Das ewige Lied - Fantasy-Roman
erhaltet.“ Jayel schluckte. Die Elfen schienen ja bestens informiert zu sein.
„Aber woher...?“, wollte sie fragen, doch der Elf unterbrach sie: „Morgen werdet ihr alles erfahren!“ Im nächsten Augenblick war er mit raschen Schritten zwischen den Bäumen verschwunden.
Jayel blinzelte. War diese Begegnung wirklich gewesen? Sie war sich nicht sicher. Sie fühlte sich nur auf einmal schrecklich erschöpft. Mit unsicheren Schritten wankte sie zum Lagerfeuer hinüber, wo auch Daphnus inzwischen tief schlief, hüllte sich in ihre Decke und war sofort eingeschlafen.
11: Unter Elfen
„Soll das heißen, nach dem Frühstück kreuzt hier ein elfisches Empfangskomitee auf?“, wollte Tiark ungläubig wissen. Jayel seufzte. Tiark schien sie mal wieder für komplett verrückt zu halten.
Aber auch Daphnus blickte sie zweifelnd an: „Ich habe dich zum Tümpel gehen sehen und habe dich auch singen gehört. Aber von einem Elfen habe ich nichts gesehen...“
„Da hast du ja auch schon geschlafen!“, fuhr ihn Jayel nervös an.
Kallabul hob beruhigend die Hände. „Wir werden ja bald sehen, ob Jayel geträumt hat, oder ob die Elfen wirklich hier eintreffen. Wir können sowieso nichts anderes machen, als unsere Sachen zu packen.“
Kaum hatten sie ihre Habseligkeiten auf den Pferden verstaut – Jayel hatte Tiark darauf hingewiesen, die Keule doch besser in der Satteltasche unterzubringen – tauchten zwischen den Bäumen die Gestalten mehrerer Elfen auf. Jayel warf ihren Gefährten triumphierende Blicke zu, doch die waren vom ungewohnten Anblick der Elfen zu beeindruckt, um dies zu bemerken. Die Elfen ähnelten einander so sehr, dass Jayel nicht hätte sagen können, wer der Elf vom Vorabend war. Sie nahm an, ihn wiederzuerkennen, als einer von den vier Elfen auf sie zutrat, sich leicht verneigte und Jayel ansprach: „Ihr seht, ich habe mein Wort gehalten. Kommt mit, ich bringe euch zur Hohen Herrin!“ Damit nahm jeder Elf eines der Pferde am Zügel, und den vier Reisenden blieb nichts anderes übrig, als ihren Tieren zu folgen.
Sie gingen eine Weile durch den Wald, ohne dass jemand ein Wort sprach. Jayel wagte nicht, das Wort erneut an die Elfen zu richten, und von sich aus sprachen ihre Führer nicht. Der Wald wurde zunehmend urwüchsiger; alte knorrige Bäume standen überall und das Gebüsch wucherte meterhoch. Jayel schien es, als wäre dieser Wald schon uralt und niemand hätte je Hand an eines der Gewächse gelegt oder seine Füße auf den blätterübersäten Boden gesetzt. Auch die Sonne, die zwischen den Zweigen hindurchschien, hatte sich unmerklich verändert: Ihr Licht erschien matter und sanfter und verlieh ihrer Umgebung einen zarten, fast traumartigen Schimmer.
Nach etwa zwei Stunden konnte Jayel in der Ferne Stimmen hören, und sie sah zwischen den Bäumen huschende Bewegungen. Als sie näher kamen, erkannte Jayel in dem Stimmengewirr die typische Geräuschkulisse eines Dorfes oder Lagers: Kinderlachen vermischt mit Frauenstimmen, dazwischen das Rufen von Männern und unbestimmte Geräusche, die von Handwerk und Arbeit zeugten. Schon bald konnten sie das Lager der Elfen deutlich sehen, denn der Wald lichtete sich hier.
Eigentlich war es vielmehr eine Siedlung als ein Lager. Die Holzhütten schienen direkt mit den Bäumen verwachsen zu sein; einige davon befanden sich sogar in den Wipfeln der Bäume. Die Elfen, die sie nun zu Gesicht bekamen, hatten alle den gleichen hohen Wuchs, helle Haut und weiße Haare; die Männer trugen sie offen, die Frauen zu kunstvollen Gebilden auf dem Kopf festgesteckt, mit Blüten, Zweigen und Federn geschmückt. Die Kinder rannten lachend um die Pferde herum. Jayel erkannte, dass sie alle Augen in den verschiedensten Blautönen hatten, von himmelblau bis dunkelviolett.
Schließlich hielten ihre Führer die Pferde an. Sie bedeuteten Jayel und den anderen, stehenzubleiben und führten dann die Pferde davon. Verwirrt blickte sich Jayel um. Viele Elfen waren ihnen gefolgt und standen nun in einigem Abstand um sie herum, tuschelten miteinander und lachten. Schließlich trat wieder einer der Elfen zu ihnen: „Folgt mir, bitte. Unsere hohe Herrin erwartet euch am Versammlungsplatz.“
Die Menge teilte sich und bildete eine schmale Gasse. Nachdem die Reisenden hindurchgegangen waren, folgten ihnen die Elfen erneut. Der Versammlungsplatz befand sich im Zentrum der Siedlung, wo ein besonders mächtiger Baum sich weit über die anderen Wipfel erhob. Es war eine uralte Eiche,
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