Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Kutscher den Boten zu.
„Eine wichtige politische Botschaft für die Kaiserin!“, antwortete der Bote, der Horn und Fahne bei sich trug.
Der andere ergänzte: „Sie ist in der Tat so wichtig für ganz Celane, dass wir sie auch allen Reisenden unterwegs mitgeteilt haben.“
Haardung ritt ungeduldig näher: „Was ist es denn, Mann? Nun sagt schon!“
Der Fahnenträger richtete sich theatralisch im Sattel auf und sagte im Ausrufertonfall: „Ilbatan und Balenndi haben ihren Konflikt beigelegt und sich verbündet!“
Diese Nachricht sorgte für Aufregung unter den Reisenden. „Aber das ist ja wunderbar!“, sagte Haardung freudig erregt. „Dann wird ja jetzt endlich Frieden sein!“
„Ich fürchte, so einfach ist es nicht“, meinte der zweite Bote, „denn die beiden Reiche haben sämtliche ausländischen Botschafter gefangen gesetzt und behaupten, nur Celane sei schuld, dass es so lange Unfrieden zwischen Ilbatan und Balenndi gegeben hat. Sie drohen damit, unser Reich zu überrennen!“
Erst eine ganze Weile, nachdem die beiden Boten hinter der Hügelkuppe verschwunden waren, gelang es dem Kutscher, seine Gäste dazu zu bewegen, wieder in die Kutsche einzusteigen und weiter zu fahren. Und selbst dann gelang es ihm nur, weil Daphnus sich anbot, an Haardungs Stelle zu reiten, damit dieser die Diskussion im Inneren der Kutsche fortführen konnte. So kam es, dass Jayel und Daphnus ziemlich schweigsam nebeneinander hinter der Kutsche herritten, während aus dem Inneren Fetzen des Streitgesprächs hervordrangen. „Ich habe es doch schon die ganze Zeit gesagt, dass Großkaiserin Cwell einfach nicht genug in diesem Konflikt getan hat. Gerade vor zwei Tagen erst“, hörte man Haardungs Stimme.
„Man hätte die Länder einfach überrennen sollen, als sie noch uneinig waren!“, ließ sich der dicke Bauer vernehmen. Jayel hatte im Moment erst einmal genug damit zu tun, die Informationen zu verdauen. Sie fand es ziemlich anmaßend von den Südreichen, die Schuld für ihre Uneinigkeit an Dritte weiterzureichen, vor allem, da Cwell sicherlich versucht hatte, zu schlichten. War es so, wie Haardung sagte? Hatte die Grokaiserin einfach nicht genug getan?
„Was werdet ihr jetzt tun?“, riss sie Daphnus‘ Stimme aus ihren Gedanken.
Jayel wandte sich ihm unwillig zu: „Wie meint ihr das?“
Daphnus zuckte die Schultern. „Naja“, sagte er, „ein Barde hat es nicht leicht zu solchen Zeiten. Vermittler werden jetzt gebraucht. Wahrscheinlich werden viele Barden in die Südlichen Reiche gesandt werden.“
Jayel überlief es heiß und kalt. Daran hatte sie noch überhaupt nicht gedacht. Plötzlich war ein Leben als Barde gefährlich geworden. „Das wird Kaiserin Cwell doch nicht tun,“ sagte sie unsicher. „Der Bote sagte doch, dass alle Diplomaten festgesetzt wurden. Sie würde doch niemals ihre Diplomaten einem Risiko aussetzen...“
„Und wie soll es dann weitergehen?“, fragte Daphnus.
Darauf wusste Jayel keine Antwort. „Ich kümmere mich jetzt erst einmal um meine Prüfung!“, sagte sie fast trotzig. Sie hatten mittlerweile die Kuppe des Hügels erreicht. Vor ihnen ragten die Türme von Farseth auf. Die Kaiserstadt und Hauptstadt des Reiches lag vor ihnen.
3: Der Botengang
Die Bardenschule in Farseth war in ganz Celane berühmt. Zwar gab es umherziehende Sängerinnen und Sänger, die sich selbst Barden nannten, doch nur an der Schule in Farseth wurden wahrhaft kaiserliche Barden erzogen. Die jungen Männer und Frauen, die hier ausgebildet wurden, lernten nicht nur Tanz und Gesang, sondern wurden in höfischem Benehmen, Etikette und Politik unterrichtet, denn sie sollten später einmal die Kaiserin repräsentieren. Sie selbst verstanden sich oft auch als Geweihte der Lyria, und nicht selten kam es vor, dass die Göttin des Wortes ihren Dienern ihre Gunst bezeugte, indem sie ihnen besondere Gaben zukommen ließ. Wo immer man die grün-blaue Robe eines Barden sah, wurde ihm Ehrerbietung entgegen gebracht.
Die Bardenschule lag direkt neben dem kaiserlichen Hof, und beide Gebäude verband ein großer, parkähnlicher Garten. Die Akolythen mussten häufig durch diesen Garten laufen, wenn sie kleine Botengänge erledigen sollten. Aber in ihren freien Stunden war es durchaus erlaubt, diesen Garten zum privaten Vergnügen zu nutzen.
Jayel ließ ihr Buch sinken und sah auf. Sie saß unter einer Trauerweide am Ufer des Sees, der den Garten, den Palast und die Bardenschule umgab. In den letzten Stunden hatte
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