem Exorzisten hin.
»Soll das ein Witz sein?«
»Sehe ich so aus?«
»Sie wollen mir also einreden, Ihr Schwarzer Rauch habe sich den Luxus eines Anschlags auf ein in der Luft befindliches Flugzeug geleistet, um ein paar Kardinäle zu beseitigen, die auf dem Weg zum Konzil waren?«
»Die Männer, die bei diesem Unfall umgekommen sind, waren nicht ›ein paar Kardinäle‹, Mr. Crossman, sondern die Spitzen des Vatikans. Dem Papst absolut treu ergebene Prälaten. Von denen, das dürfen Sie mir glauben, gibt es nicht viele. Vor allem ist mir aufgefallen, dass sich unter den Opfern auch Kardinal Miguel Luis Centenario befindet. Die Mehrheit derer, die zur Teilnahme an einem Konklave berechtigt sind, steht auf seiner Seite, weshalb man in ihm den künftigen Papst gesehen hat.«
»Soll das heißen, dieser üble Verein hätte einen Anschlag verübt, um einen sozusagen sicheren Anwärter auf den Stuhl Petri aus dem Weg zu räumen, den einzigen, der die Papstwahl gewinnen könnte?«
»Ja. Außerdem
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