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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bruske
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gefolgt. Jayel musterte sie verwirrt. Einerseits verstand sie nicht, warum das Mädchen so bekümmert war, andererseits war sie über die Elfin sehr erstaunt. Sie war so ziemlich das Gegenteil aller Elfen, die Jayel bisher gesehen hatte: Klein und pummelig, ihre Haare hingen strähnig bis zum Boden herab, und sie blickte Jayel und ihre Freunde aus verheulten Augen verzweifelt an.
    Kallabul versuchte, die Elfin zu beruhigen: „Schon gut, beruhigt euch doch! Was ist denn geschehen?“
    Die Elfin schniefte und ließ sich auf eine der Stufen fallen, die zum Tempel hinauf führten. „Es ist alles meine Schuld!“, klagte sie, „wenn ich doch besser aufgepasst hätte...“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Vier aus Gemma, so hieß die Elfe, herausbekommen hatten, was vorgefallen war. Immer wieder wurde die Elfin von Weinkrämpfen geschüttelt, und manchmal kamen ihre Sätze gestammelt und unzusammenhängend, so dass sich Jayel und die anderen hinterher zusammenreimen mussten, was genau wann geschehen war. Offenbar war Gemma die Akolythin des Tempels. Murja, die Hohepriesterin, hatte sie erst vor einem Jahr zu sich geholt. Gemma war ein verträumtes Mädchen, etwas ungeschickt und tollpatschig, doch, wie Murja glaubte, von der Göttin zum Tempeldienst bestimmt. In einem Traum hatte die Göttin Murja vor ein paar Tagen mitgeteilt, dass die Zeit der Prophezeiung gekommen sei. Daraufhin hieß sie Gemma, den Kristall für diese Aufgabe vorzubereiten: Vor ihm mussten rituelle Gebete gesprochen werden, Gemma sollte ihn waschen und salben. Dafür musste Gemma den Kristall zur heiligen Quelle bringen. „Sie liegt etwas südlich von hier ... an der Grenze zum Moor...“, berichtete die Elfin schaudernd.
    Gemma hatte getan, wie ihr geheißen und den Kristall in der Quelle gewaschen. Dabei hatte sie sich gefreut, als sich das Sonnenlicht in den Facetten des Kristalls brach. „Dabei hätte ich wissen müssen, dass die ... die ... dass sie darauf reagieren, wenn etwas glitzert und glänzt“, schluchzte Gemma.
    „Wen meinst du mit ‚sie’?“, wollte Daphnus energisch wissen.
    „Die ... die ... die Moorkrätschen!“, stammelte Gemma furchtsam und blickte zum Himmel.
    Jayel folgte ihren Blicken, sah aber nur blauen Himmel. „Was sind Moorkrätschen?“, wollte sie wissen.
    Gemma sah sie an, als hätte Jayel wissen wollen, ob Wasser nass sei. „Es sind schlimme, ekelhafte Monster“, sagte sie schließlich, als die anderen sie ebenso fragend ansahen. „Sie leben im Moor, aber hin und wieder kommen sie auch in den Wald, und sie greifen Elfen und Tiere an. Mich haben sie auch angegriffen“, fuhr Gemma in weinerlichem Ton fort. „Sie wollten den Kristall. Ich hatte Angst, aber ich hab ihn ihnen nicht überlassen. Ich bin gerannt, so schnell ich konnte, zurück hierher ... aber die Moorkrätschen haben mich verfolgt. Murja ... wollte mir helfen. ‚Bring den Kristall in die Hütte!’, schrie sie, und sie hat die Monster mit Steinen beworfen. Die Moorkrätschen ... haben sich auf sie gestürzt. Sie ... sind sehr groß ... sie haben sie fortgetragen...“ Gemma schniefte leise.
    Kallabul tätschelte ihr beruhigend die Schulter: „Du hast ihr mehr geholfen, indem du den Kristall gerettet hast...“, versuchte er, die Priesterin zu trösten.
    Gemma heulte bei diesen Worten jedoch wieder laut auf: „Das ist es ja, ich habe versagt! Als ich nämlich in die Hütte laufen wollte, bin ich gestolpert und hingefallen, und da ist der Kristall mir aus der Hand gefallen, und dann kam eine Moorkrätsche...“ Die restlichen Worte waren unverständlich, doch die vier Reisenden sahen sich entsetzt an.
    „Gemma“, fragte Daphnus eindringlich, „hast du keine Ahnung, wohin die Moorkrätschen Murja und den Kristall gebracht haben könnten?“
    Die Elfin sah ihn entrüstet an: „Natürlich weiß ich, wo sie sie hingebracht haben. In ihr Nest!“
    Jayel atmete auf: „Dann brauchen wir also nur das Nest zu finden, und wir haben den Stein wieder...“
    Gemma schüttelte heftig den Kopf. „Ihr versteht wohl nicht. Das Nest liegt natürlich mitten im Modermoor. Ich bin schuld daran, dass die alte Prophezeiung nicht erfüllt werden kann!“, schluchzte sie.
    Jayel und ihre Begleiter sahen sich ratlos an. „Sag mal, Kleine“, begann Tiark schließlich, „was genau hat es eigentlich mit dem Moor auf sich?“
    Gemma trocknete sich die Augen an ihrer Kutte. „Ich hab ja ganz vergessen, dass ihr Menschen seid“, murmelte sie mürrisch, „da

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