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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bruske
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jubelte und klatschte in die Hände: „Oh ja, Herr Daphnus, macht doch noch einmal den Trick mit der Münze!“ Daphnus erhob sich mit der ihm eigenen Würde und trat an die selbe Stelle, die Jayel zuvor für ihre Darbietung benutzt hatte. Ihm war nicht anzumerken, ob er sich darüber ärgerte, von Jayel in den Vordergrund gedrängt worden zu sein oder ob er auf eine solche Gelegenheit gewartet hatte. Jayel hatte den Verdacht, dass er die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit genoss.
    Ohne ein Wort zu sagen traf Daphnus seine Vorbereitungen. Er ließ sich einen Tonkrug mit Wasser geben und stellte ihn vor sich auf die Erde. Dann zog er mit einem grün schimmernden Pulver einen etwa drei Schritt durchmessenden Kreis um den Krug und sich selbst. Er stellte sich hinter den Krug und begann, sich zu konzentrieren. Der Magier murmelte einige unverständliche Worte und streckte die Arme nach vorne aus, so dass sie sich über dem Krug befanden, die Handflächen nach unten. Keiner im Raum sprach ein Wort, alle hielten ihre Blicke gebannt auf den Magier gerichtet. Der Kreis aus grünem Pulver begann plötzlich zu leuchten, und das Murmeln von Daphnus klang eindringlicher. Urplötzlich strömte das Wasser aus dem Krug heraus und floss den Händen des Magiers entgegen. Daphnus stand mitten in dem leuchtenden Kreis, die Augen geschlossen, und unter seinen ausgestreckten Händen schwebte ein riesiger Wassertropfen.
    Jayel beobachtete fasziniert das scheinbar ständig fließende Wasser, das frei in der Luft schwebte. Daphnus öffnete die Augen. Jayel entdeckte darin ein befriedigtes Blitzen, als er erkannte, dass der Zauber wirkte. Er bewegte die Hände um die Wasserblase herum, und das Wasser begann zu brodeln. Kleine Wasserfontänen lösten sich von dem großen Tropfen und begannen, um den Magier herumzusausen. Sie sprangen hin und her, über ihn hinweg in verschiedenen Formationen.
    „Ein Wasserspiel!“, freute sich Jasmina.
    „In der Tat...“, murmelte Jayel. Sie war überrascht darüber, dass Daphnus‘ Zauber gelang. Elementarzauber standen im Ruf, äußerst schwierig zu sein. Der junge Magier stand im Raum inmitten des von ihm geschaffenen Wasserspiels und strahlte unübersehbar Macht aus. Die Zuschauer klatschten begeistert und auch Jayel begann, anerkennend zu klatschen. In diesem Moment kamen die Jagdhunde des Vogts in den Raum herein gestürmt. Unter anderen Umständen wären sie sicher irritiert gewesen, ob des seltsamen Verhaltens, welches das Wasser an den Tag legte. Doch im Moment waren sie dabei, sich zu jagen und vollkommen in ihr Spiel vertieft. Ein knurrendes und bellendes Knäuel rollte durch den Speisesaal und riss eine große Lücke in den Kreis aus grünem Pulver. Es platschte kurz, als sich das Wasser entschloss, wieder den Gesetzen der Schwerkraft zu folgen. Der Applaus verstummte abrupt. Jayel hielt den Atem an. Daphnus stand klatschnass vor seinen Zuschauern und versuchte, auch in dieser Situation würdig auszusehen. Die Stille im Raum hielt an. „Ich glaube,“ sagte der Vogt schließlich, „wir sollten jetzt zu Bett gehen.“
    Die übrigen Tage der Reise verliefen ohne besondere Zwischenfälle. Jayel vermied es, Daphnus anzusprechen, und Daphnus beließ es dabei, Jayel kühl zu grüßen. Sie kehrten abends in Gasthöfen ein, in denen man von den Gästen nur erwartete, dass sie aßen und schliefen.
    Der letzte Tag der Reise erschien Jayel wie üblich länger als die übrigen Tage. Sie kannte die Route mittlerweile und wusste genau, wo sie sich befand und dass sie die Türme Farseths schon auf der nächsten Hügelkuppe würde sehen können, doch die Strecke schien sich endlos hinzuziehen. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel hinter sich und den warnenden Ruf eines Horns. Routiniert wich sie mit ihrem Pferd an die Seite aus, denn es kam häufig vor, dass Eilboten oder allein reisende Reiter die Kutsche und ihre Reisegefährten zu überholen suchten. Nachdem Jayel Platz gemacht hatte, warf sie einen Blick über die Schulter und runzelte die Stirn. Schon von weitem konnte sie erkennen, dass es sich bei den Reitern um kaiserliche Eilboten handelte, denn ihre Uniformen in Purpur und Orange leuchteten deutlich sichtbar vor dem braunen Hintergrund der staubigen Straße. Es war also eine wichtige Botschaft für die Großkaiserin, die dort vorbeikam. Um so erstaunter war Jayel, dass die beiden Reiter ihre Pferde zügelten, als sie an die Reisegesellschaft herangekommen waren.
    „Was gibt es?“, rief der

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