Das ewige Leben
den Vorhang aufgezogen hat. Dass er sogar noch den Läufer mit dem Indianermuster richtig hingelegt hat. Und dass er in letzter Sekunde noch seinen Helm, den er beim Tablettenschlucken doch noch abgenommen hat, vom Sofa gefischt und ins Schlafzimmer mitgenommen hat.
Unglaublich, so viele Jahre hat der Brenner als Polizist und als Detektiv gearbeitet, und jetzt hat er sich zum ersten Mal im Leben unter einem Bett verstecken müssen. Hinter der Bettzeuglade war so ein kleiner Hohlraum, und da hat er genau hineingepasst. Aber nicht dass du glaubst, dort hat er dann die Walther gefunden. Gar nichts gefunden.
Er ist nur dagelegen und hat gehofft, er hat vielleicht Glück, der ungeplante Besuch geht wieder, der Heinz hat vielleicht nur schnell etwas holen müssen. Und wenn es einmal längere Zeit ruhig war, hat der Brenner sich auch gleich Hoffnungen gemacht, er ist vielleicht schon wieder weg, ich hab ihn nicht gehen gehört, vielleicht bin ich doch wieder kurz eingeschlafen. Weil du darfst eines nicht vergessen. Der Brenner hat wahnsinnig aufpassen müssen, dass er nicht noch einmal einschläft. Stell dir vor, der Heinz kommt ins Zimmer und hört den Brenner schnarchen. Todesurteil Hilfsausdruck.
Der Heinz ist aber nicht ins Zimmer gekommen. Eine Frau ist in das Zimmer gekommen. Mein lieber Schwan.
Du wirst sagen, das ist normal, dass ein junger Polizeimajor wie der Heinz nicht ganz alleine lebt, der hat eben auch sein Privatleben, und der wird nicht jeden Abend allein vor dem Fernseher sitzen. Das stimmt schon, das ist normal. Jetzt was ist nicht normal?
Nicht normal, dass es die Soili war.
Normal wäre vielleicht, dass die irgendwas in der Wohnung holt, vielleicht sogar etwas für ihren Mann. Aber nicht normal, dass sie es sich stundenlang in der Wohnung gemütlich macht. Normal ist vielleicht, dass man sich in einer fremden Wohnung auch einmal einen Tee macht und eine Zeitung durchblättert, wenn man schon einmal da ist. Aber nicht normal, dass die Soili sich jetzt auszieht und ins Bett legt.
Oder meinetwegen. Soll es von mir aus normal sein, dass so eine junge Frau, die mit einem alten Kracher verheiratet ist, ein Verhältnis mit seinem jungen Arbeitskollegen hat. Aber nicht normal ist es, wenn dieser Kollege Kriminalbeamter ist und gerade zwei Zeugen ermordet hat.
Nicht normal, dass ihr Mann einen Schlaganfall gekriegt hat, wie der Brenner ihm die falsche Kugel gezeigt hat. Nicht normal, dass die Soili sich jetzt zehn Zentimeter über dem Brenner in den Schlaf geweint hat.
Aber ob du es glaubst oder nicht. Er hat sich immer noch nicht erklären können, was hier eigentlich los ist. Und wie es ihm dann gedämmert ist, hätte er gern darauf verzichtet. Weil nicht normal Hilfsausdruck.
15
So knapp war der Brenner an der Lösung, und er hat es immer noch nicht begriffen.
Ich glaube, er wollte es nicht begreifen. Stattdessen hat er sich Gedanken über alles Mögliche gemacht. Er hat sich gewundert, dass der Heinz so dumm ist und das Berufliche mit dem Privaten vermischt. Mit der Frau von seinem Vorgesetzten noch dazu. Und jeder hat gewusst, der Aschenbrenner hat ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, aber beruflicher Nachfolger, nicht bei seiner Frau.
Da ist dem Brenner der Major Heinz direkt wieder ein bisschen sympathischer geworden, dass er so eine Schwäche hat. Weil unter uns gesagt, es war eine Schwäche, die dem Brenner auch schon das eine oder andere Mal sein Leben schwer gemacht hat. Und trotzdem muss ich sagen, ein bisschen Seitensprung, das wäre sich für die Soili und den Heinz noch ausgegangen, das hätte noch lange nicht diese Auswirkungen gehabt. Das Teuflische am Vermischen von beruflich und privat ist ja, dass es dann immer weiter geht, du glaubst, du kannst es kontrollieren, aber du kannst es nicht kontrollieren.
Und du darfst eines nicht vergessen. Dass die Soili ein Verhältnis mit dem Heinz gehabt hat, das war noch gar nicht das Private. Heutzutage, wo jeder ein Verhältnis mit jedem hat, fällt eine kleine Bettgeschichte noch nicht direkt ins Private, das ist noch mehr Smalltalk.
Jetzt wo fängt das Private an? Das Private kann man ganz leicht daran erkennen, dass einem meistens schlecht davon wird. So wie der Mensch gewisse Chemikalien nicht verträgt, ein Rattengift, ein Arsen, ein Zyankali, du merkst es erst, wenn es zu spät ist, aber dann brauchst du keinen Ernährungsberater, der dir erklärt, es ist nicht gut für dich, sondern du spürst es einfach, dass es aus ist, und mit
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